Im Kampf gegen verstopfte Autobahnen und die wachsende Abgaslast fordern führende Manager der Nutzfahrzeugbranche mehr Entscheidungsfreude auch von den Politikern. "In Deutschland, wo Pkw und Lkw einst zuerst fuhren, müssen auch Pkw und Lkw der nächsten Generation zuerst fahren. Das muss der Anspruch der Politik sein. Gerade in der digitalen Ära gibt es einen harten Standortwettbewerb", sagte der Nutzfahrzeugchef des Daimler-Konzerns, Wolfgang Bernhard, am Mittwoch bei einer Konferenz des Branchenverbandes VDA in Berlin.
Daimler hat bereits einen Lkw-Prototypen vorgestellt, der automatisch und dabei spritsparender auf Autobahnen fahren kann. Erlaubt ist sein Einsatz hierzulande noch nicht. Vernetzter Verkehr mit intelligenter Datennutzung in Echtzeit gelten als ein Schlüssel für die Autobahnen der Zukunft. Bisher sind allerdings die USA auf diesem Feld führend.
Der Chef der Lkw- und Bussparte im VW-Konzern, Andreas Renschler, warb für eine engere Abstimmung in der gesamten Logistikkette, um die Ziele für eine CO2-Reduzierung im Verkehr zu erreichen. Dann sei sogar mehr Einsparung drin als bisher für das Jahr 2020 angestrebt. Neben den Herstellern von Lkw und Anhängern seien auch Teilezulieferer in der Pflicht, etwa bei den Reifen, aber etwa auch die Sprithersteller.
Übereinstimmend warben Bernhard, Renschler und auch VDA-Präsident Matthias Wissmann für mehr Offenheit bei den nicht unumstrittenen Lang-Lkw. "Das spart Fahrzeugkilometer und CO2 - im Durchschnitt bis zu 25 Prozent pro transportierter Tonne", sagte Wissmann. Er begrüßte, dass sich für den Feldversuch der überlangen Laster nun auch die Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen öffneten. Nach Angaben der EU-Kommission stieg der CO2-Ausstoß über die Abgase des Schwerlastverkehrs zwischen 1990 und 2010 EU-weit um 36 Prozent.
"Digitales Testfeld Autobahn"
Hierzulande entsteht auf der A9 in Bayern ein "Digitales Testfeld Autobahn", mit dem die digitale Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug, aber auch von Fahrzeug zu Fahrzeug erprobt werden soll. Google testet das (teil-)automatisierte Fahren in den USA seit sechs Jahren. Experten erwarten selbstfahrende Autos bis zum Jahr 2020 im Verkehr. Viele Fragen etwa zur Haftung sind aber noch ungeklärt.
Die Nutzfahrzeug-Branche steht unter Druck. Zuletzt hatten in Europa Ende 2013 Hamsterkäufe vor einer neuen Abgasnorm (Euro 6) den Markt auf den Kopf gestellt. Kurzarbeit war eine Folge, etwa beim Münchner Lkw-Bauer MAN. Tausende Mitarbeiter der VW-Tochter erfuhren am Mittwoch in München, Salzgitter und Steyr von großen Umbauplänen. (dpa)