In Deutschland machen immer mehr Autofahrer beim Carsharing mit. Zum Jahresanfang waren bundesweit rund 757.000 Kunden registriert, rund zwei Drittel mehr als im Vorjahr, wie der Bundesverband Carsharing am Donnerstag in Berlin mitteilte. Der große Zuwachs geht vor allem auf Autos zurück, die in Großstädten am Straßenrand parken und sich mit einem Smartphone orten und reservieren lassen. Diese Dynamik werde sich fortsetzen, sagte Martin zur Nedden vom Deutschen Instituts für Urbanistik. Carsharing sei aber nur ein Baustein. Die Zukunft nachhaltiger Verkehrsplanung in Städten gehöre dem flexiblen Wechsel bei der Mobilität: zu Fuß, per Rad, mit Bus und Bahn - und auch mit dem Auto.
Seit viele deutsche Großstädte wieder wachsen, werden moderne Verkehrskonzepte neben dem Wohnungsbau besonders wichtig. Dabei geht es nicht darum, Autos zu verdrängen. Sie sollen vielmehr so intelligent genutzt werden, dass lange Staus und lästige Parkplatzsuche irgendwann einmal der Vergangenheit angehören.
Beim Carsharing teilen sich je nach Angebot heute schon 40 bis zu 70 Kunden ein Auto - Organisation und Management übernimmt ein professioneller Anbieter. Die Zuwachsraten beim "geteilten Auto" sind beachtlich. So haben sich im Jahr 2013 rund 437.000 Nutzer für die mobile Großstadt-Variante registriert. Das war ein Plus von 254.000 Kunden im Vergleich zum Vorjahr - satte 139 Prozent. Allerdings lassen sich Kunden oft bei mehreren Anbietern registrieren, um eine größere Auswahl zu haben. Diese möglichen Doppelzählungen kann der Bundesverband Carsharing aus seiner Jahresbilanz nicht herausrechnen.
Doch auch beim traditionellen Carsharing mit bundesweit inzwischen 3.900 festen Stationen ist der Kundenstamm 2013 um 50.000 auf nun 320.000 Nutzer gewachsen - fast um ein Fünftel (18,5 Prozent). Dieser erstaunlichen Dynamik beim Carsharing seit dem Jahr 2011 spielt die fortschreitende Digitalisierung in die Hände, die das Ausleihen von Autos mit Chipkarten und Smartphones einfacher und bequemer macht.
Eigener Wagen kein Herzenswunsch mehr
Den zweiten Trend nennt Hilmar von Lojewski vom Deutschen Städtetag die "Durchlöcherung des Eigentumsbegriffs". Für viele, vor allem junge Autofahrer, sei ein eigener Wagen kein Herzenswunsch mehr. Andere Autofahrer locke das Kostenargument. Und selbst Behörden und Firmen rechneten inzwischen, ob Carsharing den Fuhrpark ersetzen könne. Rund ein Viertel der Kunden nutzt die Autos gewerblich.
Rund 43 Millionen Menschen in Deutschland lassen sich laut Statistik heute über Carsharing erreichen. Das Angebot führt nicht immer zum Abmelden des eigenen Autos. Hilfreich sei es schon, wenn kein Zweitwagen angeschafft werde, sagt Willi Loose, Geschäftsführer beim Bundesverband Carsharing. Für dieses Ziel müsse der Gesetzgeber aber mehr tun - zum Beispiel mehr öffentlichen Straßenraum für Carsharing freigeben.
Mit fast zwei Carsharing-Autos pro 1.000 Einwohner hängt Karlsruhe alle anderen deutschen Städte seit Jahren ab. Sieben Prozent aller Haushalte manchen mit - mit Abstand ein Spitzenwert. Ein Viertel der Karlsruher fährt aber auch Rad. Und viele Pendler nutzen das System von Überland-Straßenbahnen. "Wir müssen bald Überlebensräume für Fußgänger schaffen", scherzt Oberbürgermeister Frank Mentrup. (dpa)