Ein in den USA wegen angeblicher Beteiligung am Abgas-Skandal angeklagter Volkswagen-Manager hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Bei einer Gerichtsanhörung in Detroit plädierte der Anwalt des Deutschen, dem im schlimmsten Fall 169 Jahre Haft drohen, am Donnerstag auf unschuldig. Der 48-Jährige war im vergangenen Monat in Florida vom FBI festgenommen wurden. Er war bei VW bis März 2015 in leitender Funktion mit Umweltfragen in den USA betraut.
Der Mann ist eine von sechs amtierenden und ehemaligen Führungskräften, die die US-Justiz in der Dieselaffäre strafrechtlich belangen will. Die Mitarbeiter sind allerdings eher dem mittleren Management oder der zweiten Reihe als der Konzernspitze zuzurechnen. Auf die anderen Angeklagten haben die Fahnder kaum Zugriff, da sie sich in Deutschland aufhalten dürften und ihnen keine Auslieferung droht. Die Manager werden beschuldigt, Teil einer Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen Umweltgesetze gewesen zu sein.
Dem Mann, dem in Detroit der Prozess gemacht werden soll, wird insbesondere der Versuch vorgeworfen, Abgas-Manipulationen zu vertuschen und Ermittler in die Irre zu führen. Die 39-seitige Klageschrift umfasst etliche Anschuldigungen von bewussten Falschaussagen bis hin zur Vernichtung von Beweismitteln. Vor Gericht erschien der langjährige VW-Mitarbeiter laut Augenzeugen in roter Gefangenenkleidung und schwieg während der gesamten Anhörung.
Sein Anwalt kündigte einen neuen Versuch an, seinen Mandanten gegen Kaution auf freien Fuß zu bekommen. Ein entsprechender Antrag war bereits im Januar von einem Gericht in Miami abgelehnt worden. Zudem forderte er die Verlegung des Angeklagten in ein anderes Gefängnis sowie eine Lesebrille und Medikamente. Als nächstes soll der Mann dem zuständigen Richter Sean Cox vorgeführt werden. Ein Termin dafür sei aber noch nicht angesetzt worden, sagte ein Gerichtssprecher.
VW hat sich im US-Strafverfahren bereits auf Konzernebene schuldig bekannt, kriminelle Handlungen zugegeben, und einem 4,3 Milliarden Dollar teuren Vergleich mit dem US-Justizministerium zugestimmt. Die Einigung muss aber noch von Richter Cox genehmigt werden. Insgesamt hat VW in den USA und Kanada schon Vergleiche über rund 24 Milliarden Dollar akzeptiert. Der Konzern hatte im September 2015 eingeräumt, in großem Stil Abgaswerte bei Dieselwagen manipuliert zu haben. (dpa)