Bei Volkswagen wollen Management und Betriebsrat nach internen Auseinandersetzungen beim tiefgreifenden Umbau des Autobauers wieder an einem Strang ziehen. Streitpunkte über die Umsetzung des Reformprogramms "Zukunftspakt" wurden beigelegt. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte am Dienstag auf einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung in Wolfsburg nach Angaben eines Sprechers, in einem Brief sage der Vorstand zu, auf den "Vertragsstand" zurückzukommen. Ein VW-Sprecher bestätigte, die Streitpunkte, die der Betriebsrat angesprochen habe, seien im Laufe der vergangenen Woche diskutiert und nun beigelegt worden.
Beide Seiten hatten im vergangenen November einen "Zukunftspakt" vereinbart. Das Spar- und Umbauprogramm soll die Konzern-Kernmarke VW profitabler machen und gleichzeitig Milliarden für neue Geschäftsfelder bereitstellen. Auch ein Jobabbau ist vorgesehen. Bis zu 30.000 Stellen sollen bis 2020 wegfallen, 23.000 davon in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings ausgeschlossen, und zwar bis Ende 2025. Zugleich sollen 9.000 Stellen in Zukunftsbereichen geschaffen werden, etwa für Software-Entwickler.
Über die Umsetzung des Reformprogramms war kürzlich ein Streit ausgebrochen. Der Betriebsrat hatte Markenchef Herbert Diess Wortbruch vorgeworfen und deshalb einige Projekte vorerst auf Eis gelegt. Osterloh sagte etwa, die Auflösung einer dritten Schicht an einer Montagelinie sei nun vom Tisch - wie auch ein Schreiben an die Personalleiter, mit dem der interne Arbeitsmarkt «blockiert» werden sollte.
"Liebgewordenes für Neues loslassen"
Der Betriebsratschef meinte laut Mitteilung, an die Beschäftigten gewandt: "Lasst uns - auch wenn wir uns alle in den nächsten Jahren bewegen müssen, wenn wir Liebgewordenes für Neues loslassen müssen - gemeinsam Volkswagen nach vorne bewegen." Markenchef Diess betonte in der Betriebsversammlung laut Mitteilung, VW müsse den "Zukunftspakt" schnell und konsequent umsetzen. Er sei für 2017 optimistisch. "Es wird ein gutes, aber auch anstrengendes Jahr."
Der Skandal um Abgas-Manipulationen bei Dieselfahrzeugen hatte den Autokonzern in eine schwere Krise gestürzt. Die Aufarbeitung dauert an. Bei der Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge kommt VW voran. In Deutschland sind demnach nahezu zwei Drittel aller Wagen umgerüstet. Bis zum Herbst sollen alle betroffenen Autos in Ordnung gebracht werden. Der Dieselskandal hatte auch den Umbau von VW beschleunigt. Damit reagiert das Unternehmen auch auf die massiven Veränderungen in der Autobranche. Mobilitätsdienstleistungen sowie Elektromobilität sollen stark ausgebaut werden.
Beim Ausbau der Elektromobilität stehen allerdings viele Jobs in der Herstellung klassischer Verbrennungsmotoren auf der Kippe. Volkswagen erwägt daher den Einstieg in eine Massenfertigung von Batteriezellen in Salzgitter, wie Osterloh bekräftigte. Er fügte hinzu: "Soweit dies wirtschaftlich tragbar ist." Bisher werden Batteriezellen als wichtige Komponente vor allem in Asien produziert.
VW-Beschäftigte sollen Prämie von 2.900 Euro bekommen
Unterdessen sollen die 120 000 VW-Mitarbeiter im Haustarif trotz der immensen Kosten für den Dieselskandal eine Erfolgsbeteiligung von voraussichtlich rund 2.900 Euro bekommen. Das wurde nach dpa-Informationen am Dienstag auf der Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg mitgeteilt. Im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter eine Prämie von 3.950 Euro bekommen.
Am kommenden Freitag (24.2) will in Wolfsburg der Aufsichtsrat von Volkswagen zusammenkommen. Nach dpa-Informationen soll das Kontrollgremium eine Reform des Vergütungssystems beraten. Hohe Vorstandsgehälter bei VW hatten zuletzt erneut für Kritik gesorgt. (dpa)
HJS