Der kriselnde US-Autoriese Ford stellt seine Konzernspitze bereits zum zweiten Mal in gut drei Jahren neu auf. Das Unternehmen teilte am Dienstag mit, dass der erst seit Mai 2017 amtierende Vorstandschef Jim Hackett (65) zurücktritt. Zum Nachfolger wurde mit Wirkung zum 1. Oktober Top-Manager Jim Farley (58) befördert, der sich derzeit im Vorstand um das Tagesgeschäft kümmert.
Der Personalwechsel zeigt, wie schwer Ford sich weiter mit dem Wandel der Autoindustrie vom klassischen Blechbiegen zu Zukunftstechnologien wie autonomem Fahren und Elektromobilität tut. Der Konzern steckt in einem tiefgreifenden Umbau, Hackett war eigentlich als großer Modernisierer angetreten. Auch sein Vorgänger Mark Fields hatte den Spitzenposten nach nur rund drei Jahren schon wieder geräumt.
Für die deutschen Ford-Standorte in Köln und Saarlouis könnte der überraschende Wechsel an der Konzernspitze nach Ansicht des Automobil-Experten Stefan Bratzel von Vorteil sein. "Der neue Ford-Chef Jim Farley war jahrelang für Europa zuständig und hat daher mehr Verständnis für den deutschen Automarkt", sagte der Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwochausgabe). Allerdings dürfte sich nach seiner Einschätzung am Sparkurs für das Ford-Werk in Köln wenig ändern. Farley werde die Sparbemühungen vermutlich noch einmal verstärken.
Für Deutschland hatte Ford zuletzt "klare Anzeichen für eine Erholung des Marktes" gemeldet. Bei den verbindlichen Bestellungen liege man inzwischen wieder bei mehr als 80 Prozent der vor Corona angepeilten Ziele. Im ersten Halbjahr 2020 hatte Ford in Deutschland allerdings nur etwas mehr als 84.000 Neuzulassungen registriert. Das waren 41,4 Prozent weniger, als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Zwischen Mitte März und Anfang Mai musste Ford aufgrund der Pandemie die Produktion an seinen europäischen Standorten für mehr als sechs Wochen pausieren lassen. (dpa)
Holger Schlesinger