Automatisiertes Fahren, Connected Mobility, Standardisierung bei der Homologation und Zulassung hochautomatisierter Fahrzeuge sowie digitale Fahrzeugvermarktungs-Tools für den Handel – das sind die Top-Themen von TÜV Süd auf der Automesse IAA. "Wir erleben alle, wie groß die Herausforderungen sind, die mit der sich rasch verändernden Mobilität einhergehen", sagte Patrick Fruth, CEO der Division Mobility, am Mittwoch in Frankfurt. "Unsere Rolle ist es, die Systeme beim hochautomatisierten Fahren sicher zu machen." Man arbeite dabei weltweit in enger Partnerschaft mit Autoherstellern, Behörden und Forschungseinrichtungen.
Das automobile Ökosystem verändere sich rasant, betonte Fruth und verwies auf den Einsatz alternativer Antriebe und die zunehmende Bedeutung von Car-to-Car- und Car-to-Infrastructure-Kommunikation. Auch das sich verändernde Mobilitätsverhalten im urbanen Umfeld erfordere neue Antworten. Immer wichtiger sei es beispielsweise, den Gefahrenübergang bei der "Shared Mobility" sicher und transparent zu gestalten. Fruth: "Hier bieten wir als Dienstleister digitale und automatisierte Lösungen wie den Digital Vehicle Scan an."
Der Digital Vehicle Scan (D.V.S.) braucht für die optische Erfassung des Fahrzeugzustands nur 20 Sekunden. Dabei dokumentiert die Anlage während der Durchfahrt mit Kameras den kompletten Wagen – inklusive Unterbodenscan und Erfassung des Reifendrucks. "Mit dieser Lösung haben wir einen höchst effizienten Prozess und können durch digitale Anwendungen bedeutende Skaleneffekte erzeugen. Die Akquisition von D.V.S. ist ein wichtiger Baustein unserer Digitalisierungsstrategie", so Fruth.
Weltweit gefragter Kooperationspartner
Beim hochautomatisierten Fahren sei TÜV Süd weltweit ein gefragter Kooperationspartner. Im Mittelpunkt der Entwicklungsarbeit stehe neben der Fahrzeugsicherheit die funktionale Sicherheit, aber auch die Cyber-Security sei ein zentraler Sicherheitsaspekt bei vernetzten Fahrzeugen. TÜV Süd mache sich international zudem für einheitliche Standards bei der Homologation und Zulassung hochautomatisierter Fahrzeuge stark. "Klare Vorgaben und einheitliche Standards sind hier der Garant für eine schnelle Markteinführung hochautomatisierter Fahrzeuge – gerade vor dem Hintergrund der international vernetzten Wertschöpfungsprozesse und der weltweiten Vermarktung", sagte der Mobilitätschef des Prüfkonzerns.
Als Beispiel für die Standardentwicklung nannte Fruth "TR 68" (technical reference). Singapur habe hier weltweit erstmals nationale Leitlinien für die Entwicklung vollautomatisierter Fahrzeuge entwickelt. Fachleute von TÜV Süd waren dabei verantwortlich für die Bereiche Betriebs-/Funktionale Sicherheit, Cyber-Security und Fahrzeugdatenformate und -strukturen – und damit gleich für drei von insgesamt vier Arbeitsgruppen.
Digitales Remarketing und Fahrzeugmanagement
Mit digitalen Produkten will TÜV Süd sowohl Effizienz als auch Effektivität im Remarketing und Fahrzeugmanagement steigern. Beispiele sind die Lösungen "BlueNOW!", eine Vorabbewertung für Leasingrückläufer, oder "PhotoFairy 360°". Dieses Bildertool soll für professionelle Gebrauchtwagen-Fotos während des Rücknahmeprozesses sorgen. Im Handumdrehen zum Schadengutachten kommen Kunden mit dem Online-Portal "Blue Button". Alles zusammen ermögliche nicht nur die digitale Kontrolle über den Fahrzeugbestand, sondern trage dazu bei, die Standzeiten bei Gebrauchtfahrzeugen zu verringern, unterstrich Fruth.
Auch bei der digitalen Kommunikation mit Kunden bietet TÜV Süd Unterstützung: So misst der "Blue Digital Index" die Relevanz eines Autohauses im Web und gibt Empfehlungen, wie diese verbessert werden kann. Die Autohaus-App verspricht den Betrieben neue Möglichkeiten der Kundenansprache und -bindung. (tm/diwi)