Ein merklicher Schub aus dem Geschäft mit neuen Reifen soll dem Autozulieferer Continental die Prognose für das laufende Jahr retten. Zum Jahresstart spürte das Unternehmen aus Hannover die Absatzflaute auf Europas Automarkt - und auch der ungewöhnlich lange Winter wirkte belastend.
Der Umsatz des Dax-Rückkehrers sank in den ersten drei Monaten leicht um gut drei Prozent auf 8,033 Milliarden Euro, wie Conti am Freitag mitteilte. Das Minus fiel damit minimal größer aus als vorhergesagt. Auch der operative Gewinn gab nach und lag mit 747,4 Millionen Euro etwa 40 Millionen Euro unter dem Vergleichswert aus dem ersten Jahresviertel 2012. Unterm Strich standen 441,2 Millionen Euro, neun Prozent weniger.
Zur Erklärung schrieb der Konzern: "Wesentlich war die schwache Entwicklung der Pkw-Produktion in Europa." Außerdem hätten diesmal gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum drei Arbeitstage gefehlt. Und dann schlug auch noch der Winter zu. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer sagte: "Wir haben im ersten Quartal diese sehr lange Kälteperiode in den Winterreifenländern gehabt - mit dem Effekt, dass Ende März 75 Prozent weniger Fahrer die Reifen ihres Autos auf Sommerreifen gewechselt hatten als in normalen Jahren."
Doch was zuletzt belastend wirkte, soll sich in den nächsten Wochen als Nachholeffekt auszahlen. "Das gibt automatisch einen Schub ins zweite Quartal hinein", sagte Schäfer. Darüber hinaus gebe es ganz generell großen Nachholbedarf, denn viele Autofahrer hätten den Kauf neuer Reifen auf die lange Bank geschoben. "Wir haben es in den letzten Dekaden eigentlich nie erlebt, dass mehr als sechs Quartale in Folge sich eine solche Schwächeperiode im Reifenersatzgeschäft zeigt", erläuterte der Conti-Finanzchef. "Und ableitend aus dieser Logik - wir sind jetzt im sechsten Quartal - erwarten wir fürs zweite Halbjahr eine Rückkehr zu den normalen Wachstumszahlen."
Reifenersatzgeschäft
Im Geschäftsjahr 2012 stand die Reifen-Sparte bei Conti für gut 13 Milliarden Euro Umsatz und rangierte damit hinter der Autotechnik, deren Bereich auf knapp 20 Milliarden Euro Erlöse kam. Allerdings entfielen innerhalb der Reifendivision satte 71 Prozent auf das Ersatzgeschäft und nur 29 Prozent auf das Erstausrüstergeschäft mit den Fahrzeugherstellern. Entsprechend groß sind Schäfers Hoffnungen, dass sich der beschriebene Stau auflöst: "Aus unserer Erfahrung heraus ist es dann sehr häufig auch ein besonders starkes Wachstum, weil zunächst einmal aufgeschobene Käufe dann nachgeholt werden."
Für Europas Pkw-Produktion im laufenden Quartal erwartet Conti "einen leichten Anstieg", was im Wesentlichen aber nur daran liege, dass es diesmal zwischen April und Ende Juni mehr Arbeitstage gibt.
Generell warnt der Konzern aber vor der heiklen wirtschaftlichen Situation in einigen EU-Ländern, die "weiterhin einen Risikofaktor" darstellten. Contis Prognose habe aber Bestand. Demnach will der Konzern seinen Umsatz bis zum Jahresende um fünf Prozent auf mehr als 34 Milliarden Euro steigern und beim um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis mindestens jeden zehnten Euro behalten.
Jahresplan
Schäfer bekräftigte auch die Unterteilung des Jahresplans, wonach sich das fünfprozentige Umsatzwachstum des Konzerns aus vier Prozent in der Automotive- und sechs Prozent in der Reifensparte zusammensetzen soll. "Das ist unverändert so", sagte der Finanzvorstand.
Lob gab es nach den Zahlen von NordLB-Autoanalyst Frank Schwope: "Conti zeigt mit dem Festhalten an den Zielen Stärke, während andere Branchenunternehmen schwächeln und ihre Ziele nach unten korrigieren müssen", schrieb er in einer Publikation. Daimler etwa hatte seine Prognose jüngst kassieren müssen. Die Conti-Aktien gehörten mit sattem Zuwachs auch noch am Nachmittag zu der Gewinnergruppe im Dax. (dpa)