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Skoda und VW: Vom Ostauto zum wichtigen Pfeiler

22.05.2020 10:10 Uhr
Im vorigen Jahr lief es finanziell gut für die Tschechen: Von den Erlösen blieben 8,4 Prozent als operativer Gewinn hängen.
© Foto: picture alliance/Alexey Vitvitsky/Sputnik/dpa

Seit 20 Jahren gehört der tschechische Autobauer Skoda zu 100 Prozent zur Volkswagen-Gruppe. Die Marke produziert längst auch in China, Russland, Indien. Aber es gibt noch jede Menge zu tun - nicht nur beim Großthema E-Mobilität.

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Skoda hat eine rasante Entwicklung hingelegt, vom östlichen Mauerblümchen zur Säule des Volumengeschäfts im VW-Konzern. Vor genau 20 Jahren gelang den Wolfsburgern die Komplettübernahme der Marke aus Tschechien. Am 22. Mai 2000 entschied die Regierung unter Ministerpräsident Milos Zeman, ihren verbleibenden Staatsanteil von 30 Prozent abzustoßen.

Es war ein Angebot, das man kaum ablehnen konnte. Volkswagen legte 650 Millionen D-Mark hin, umgerechnet rund 332 Millionen Euro. Zum Vergleich: Ein Arbeiter bei Skoda verdiente zu der Zeit im Schnitt 1.000 Mark im Monat. Der Preis sei hoch gewesen, erinnert sich Libor Roucek, damals Regierungssprecher in Prag. Er habe aber den wirklichen Wert der aufstrebenden Firma für Volkswagen widergespiegelt.

Heute höre man manchmal aus nationalistischen Kreisen, dass Skoda nicht mehr tschechisch, sondern deutsch sei. Das habe vor 20 Jahren noch keine Rolle gespielt, sagt Sozialdemokrat Roucek: "Im Gegenteil, der Verkauf an den VW-Konzern wurde immer wieder als erfolgreichstes Beispiel der Privatisierung - gemeinsam mit einem strategischen Partner  - hervorgehoben."

Einfach, aber robust

Als Brot-und-Butter-Auto lief im Jahr 2000 der Felicia vom Band, der teils noch auf eine Vorwende-Konstruktion zurückging. Skodas hatten den Ruf, einfach, aber robust zu sein. Ein beliebter Witz ging so: An der Tankstelle wird ein Skoda-Fahrer gefragt: "Haben Sie den allein gebaut oder hat ihnen dabei jemand geholfen?"

Diese Zeiten sind vorbei. Heute gibt es eine breite Produktpalette vom Kleinwagen Fabia über den meistverkauften Octavia bis hin zum Kompakt-SUV Karoq. Die Fließbänder laufen nach Corona-Unterbrechung wie bei anderen VW-Töchtern wieder auf vollen Touren. Nur auf den Zug der Plug-in-Hybride ist Skoda relativ spät gesprungen. Octavia iV und Superb iV wurden erst Ende 2019 vorgestellt.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht darin nicht unbedingt einen Nachteil: Plug-in-Hybride seien Kompromissfahrzeuge mit zu hohen Preisen und Betriebskosten für die Skoda-Kunden. "Damit ist der Weg in das echte batterieelektrische Auto für Skoda die bessere Alternative", meint er. Dabei könne Skoda von der Kompetenz des geplanten VW-Batterie-Zentrums in Salzgitter profitieren.


Skoda Enyaq iV (getarnt)

Skoda Enyaq iV (getarnt) Bildergalerie

Die konzerninterne Konkurrenz kann freilich auch für Eifersüchteleien unter den einzelnen Marken sorgen. Sowohl Skoda als auch die große Schwestermarke VW sind der Gruppe "Volumen" zugeordnet. Skoda selbst sieht sich bereits seit längerem als "gehobene Mittelklasse" - Erinnerungen werden wach an ähnlich schwierige Abgrenzungen etwa zwischen dem Audi A8 und VW Phaeton im Luxussegment.

In Tschechien wird manchmal zudem der Vorwurf laut, Skoda würde von der Konzernmutter absichtlich ausgebremst. Saubere Markenprofile seien indes nötig, meint Dudenhöffer: "Wilder Kannibalismus schadet allen." Und als eigenständiges Unternehmen wäre Skoda nie in den Genuss großer Kostenvorteile gekommen, die ein Konzern wie VW biete.

Für Mitarbeiter und Manager bringt die starke Verschränkung der Marken untereinander auch Chancen. Skoda gilt konzernintern als Sprungbrett für Führungskräfte - und als Ziel für solche, die große Aufgaben anstreben. Seit 2015 steht Bernhard Maier an der Skoda-Spitze, zuvor Vertriebsvorstand bei der "Renditeperle" Porsche.

Rückgang der Verkaufszahlen

Im vorigen Jahr lief es finanziell gut für die Tschechen: Von den Erlösen blieben 8,4 Prozent als operativer Gewinn hängen - mehr als bei der ertragreichen VW-Oberklasse-Tochter Audi mit 8,1 Prozent. Bei den Verkäufen hakte es zuletzt jedoch schon etwas. Bereits vor der Corona-Krise war Skoda neben den leichten VW-Nutzfahrzeugen die einzige Konzerntochter, die 2019 insgesamt weniger Autos los wurde. Die Auslieferungen sanken leicht um 0,9 Prozent.

Skoda feiert in diesem Jahr noch ein anderes Jubiläum, nämlich 125 Jahre seit der Firmengründung. Die Gründungslegende entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Der Buchhändler Vaclav Klement aus Mlada Boleslav hatte erfolglos versucht, ein Fahrrad eines deutschen Herstellers zu reklamieren. Auf seinen auf Tschechisch verfassten Brief bekam er nur die Antwort, er solle bitte in einer "verständlichen Sprache" schreiben. Darüber verärgert, gründete er mit dem Schlosser Vaclav Laurin im Jahr 1895 seine eigene Manufaktur.

Doch Skoda ist seinen Wurzeln längst entwachsen. Weltweit größter Einzelmarkt für die Autos mit dem geflügelten Pfeil als Logo ist China. Auch Indien mit seiner Milliardenbevölkerung wird wichtiger. Wohin die Reise geht, zeigt die Gründung eines dritten "Digilabs" nach Prag und Tel Aviv in Peking. Das Experimentierlabor soll Start-ups vernetzen, um digitale Mobilitätslösungen zu entwickeln. (dpa)

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