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Schadenersatz: Neue Milliarden-Klage gegen Porsche

02.01.2012 08:52 Uhr
Schadenersatz: Neue Milliarden-Klage gegen Porsche
Mehrere Investmentfonds wollen mit einer neuen Klage gegen Porsche Schadenersatz von fast zwei Milliarden Euro erstreiten.
© Foto: Daniel Kopatsch/dapd

Nach der verlorenen Übernahmeschlacht um Volkswagen will eine Gruppe Investmentfonds vors Stuttgarter Landgericht ziehen. Sie werfen dem Autohersteller Geheimniskrämerei mit gravierenden Folgen vor.

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Mehrere Investmentfonds wollen mit einer neuen Klage gegen den Sportwagenbauer Porsche Schadenersatz von fast zwei Milliarden Euro erstreiten. Hintergrund ist der gescheiterte Versuch Porsches, 2008 den viel größeren Volkswagen-Konzern zu übernehmen. Die Dachgesellschaft Porsche SE habe ihre Strategie zunächst verheimlicht und auf diese Weise später Kursturbulenzen verursacht, hieß es am Samstag in der Mitteilung einer Frankfurter Kanzlei. Ähnliche Vorwürfe gegen Porsche wurden bereits mehrfach von Aktionären vor Gericht geltend gemacht.

Eine Sprecherin erklärte, die Klage sei am Freitag beim Landgericht Stuttgart eingereicht worden. Welche Anteile die insgesamt sieben angelsächsischen Investmentgesellschaften - darunter auch Hedge-Fonds - genau hielten, konnte sie nicht sagen. Ein Porsche-Sprecher sagte, das Unternehmen kenne die Klage bislang nicht. Darüber hinaus erklärte er: "Wir halten die Vorwürfe für unbegründet." Diese Position vertrete der Autobauer seit Jahren, daran ändere auch eine neue Klage nichts. Zu Details wollte er sich nicht äußern. "Wir warten erstmal darauf, dass uns die Klage zugestellt wird." Das Gericht war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Schwaben hatten sich bei dem Versuch, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen, mächtig verhoben und zunächst elf Milliarden Euro Schulden aufgetürmt. Inzwischen hat sich die Situation umgedreht: Porsche soll als eigene Marke vollständig in den VW-Konzern integriert werden. Die ursprüngliche Fusionslösung rückt aus rechtlichen Gründen jedoch in immer weitere Ferne.

Bei der Klage geht es vor allem darum, dass Porsche erst angeblich Informationen zum Einstieg bei Volkswagen verheimlicht hatte und dann mit der plötzlichen Veröffentlichung eine extreme Kurssteigerung durch sogenannte Eindeckungskäufe auslöste. Die Klage legt laut Mitteilung dar, wie die Porsche-Holding "den Preis der VW-Stammaktien kontrollierte, indem sie heimlich Optionspositionen aufbaute, die nahezu die gesamten frei handelbaren VW-Stammaktien erfassten".

Weitere Klagen in den USA und Deutschland

In den USA und Deutschland liegen im Zusammenhang mit der Übernahmeschlacht bereits weitere Klagen vor. Die Sprecherin der Kanzlei sagte, einige der nun klagenden Fonds seien auch in Amerika vor Gericht gezogen. Der Vorwurf lautet stets: Enorme Kursturbulenzen aufgrund von Manipulationen und Täuschungen sollen Anleger um Millionenbeträge gebracht haben. In Stuttgart ermittelt die Staatsanwaltschaft zudem gegen ehemalige Porsche-Manager.

Vor wenigen Monaten erst war eine Schadenersatzklage von Anlegern gegen Porsche und VW bei den Stuttgartern eingegangen. Dabei geht es nach Angaben der Münchner Kanzlei CLLB um Ansprüche von knapp 1,1 Milliarden Euro. Mit dem Verfahren beschäftigt sich das Landgericht Braunschweig. Nach Angaben der Sprecherin der Frankfurter Kanzlei blieb der Gruppe der sieben in Stuttgart klagenden Fonds kaum noch Zeit, die Klage einzureichen. "Das war nur noch in diesem Jahr möglich", erklärte sie.

Vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht wird seit Mitte Dezember zudem eine Aktionärsklage des Vereins "Verbraucherzentrale für Kapitalanleger" gegen die Porsche-Dachgesellschaft verhandelt. Der Prozess spielt zwar eher eine untergeordnete Rolle. Trotzdem versprechen sich die Gegner der Holding eine Signalwirkung für die weiteren Auseinandersetzungen. (dpa(

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KOMMENTARE


Wolfgang Kirsch

02.01.2012 - 17:50 Uhr

Bis zum heutigen Tage wird auch in den Medien gerne der Eindruck erweckt, die beiden Porsche-Angestellten, Vorstandssprecher Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Härter, hätten diesen Deal alleine geplant und durchgeführt? Um einmal die Dimensionen zu verdeutlichen: das ist ungefähr so, als würde Deutschlands erfolgreichster und finanziell potentester Autohändler seinen Automobilhersteller übernehmen wollen... Insoweit scheinen die Klagen der Investoren berechtigt zu sein? Ob eine selbstständige Porsche SE mit einem Produktionsvolumen von 100.000 Einheiten schon aus Imagegründen nicht der bessere Weg wäre als eine Fusion mit einem Massenhersteller, bleibt die Frage, die sich die Kunden beim Kauf stellen?


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