Unter dem Druck westlicher Sanktionen hat in Moskau die Serienproduktion eines neuen Modells des sowjetischen Kultautos Moskwitsch begonnen. An der Wiedereröffnung des Moskwitsch-Werks nach dem Weggang des bisherigen Großaktionärs Renault nahmen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge unter anderem Vizeregierungschef Denis Manturow und Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin teil. Der Moskwitsch-3 ist demnach eine Kopie des chinesischen Stadtgeländewagens JAC S4.
In Russland wird das Fahrzeugr zunächst als Benziner mit einem 150-PS-Motor gefertigt. Bis Jahresende solle auch eine Elektrovariante vom Band laufen, hieß es. Der Verkauf sei ab dem ersten Quartal 2023 geplant.
Das russische Industrieministerium teilte mit, dass durch die Moskwitsch-Produktion rund 40.000 Arbeitsplätze in Russland gesichert seien. Der Autosektor ist eine der Branchen, die am stärksten von Sanktionen betroffen sind, die westliche Staaten wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt haben. Von Januar bis Oktober fiel nach dem Weggang westlicher Hersteller der Verkauf von Neuwagen in Russland im Jahresvergleich um 60 Prozent.
Der Moskwitsch wurde in der Sowjetunion seit 1946 produziert – zunächst als Kopie des deutschen Opel Kadett. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geriet das Werk in finanzielle Schwierigkeiten. Die Produktion des letzten serienmäßig vom Band gelaufenen Moskwitsch-Modells 2141 ("Swjatogor") wurde 2001 eingestellt, weil es nicht konkurrenzfähig war. 2006 wurde das Insolvenzverfahren gegen den Konzern eingeleitet. Später übernahm Renault das Werk und sicherte die Arbeitsplätze.