Nach dem Rückzug von Daimlers größtem Einzelinvestor Aabar aus Abu Dhabi könnte der Autobauer laut einem Zeitungsbericht einen neuen Großaktionär in China gefunden haben. Wie die staatliche chinesische Zeitung "People's Daily" am Montag auf ihrer Internetseite unter Berufung auf Insider schreibt, will der Staatsfonds China Investment Cooperation (CIC) vier bis zehn Prozent der Daimler-Anteile kaufen. Diese hätten einen Marktwert von 1,8 bis 4,5 Milliarden Euro. Der Fonds habe den Bericht nicht kommentieren wollen, schreibt das Blatt.
Eine Sprecherin des Dax-Konzerns sagte am Montag auf Anfrage, dass Daimler wie üblich "Medienspekulationen" nicht kommentiere. Zum Thema generell sagte sie: "Wir heißen immer neue Investoren willkommen, da wir an einer ausgewogenen Aktionärsstruktur interessiert sind."
Ganz ähnlich hatte sich Daimler-Chef Dieter Zetsche vor wenigen Tagen in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" geäußert: "Generell wollen wir so attraktiv für potenzielle Investoren sein, dass wir mehr langfristige Aktionäre für uns gewinnen. Dabei sind uns auch Investoren aus China willkommen." Im Gegensatz zu BMW oder VW, die mit der Familie Quandt bzw. den Familien Porsche/Piëch und dem Land Niedersachsen große Ankeraktionäre im Boot haben, befinden sich die Daimler-Aktien weitgehend im Streubesitz. Bei sinkendem Börsenwert – etwa während einer konjunkturellen Krise – droht Daimler damit theoretisch eine feindliche Übernahme.
Im vergangenen Oktober hatte der Staatsfonds Aabar aus Abu Dhabi seine verbliebenen Stimmrechtsanteile abgestoßen und hält nun nur noch indirekt Zugriffsrechte auf Daimler-Papiere. Kuwait ist seither mit knapp acht Prozent der größte Daimler-Investor.
Nach dem Medienbericht aus China legten die Daimler-Aktien am Montag in einem allgemein eher schwächelnden Dax-Umfeld zu und nahmen teils die 43-Euro-Hürde. Ähnlich viel wert waren die Papiere zuletzt im Frühling 2012.
"Nicht unrealistisch"
Frank Schwope, Analyst bei der Norddeutschen Landesbank, schrieb am Montag in einer Einschätzung, der angebliche Einstieg erscheine nicht unrealistisch "und dürfte die Marktchancen für den Konzern in China deutlich verbessern, der im Reich der Mitte den Konkurrenten Audi und BMW deutlich hinterherfährt".
Bereits Ende 2011 hatte es in Deutschland Spekulationen um einen CIC-Einstieg bei Daimler gegeben. Damals hatte das "Manager Magazin" unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, dass man einen chinesischen Investor für eine fünf- bis zehnprozentige Beteiligung suche. CIC galt schon damals als Favorit. (dpa)