Die japanische Premiummarke Infiniti zieht sich Anfang 2020 aus Westeuropa zurück. Der edle Nissan-Ableger will sich stattdessen nach eigenen Angaben auf Nordamerika und China konzentrieren. Auch in Wachstumsmärkten Osteuropas und im Nahen Osten sollen die Fahrzeuge der Marke weiterhin verkauft werden.
Für die Infiniti-Halter in Westeuropa soll das Kundengeschäft – einschließlich Fahrzeugservice, Wartung und Garantiereparaturen – aufrechterhalten werden, wie das Unternehmen am Dienstag ankündigte. Gemeinsam mit den Händlern werde man an einem Ausstieg aus dem aktuellen Franchise-Vertrag arbeiten und dabei die notwendige Unterstützung und Leistungen für einen reibungslosen Übergang bieten, hieß es.
In Deutschland gibt es zehn Infiniti-Zentren, hauptsächlich in Metropolen wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt. Einige Betriebe hatten zuletzt in neue Showrooms investiert. Hinzu kommen bundesweit 28 Servicepartner.
Infiniti war 1989 gegründet worden. Zunächst verkauften die Japaner ihre Modelle in den USA und Kanada. Dort traten Ende der 80er mit dem Toyota-Ableger Lexus und Acura von Honda zwei weitere japanische Marken an, den schwächelnden US-Premiummarken Marktanteile abzujagen. Von Herbst 2008 an erfolgte die Einführung in Europa, wo man es mit den Premium-Platzhirschen Audi, BMW, Mercedes, Jaguar und Co. aufnehmen wollte, die hierzulande jedoch deutlich stärker sind als in den USA.
Ohne Fortune trotz schwäbischer Hilfe
Für mehr als eine Nischenrolle reichte es bei Infiniti nicht: In Deutschland wurden im Gesamtjahr 2018 gerade einmal 762 Neuwagen verkauft. Am erfolgreichsten war man 2016 mit knapp 2.200 Einheiten. Topmodell hierzulande war zuletzt der kompakte Q30, der auf der Mercedes A-Klasse basiert. Gemeinsam mit dem Mercedes-GLA-Derivat QX30 wird er zurzeit im britischen Sunderland für den Weltmarkt gebaut – eine Fortsetzung der Produktion über 2019 hinaus wird es nicht geben.
Das übrige Modellangebot deckt die klassischen Business- und Luxussegmente ab, ein besonderer Schwerpunkt liegt auf SUV. Bekanntheit erlangte die Marke in Deutschland darüber hinaus durch ihr Formel-1-Engagement bei Sebastian Vettels Red-Bull-Team.
Erst zu Jahresbeginn hatte Christian Meunier den Infiniti-Chefsessel von Roland Krüger übernommen (wir berichteten). Der bisherige Vertriebsmanager muss nun die Restrukturierung der Marke managen. Im Fokus steht dabei die Elektrifizierung des Produktportfolios, das erste E-Modell von Infiniti soll 2021 starten. Gleichzeitig nehmen die Japaner Dieselmodelle komplett aus dem Programm. In Nordamerika will man sein SUV-Line-up weiter ausbauen, für China sind mittelfristig fünf neue Fahrzeuge geplant. Verbesserungen bei Vertrieb und Restwerten sowie Synergieeffekte mit dem Mutterkonzern Nissan sollen Infiniti nachhaltig im Premium-Segment etablieren. (SP-X/hh/rp)
Manfred Wiehe
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