Alleingänge von Opel-Chef Nick Reilly gefährden aus Sicht des Betriebsrates die Verhandlungen zur Sanierung des Autobauers. Die Belegschaftsvertreter werfen Reilly vor, ohne Rücksprache mit ihnen Produktionszusagen an den englischen Standort Ellesmere Port auf Kosten anderer Werke zu geben. "All diese Ankündigungen dienen nur einem Zweck: die 300 Millionen Euro staatliche Unterstützung von England zu bekommen – so viel zu Glaubwürdigkeit und Seriosität", wird Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des Betriebsrates zitiert. Dabei vergesse Reilly, dass die Unterstützung aus Großbritannien von Beiträgen aus anderen Standortländern abhänge. Unterdessen befasste sich am Mittwoch der Bürgschaftsausschuss von Bund und Ländern erneut mit dem Opel-Antrag auf Staatshilfen. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte vorab gesagt, dass der Ausschuss keine Beschlüsse fassen werde. Aus Verhandlungskreisen ist zu hören, dass es vor den Landtagswahlen Anfang Mai in Nordrhein- Westfalen keine Entscheidung geben werde. General Motors hofft auf 1,8 Milliarden Euro Staatshilfen und will selbst 1,9 Milliarden Euro in die Opel-Rettung stecken, teilweise in Form von Krediten. Reilly hatte in der britischen Zeitung "The Times" gesagt, die Chancen seien ziemlich gut, dass der Elektrowagen Ampera mit 50.000 Einheiten in Ellesmere Port gebaut werde. "«Der gleiche Ampera wurde auch schon mal Ministerpräsident (Jürgen) Rüttgers (CDU) für Bochum versprochen", sagte Franz. Die Arbeitnehmer werfen Reilly vor, nicht zum ersten Mal nach Gutsherrenart Entscheidungen zu treffen: "Die Fertigung des neuen Astra Sports Tourers, die bereits für Rüsselsheim zugesagt war, hat Herr Reilly in einer Nacht- und Nebelaktion nach Ellesmere Port vergeben – ohne die Arbeitnehmervertretungen einzubeziehen."
Opel-Sanierung: Franz und Reilly sind sich weiter nicht grün
Dem Betriebsrat stößt die Ankündigung des Opel-Lenkers übel auf, wonach der Ampera künftig in England gefertigt werden soll. Strategische Entscheidungen würden ohne Absprache getroffen, lautet die Kritik.
Dieter Herl
michael tropschug