Von Peter Maahn/SP-X
Das kleine SUV erinnert an Modelle von Hyundai oder Kia. Nicht aufsehenerregend, aber nett anzuschauen. Bescheidene Maße, aber trotzdem viel Platz für Passagiere und Gepäck. Ein typisches City-SUV also, das zwar wie eines der allseits begehrten Hochbeiner ausschaut, aber bei der Parkplatzsuche in den überfüllten Städten ganz bewusst auf Kürze setzt. Nur das Logo an Bug und Heck überrascht. "Sol" steht drauf, das spanische Wort für Sonne. Deutsche und Chinesen haben sich da wohl auf eine neutrale Bezeichnung geeinigt. Sonne und Elektro – das passt zusammen.
Der VW-Konzern wollte eine neue Marke und hat sich dafür einen Mitstreiter in seinem größten Markt gesucht. Rein elektrisch soll sie werden, ohne Hybrid-Kompromiss. Beim chinesischen Konkurrenten JAC hatte die Partnersuche Erfolg. Der Autobauer, der neben kompakten Pkw und SUV auch Lkw und Busse baut, gab sein Ja-Wort. Kurz nach der Heirat stellt sich jetzt der erhoffte Nachwuchs ein. Der kleine Fünftürer im trendigen Freizeit-Look wurde Sol E20X getauft und steht im schon im Herbst in den Schaufenstern von Peking, Shanghai oder anderswo im Riesenreich.
Erstaunlich ist, dass die chinesischen Aufsichtsbehörden dem Deal zustimmten. Denn eigentlich verbieten strenge Regeln, dass ein ausländisches Unternehmen mehr als zwei solcher Joint Ventures unterhält. Warum Volkswagen da eine Ausnahme darstellt, bleibt im Dunkeln. Vielleicht liegt es ja daran, dass die Niedersachsen schon seit 30 Jahren gut im Geschäft sind und deshalb in den Amtstuben wohl gelitten sind.
Im JAC S7 geht die Sonne auf
Der neue Sol E20X ist so neu aber nicht. Es gibt nämlich von JAC einen Kompakt-SUV namens S7, mit klassischem Verbrenner. Eine gute Basis offensichtlich, denn VW schickte Fachleute der Konzerntochter Seat, darunter auch Designer, ins Reich der Mitte, die den JAC behutsam umstrickten. Vor allem am Heck sieht der Sol dank seines durchgehenden Leuchtenbands richtig schnuckelig aus. Auch die Frontpartie und der Innenraum wurden angepasst. Im JAC S7 ging die Sonne auf. Die technische Umrüstung nahmen die Partner dann gemeinsam in Angriff.
Unter den Augen des neuen VW-Chefs Herbert Diess rollte der Neuling am Vorabend der Auto-China auf dem traditionellen VW-Marken-Treffen erstmals auf die Bühne, parkte zwischen Neuheiten von Audi, VW und auch Bentley. Einige Details sind schon bekannt: Gut 300 Kilometer Reichweite, ein weiterer Schwerpunkt neben der Elektromobilität liegt auf der Rundum-Vernetzung von Auto und digitaler Umwelt. So wird ein mit wenigen Knopfdrücken auf dem Smartphone auskommendes Bezahlmodell für das Laden an der Stromsäule entwickelt. Der Fahrer blickt auf ein 8 Zoll großes, digitales Zentralinstrument, das mit dem sieben Zoll messenden HD-Monitor fürs Navi eine Einheit bietet. Serienmäßig sollen schlüsselloser Zugang, 4G-Connectivität, 360 Grad Kamera und vieles mehr sein.
Über weitere Leistungsdaten und den Preis wird noch nicht gesprochen, er soll aber für den Kunden spürbar unter denen heutiger, vergleichbarer E-Autos liegen. VW verweigert derzeit die Antwort, ob der Sol E20X als preisgünstiges Elektroauto auch seinen Weg nach Europa finden könnte. Vielleicht ist das Engagement der Seat-Truppe ja ein Indiz dafür.