Für Kia ist die Zukunft ist elektrisch. Deshalb will sich die Marke strategisch neu aufstellen. Im Prinzip geht es darum, neben Fahrzeugen ein Ökosystem an Dienstleistungen rund um die Mobilität zu entwickeln. Gewinne, so gibt die Geschäftsleitung vor, sollen durch ein Agieren als verantwortungsbewusster "Corporate Citizen" erwirtschaftet werden. Außerdem soll der verstärkte Einsatz nachhaltiger Materialien in allen Bereichen den CO2-Ausstoß reduzieren. Für die Fahrzeuge heißt das konkret: In jedem neuen Modell wie dem für Ende 2023 angekündigten Elektro-SUV EV9 werden mindestens zehn nachhaltige Materialien wie Bio- beziehungsweise recycelter Kunststoff oder lösungsmittelfreie Lacke verwendet.
Auch wenn es nicht gesagt wird, geht es dabei aber immer auch um Profit. Und der soll kräftig wachsen. Bis 2027 soll das Portfolio weltweit auf 15 Elektromodelle wachsen. Etliche davon werden dann auch in Europa angeboten. Schon heute ist jeder Dritte verkaufte Kia elektrifiziert.
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"Kia sorgt gerade für einen elektrisierenden Moment in Europa", sagte Jason Jeong, Präsident von Kia Europe, in der vergangenen Woche beim "Kia Brand Summit" in Dreieich bei Frankfurt. "Und zwar nicht nur mit bahnbrechenden Elektrofahrzeugen, sondern auch, wie auf dem Markengipfel zu sehen ist, mit innovativen Konnektivitäts-Services, die das Kundenerlebnis verbessern und den Weg für noch nachhaltigere Mobilitätslösungen ebnen."
Schlüsselmarkt Europa
Europa spielt eine Schlüsselrolle für die Koreaner, ist heute schon ihr wichtigster EV-Markt. Über 540.000 Neuwagen wurden 2022 ausgeliefert, ein Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das erste Quartal 2023 bescherte ihnen wieder einen neuen Absatzrekord. Weltweit soll der Absatz bis 2030 auf jährlich 4,3 Millionen Autos verdreifacht werden. Davon, so die "Plan S"-Strategie, sind mehr als die Hälfte in irgendeiner Form elektrifiziert. Denn in vielen Märkten werden weiterhin Verbrenner verkauft, die dann verstärkt mit Elektrounterstützung betrieben werden. Mit 1,6 Millionen rein elektrischen Fahrzeugen will Kia dann zu einem führenden EV-Hersteller werden.
Kia EV9
BildergalerieDie Umsetzung kostet viel Geld: 22 Milliarden Euro will Kia in den nächsten vier Jahren investieren, 45 Prozent in zukunftsträchtige Geschäftsfelder wie Robotik, Elektrifizierung und autonomes Fahren. Geplant ist, ein umfassendes Ökosystem an E-Mobilitätslösungen aufzubauen, von Car- und Ridesharing-Angeboten bis hin zu Auto-Abos.
Daneben investiert das Unternehmen ins Ladenetz. Über "Kia Charge" können Fahrer der EV-Modelle schon heute an mehr als einer 500.000 Ladepunkten in 28 Ländern Strom zapfen. Außerdem ist der Mutterkonzern Hyundai Motor Group vor einiger Zeit bei Ionity eingestiegen. Das von etlichen Automobilherstellern betriebene Unternehmen unterhält europaweit 450 Schnellladeparks mit insgesamt über 2.000 Anschlüssen. Bis 2025 soll das Netz auf 1.000 Parks mit 7.000 Schnellladepunkten wachsen.
Vehicle-to-Grid-Technik im Fokus
Strom soll künftig aber auch in die andere Richtung fließen, E-Modelle von Kia das hoch belastete Stromnetz als Speicher entlasten. Die Idee ist nicht neu. Warum nicht überschüssige Energie in den Millionen von Akkus bunkern, anstatt Windräder abzuschalten? Japanische Hersteller rüsten ihre E-Modelle schon lange mit der Vehicle-to-Grid-Technik aus. In Regionen, wo Erdbeben und Taifune öfters das Stromnetz lahmlegen, betreiben sie im Notfall als Notstromaggregat den heimischen Kühlschrank oder die Heizung. In unseren Gefilden wären wohl andere Lösungen denkbar. So könnte das E-Auto einen teuren Speicher im Keller des Eigenheims ersetzen, der den sonst per Photovoltaik erzeugten Strom bunkert.
Und wer sich doch einen stationären Speicher im Keller einbauen will, soll künftig auch bedient werden. Eine Kooperation mit Encore DB soll ausrangierten Akkus ein zweites Leben einhauchen.