Nachhaltigkeit bei Nissan: "Die gesamte Gesellschaft muss diesen Weg mit gehen"

Nachhaltigkeitsmaßnahmen stellen heutzutage nicht mehr nur Trends dar, sondern sind entscheidende Faktoren für den Markterfolg. Welche Schwerpunkte Nissan dabei setzt, erklärte Friederike Kienitz, Senior Vice President für Nachhaltigkeit, Corporate Governance, Recht, externe Angelegenheiten und Kommunikation, Ende Januar in München. Trotz der derzeit schwierigen geopolitischen Zeiten liegt der Fokus der japanischen Automarke auf Nachhaltigkeit. "Herausforderungen haben auch etwas Gutes, denn das heißt, man bleibt nicht stehen", sagte Kienitz. Zwei wesentliche Bausteine für einen global nachhaltigen Auftritt sind die Elektromobilität und das autonome Fahren. Gerade in Bezug auf BEV steht Nissan der Managerin zufolge ein wichtiges Jahr bevor, da man bald einen neuen Leaf und einen neuen Micra auf Europas Straßen sehen werde. Eine zweite Chance für Batterien Zu den großen Nachhaltigkeitskonzepten des Konzerns gehört eine Second-Life-Strategie für Batterien. Kienitz: "Die größten Kosten, aber zugleich auch der größte Wert des Autos sind in der Batterie zu finden." Die Lebensdauer der Batterien sei überraschenderweise länger als erwartet, somit befinde sich derzeit noch ein Großteil auf der Straße. Nichtsdestotrotz hat der Autobauer bereits zahlreiche Projekte zur Zweitverwertung, beispielsweise die Elektrifizierung von Gepäcktransportern an Flughäfen, gestartet. Nissan arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen, um ein europaweites Test-System zu etablieren. Dabei soll geprüft werden, ob Batterien für einen Second-Life-Zweck geeignet sind oder recycelt werden. Einsatzbereiche für zweitverwertete Batterien bestehen laut Kienitz in der Industrie, im privaten Umfeld sowie im kommerziellen Bereich. Um diese Projekte erfolgreich umsetzen zu können, müsse man auch den Automobilhandel und die Energieunternehmen mitnehmen. Derzeit habe man allerdings noch mit Herausforderungen zu kämpfen. "Allein die Regularien in Bezug auf den Transport einer Batterie sind enorm komplex und lokal unterschiedlich", sagte die Vorständin. Autonomes Fahren: Rasante Entwicklung Viel Aufmerksamkeit widmet Nissan auch dem Thema autonomes Fahren. In Großbritannien arbeitet man derzeit an einem Pilotprojekt. Der Managerin zufolge verfügen die Fahrzeuge bereits jetzt über einen Großteil der für autonomes Fahren benötigten Technologie. Das gesamte Potenzial könne allerdings erst mit einer intakten Infrastruktur ausgeschöpft werden, die mit den Fahrzeugen kommuniziert. "Entscheidend für den Erfolg ist eine koordinierte Transformation." Infrastruktur und diesbezügliche Investitionen müssten abgestimmt und die Arbeitswelt darauf vorbereitet werden. Einen Zeitpunkt, zu dem autonomes Fahren flächendeckend genutzt wird, kann Kienitz nicht nennen. Die Entwicklung der Technologie schreite rasant fort, allerdings hinge die Entwicklung der Infrastruktur von verschiedenen Faktoren wie den unterschiedlichen Regularien der einzelnen Länder ab. Um unabhängig zu bleiben, konzentriert sich der Autobauer derzeit darauf, dass die eigenen Fahrzeuge auch ohne externe Infrastruktur autonom fahren könnten. Mehr Flexibilität seitens der Politik gefragt Um Nachhaltigkeitskonzepte erfolgreich und langfristig zu etablieren, ist aus Sicht von Kienitz ein Faktor entscheidend: "Die gesamte Gesellschaft muss diesen Weg mit gehen." Im Falle von BEV sind die Entwicklungs- und Produktionskosten höher als bei herkömmlichen Verbrennern. Gerade im Bereich Elektromobilität sehe man bei den Verbrauchern die Tendenz, dass sie nicht gezwungen werden wollen, eine bestimmte Technologie zu kaufen, die sie sich nicht leisten können. "Die Gefahr besteht, dass man ein politisches Ziel hat, das man erreichen möchte, aber gleichzeitig die Bevölkerung und verschiedene Player nicht mitnimmt", betonte die Topmanagerin. Hier sei seitens der Politik ein gewisses Maß an Flexibilität gefordert. Wenn die Nachfrage nach E-Fahrzeugen wie heute gering sei, dürfe man nicht starr an bestimmten Zielen festhalten. Die CO2-Flottenziele können 2025 bei vielen Herstellern nicht eingehalten werden. Um Strafen zu umgehen, müssen Entscheidungen getroffen werden, um größere Verluste zu verhindern. "Es hilft keinem, wenn die Industrie zusätzlich zu den Investitionen die Strafen dafür zahlt, dass die Gesellschaft heute noch nicht in Gänze bereit ist, auf die Elektromobilität umzusteigen", so Kienitz.

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