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Moderne Diesel-Pkw: Stickoxid-Ausstoß viel zu hoch

25.04.2017 14:36 Uhr
Moderne Diesel-Pkw: Stickoxid-Ausstoß viel zu hoch
Dieselautos stoßen fünfmal mehr Stickoxid aus als erlaubt.
© Foto: DUH

Das Umweltbundesamt hatte 2016 eigene Messungen von Dieselautos angekündigt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Demnach sind die NOx-Emissionen auf der Straße deutlich stärker als bislang angenommen.

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Wegen überraschend hoher Stickoxid-Werte auch bei modernen Diesel-Autos macht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks Druck auf die Autobranche. Die Anbieter sollten ihre Pkw auf eigene Kosten nachrüsten und so die Emissionen um mindestens die Hälfte senken, forderte die SPD-Politikerin am Dienstag in Berlin: "Die Lösungen müssen von den Herstellern kommen."

Neue Daten des Umweltbundesamts (UBA) zeigen, dass auch neue Euro-6-Diesel auf der Straße im Schnitt sechs Mal so viel gesundheitsschädliche Stickoxide ausstoßen wie erlaubt. Allerdings gelten die Grenzwerte der Euro-Abgasnormen bisher nur für Labortests. Insgesamt ist der Stickoxid-Ausstoß der deutschen Diesel-Flotte demnach um rund ein Drittel höher als bislang offiziell angenommen.

In vielen Städten überschreitet die daraus entstehende Luftverschmutzung regelmäßig die erlaubten Werte, weswegen mehrere EU-Verfahren gegen Deutschland laufen. Der Verkehr ist nicht die einzige, aber in Städten die wichtigste Quelle des Schadstoffs. "Alle Vorschläge, die ich unterbreitet habe, um den Kommunen Lösungswege an die Hand zu geben, wurden abgelehnt", sagte Hendricks mit Blick auf eine «Blaue Plakette» für relativ saubere Autos. Nun müsse Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Industrie stärker in die Pflicht nehmen.

Stickoxide - oft als NOx abgekürzt - können unter anderem den Atemwegen und dem Herz-Kreislauf-System schaden. Ab Herbst werden in der EU schrittweise Abgas-Messungen eingeführt, die den Ausstoß auf der Straße überprüfen, nicht nur im Labor.

Außentemperaturen berücksichtigt 

Den UBA-Daten zufolge stoßen Diesel, die der strengsten Abgasnorm Euro 6 entsprechen, auf der Straße im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide pro Kilometer aus - der Grenzwert fürs Labor liegt bei nur 80 Milligramm. Um den Wert zu ermitteln, wurden laut UBA anders als bisher für betriebswarme Motoren Messungen bei allen in Deutschland typischen Außentemperaturen berücksichtigt. An kühlen Tagen steigt der Stickoxid-Ausstoß demnach stark an, auch wenn der Motor warm ist.

Bei Diesel-Pkw der Normen Euro 5 und Euro 4 sind die Unterschiede zwischen Labor- und Alltagswerten ebenfalls groß. Das wurde einer breiten Öffentlichkeit im Zuge des Abgas-Skandals ab Herbst 2015 bekannt. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag) zufolge blockiert die Bundesregierung in der EU weitergehende Reformen der Abgastests und schärfere Sanktionen für Hersteller. Berlin hat den von der EU-Kommission ins Spiel gebrachten Machtzuwachs für Brüssel bei der Zulassung neuer Automodelle von Anfang an skeptisch gesehen.

Es geht zum Beispiel um die Frage, ob die EU-Behörde auch selbst stichprobenhaft den Abgasausstoß von bereits zugelassenen Modellen erneut überprüfen darf. Die Bundesregierung habe dazu noch keine abgestimmte Position, sagte Hendricks am Dienstag. Das Bundesverkehrsministerium äußerte sich auf Anfrage nicht dazu.

Ablehnende Haltung einiger EU-Länder

Diplomaten in Brüssel bestätigten, dass Deutschland ebenso wie eine ganze Reihe osteuropäischer Staaten die Reformvorschläge in ihrer aktuellen Form eher ablehnt. Je nach Positionierung anderer größerer EU-Länder könnte eine neutrale oder ablehnende Haltung Berlins Diskussionen über die Reform der Typzulassung aufhalten.

Die Pläne sehen unter anderem eine gegenseitige Überprüfung der nationalen Zulassungsstellen vor, um eine zu große Nähe zur Autoindustrie zu vermeiden. Das lehnt die Bundesregierung laut Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen vom März ab - sie favorisiert eine "unabhängige Qualitätsüberprüfung". Unentschieden war Berlin in der Frage, ob Autobauer, die gegen EU-Regeln verstoßen, Sanktionen von bis zu 30.000 Euro je Fahrzeug fürchten müssen. (dpa)

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KOMMENTARE


Annotator

25.04.2017 - 18:12 Uhr

Einer neuesten Studie aus USA ist Sickoxyd ausserordendlich gesund.Und wenn nicht zumindest nicht Schädlich, oder nur dann wenn man damit Geld verdient ( Strafen, Abmahnungen usw.)


Michael Martin

25.04.2017 - 18:29 Uhr

Ich fasse es langsam nicht mehr. Ich zitiere: "Allerdings gelten die Grenzwerte der Euro-Abgasnormen bisher nur für Labortests."Das bedeutet also, weil die Fahrzeuge die Vorschriften unter Laborbedingungen einhalten, ist alles in Ordnung und die Überschreitung der Abgasnorm hat keinerlei Konsequenzen für die Hersteller? Das kann ja nur ein Jurist "in Ordnung finden", RICHTIG ist es keinesfalls. Erklären Sie mal einem Kind, dass die Mama an Lungenkrebs gestorben ist, weil das Auto zu viel Stickoxid ausgestoßen hat, aber der Hersteller deswegen trotzdem straffrei bleibt, weil ja nur zähl, dass unter Laborbedingungen die Grenzwerte eingehalten wurden. Gestorben ist die Mama trotzdem, man weiß auch warum, aber derjenige darf trotzdem nicht bestraft werden, weil ja im Gesetz steht, dass die Grenzwerte nur unter Laborbedingungen eingehalten werden müssen. Ja geht´s eigentlich noch? Wie dumm sind wir eigentlich? Wenn schützt denn die Bundesregierung mit diesem Verhalten?Ganz klar, die Hersteller, deren Manager, Mitarbeiter und die armen Aktionäre. Der Rest der Bevölkerung ist egal.Wenn das Gesetz wirklich so ausgelegt wird, dass es keine Strafe gibt, weil ja unter Laborbedingungen die Grenzwerte eingehalten wurden, dann brauche ich gar kein Gesetz. Was zählt denn nun, das Labor oder die Wirklichkeit?


Heinz

26.04.2017 - 09:14 Uhr

!!


Aschmu

26.04.2017 - 10:33 Uhr

@ H.Martin: seltsamer Vergleich den Sie da anstellen mit dem Kind und der toten Mutter.... aber lassen Sie das ganze unter realbedingungen testen - was ja auch kommt. Dann erden Menschen wie Sie sich wieder beschweren weil SIE 0,5l mehr verbrauchen. Klar - sie wohnen vielleicht in Stuttgart Innenstadt, de realtest fand aber in Schlesweig Holstein statt..... Und was "Umwelt " betrifft... weg mit Ihrem Handy aus China, Korea, weg mit Ihrer Kleidung aus Pakistan Indien - das ist Kidnerarbeit und die Stofffe werden in Becken gefärbt, dessen Wasser danach in den Ganges fliessen..... usw usw... mühselig darüber zu philosophieren.... Die BRD ist allnnverantwortlich für die Abgase.. .Spanien. Frankreich, Belgien, Polen, usw... dort ist ja alles soooo toll


unknown passenger

26.04.2017 - 14:05 Uhr

Die Emissionsvorgaben sind von jeher immer auf Prüfstandbasis festgesetzt worden und auch die Verschärfung der selbigen wurde anhand dieser vorgenommen. Wenn jetzt gefordert wird, die Vorgaben im Realbetrieb zu erreichen, wird man feststellen, dass dies gar nicht machbar ist.Nun hat ja jeder User die Möglichkeit, seinen Diesel abzustoßen und auf einen "sauberen" Benziner umzusteigen. Ich garantiere an der Stelle allerdings, dass uns dann als Nächstes wieder das Thema CO²-Ausstoß einholt und wieder sämtliche "Umweltorganisationen" auf den Plan ruft.Mein Rat an alle: Macht es wie die Chinesen früher... fahrt Rad. Da war auch China noch die Luft besser.Es kann sich ja jeder selbst fragen, wieviel Beitrag er leisten möchte, um die Luft rein zu erhalten. Da gehört aber neben dem Auto auch die Ölheizung und der Kaminofen daheim mit dazu, sowie die Reiselust und der Kauf exotischer Lebensmittel. Also... wer fängt an?


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