Michael Specht/sp-x
Ein Arzt würde die Situation von Opel vermutlich mit "auf dem Wege der Besserung" beschreiben. Über sieben Prozent Marktanteil in Deutschland. Immerhin. Von der einstigen Zweistelligkeit ist man jedoch noch weit entfernt. Aber das erste Mal seit 2011 sind die Zahlen wieder besser als im Vorjahr. Mag sein, dass die Trendumkehr aus "Umparken im Kopf" herrührt, Opels Image-Kampagne, in der Prominente gängige Vorurteile aufs Korn nehmen. Schub aber sollen auch eine ambitionierte Modellerneuerung, technische Highlights und nicht zuletzt der ungebremste Optimismus des Firmenchefs bringen. Karl-Thomas Neumann will noch in diesem Jahr das von der Mutter General Motors genutzte Telematik-System "OnStar" einführen und zügig flächendeckend ausbauen.
Opel-Besitzer werden damit eine Art Service-Paket abonnieren können, mit dem es unter anderem möglich ist, einen Concierge anzurufen und Karten fürs Theater oder einen Tisch in einem Restaurant zu buchen. Händler können zudem dem Kunden den Termin für die nächste Inspektion als Nachricht ins Auto schicken. "Wir sind die ersten, die schnelle Hotspots und den automatischen Notruf ins Auto bringen", sagt Neumann. Verfügbar soll "OnStar" für alle Modelle sein. GM in Amerika und Asien hat bereits mehreren Millionen Autos damit laufen. Übertragen werden die Daten bei uns über LTE/4G.
Mit "Drive! 2022" gab der Opel-Boss bereits vor zwei Jahren seine ambitionierte Strategie bekannt. Der Zehnjahresplan sieht eine milliardenschwere Modelloffensive vor. Der Adam war der Anfang. Ihm folgte dieses Frühjahr der Corsa. Der kleine Bruder Karl läuft gerade an. Rechnet man alle zusammen, dann wird Opel mehr Kleinwagen im Programm haben als jemals zuvor – eine gute Ausgangsposition. Das Trio soll über höhere Absatzvolumen vor allem den für 2020 avisierten CO2-Flottenverausstoß von 95 g/km begünstigen.
Auf der IAA in Frankfurt steht die fünfte Generation des Astra, zunächst als Fünftürer. Er wird bis zu 120 Kilogramm leichter, minimal kleiner und bietet innen dennoch mehr Platz. Im Cockpit beendet Opel den Krieg der Knöpfe. Kunden störten sich an den zu vielen Schaltern und der teils verwirrenden Bedienung. Versprochen werden zudem mehr Komfort, mehr Sicherheit und weniger Verbrauch. Allerdings fehlt im Gegensatz zur Konkurrenz ein Doppelkupplungsgetriebe. Dafür erhöhen die Entwickler bei der konventionellen Automatik die Gangzahl auf acht. Debütieren wird im Astra außerdem das LED-Matrix-Licht. Kein anderes Modell bietet dieses Feature in dieser Fahrzeugklasse. Opel nennt es "Intellilux".
Insignia muss im Package zulegen
2016 folgen der Astra Sports Tourer (Kombi) und die Limousine. Der neue GTC erhält wieder eine weitgehend eigenständige Karosserie und kommt Ende 2017, im selben Jahr wie der Insignia. Zwar ist Opel momentan dran, seinem Flaggschiff im Zuge des MCE ("Mid Cycle Enhancement") etwas Kosmetik und neu entwickelte Benzin- und Dieselmotoren zu spendieren. Der Nachfolger aber muss vor allem beim Package zulegen und im Gewicht abnehmen, will er Konkurrenten wie VW Passat und Ford Mondeo nicht länger hinterherfahren.
Aus der Astra-Architektur leitet sich auch das Antara-Nachfolgemodell ab. Dem Vernehmen nach soll es deutlich mehr in die Crossover-Richtung fahren als weiterhin den harten SUV-Typen zu spielen. Das CUV (Crossover Utility Vehicle) genannte Modell steht für 2016 auf dem Plan und wird im Zuge der Kooperation mit dem PSA-Konzern im französischen Werk Sochaux produziert. Der Antara kam noch aus Korea. Im Gegenzug dazu fertigt das eigene Werk in Saragossa den Nachfolger des B-MPVs beider Unternehmen. Bei Opel ist dies der Meriva. Auch hier verschieben die Rüsselsheimer das Segment in Richtung Lifestyle. Der neue Meriva soll aber so räumlich und vielseitig bleiben wie bisher, nur cooler aussehen. Ähnlich soll es dem nächsten Zafira ergehen, der für 2019 erwartet wird. Auch er wird in Zusammenarbeit mit PSA entstehen, die auf gleicher Plattform ihre Vans entwickeln. Neumann: "Die Allianz zwischen PSA und Opel folgt dem Anspruch der Ausgeglichenheit."