Von Holger Holzer/SP-X
Zu beneiden ist Audis neuer Vorstandschef Markus Duesmann, der dieser Tage seinen Dienst antritt, derzeit nicht. Der Ex-BMW-Mann hat in Ingolstadt ein ganzes Bündel an Baustellen zu bearbeiten, muss vor allem wieder Kontinuität in den Laden bringen. Innerhalb weniger Jahre hatte Audi mehrere Entwicklungschefs verschlissen. Nach Rupert Stadlers Inhaftierung ist Duesmann bereits der zweite Vorstandsvorsitzende. Es gilt, Audi gegenüber Mercedes und BMW nicht weiter abfallen zu lassen. Duesmann muss den Slogan "Vorsprung durch Technik" mit neuem Leben füllen, er muss im Design gewisse Wagnisse eingehen und darf keine "russischen Puppen" kreieren lassen. Ein Schlussstrich muss endlich unter die Diesel-Affäre gesetzt werden und gleichzeitig braucht es alle Anstrengungen, rechtzeitig die CO2-Flotten-Emissionen auf das erforderliche Maß zu senken. Strafzahlungen nach Brüssel wären schädlich fürs Renommee. Und zu allem kommt noch die Corona-Krise, die die Branche mit voller Wucht trifft.
Das Frühjahr leitet Audi mit der neuen Generation des A3 ein, deutlich sportlicher gestylt als der Vorgänger. Gestartet wird jetzt mit dem fünftürigen Sportback, die Einführung der viertürigen Limousine ist für Mai geplant. Das Cabrio wurde aus dem Programm gestrichen. Erstmals kommen Mild-Hybride zum Einsatz, eine Plug-in-Version soll im zweiten Halbjahr folgen. Die Performance-Fraktion wird mit S3 (Sommer 2020) und ein Jahr später mit RS3 bedient. Letzterer soll deutlich über 400 PS erhalten.
Auf die Typenbezeichnung SQ2 hört das Topmodell der Q2-Reihe. Gerüchte, dass hier ebenfalls der Fünfzylinder-Turbo des RS3 Verwendung finden soll, bestätigen sich nicht. Es bleibt bei vier Zylindern und "nur" 310 PS. Mit der Einführung des SQ2 erhält die Baureihe ein Facelift, dass sich allerdings auf wenig Kosmetik (Lichtgrafik) beschränkt. Intern gilt der Q2 als top gezeichnet.
Audi e-tron S Prototyp (2021)
BildergalerieEine Modellpflege steht ebenso für den Q5 – Bestseller unter den Q-Modellen – auf dem Programm (Herbst 2020). Gut möglich, dass hier bereits das digitale Matrix-Licht DML einzieht, das vorigen November im e-tron Sportback debütierte. Lange erwartet wurde der Q5 Sportback. Auch hier macht Audi nun Nägel mit Köpfen und schickt den Coupé-Ableger Anfang 2021 auf den Markt, stellt ihn aber noch Ende dieses Jahres vor.
Fünf batterieelektrische Modelle bis Ende 2020. Diese Aussage traf Audi im vorigen Jahr. Halten können wird man das Versprechen allerdings nicht ganz. Einer dieser sogenannten BEVs (Battery Electric Vehicles) ist bereits auf der Straße, wenn auch mit diversen Anlaufproblemen in der Produktion: der e-tron. Das zweite Modell folgt jetzt, ein auf gleichem Chassis basierendes Coupé-Derivat: der e-tron Sportback. Es rollt zusammen mit e-tron im Werk Brüssel vom Band. Nummer drei hat Audi bislang nur als Studie gezeigt, die aber bis auf wenige Details der endgültigen Serienversion entspricht: der e-tron GT, ein 800-Volt-Hightech-Hammer und Hingucker par excellence. Design-Chef Marc Lichte behauptet, es sei "das schönste Auto, das er je gezeichnet hat". Der e-tron GT teilt sich die Plattform (J1) mit dem Porsche Taycan.
Fehlen noch Nummer vier und fünf. Hier handelt es sich um die ersten beiden Elektroautos von Audi, die auf dem Konzernbaukasten MEB basieren. Es sind der Q4 e-tron – die Studie hatte ihre Premiere im vorigen März auf dem Genfer Autosalon – und der Q4 e-tron Sportback. Diesen Ableger wollten die Ingolstädter als Concept Car ursprünglich auf der Automesse in Peking im April vorstellen. Der Corona-Virus zwingt nun zu einem anderen Event. Fest aber steht zumindest das Debüt der Serienversion: Genf 2021.