In Deutschland gibt es deutliche Fortschritte beim Aufbau von Ladepunkten für Elektroautos - aber noch große regionale Unterschiede. Während in Großstädten und Ballungsräumen inzwischen vergleichsweise viele Ladestationen zu finden sind, bestehen auf dem Land noch viele "weiße Flecken". Das geht aus einer Auswertung des Energieverbandes BDEW hervor, die der Deutschen Presse-Agentur und der 'Süddeutschen Zeitung' vorliegt. Der Verband sieht insgesamt eine "Dynamik" beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit mit Stand Ende 2019 rund 24.000 öffentliche Ladepunkte - das sind fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Schnellladestationen liegt laut BDEW-Ladesäulenregister bei rund 15 Prozent. Demgegenüber stünden derzeit rund 220.000 E-Autos und Plug-in-Hybride, so der BDEW. Im Durchschnitt würden sich damit gerade einmal neun E-Autos beziehungsweise Plug-in-Hybride einen Ladepunkt teilen.
80 Prozent der Ladevorgänge würden zuhause oder am Arbeitsplatz stattfinden. "Umso wichtiger ist es, dass im privaten Bereich jetzt endlich die Hürden für den Aufbau von Ladeinfrastruktur abgebaut werden. Das sollte sich die Politik weit oben auf ihre Agenda für das neue Jahr setzen", sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae.
E-Mobilität spielt zentrale Rolle im Klimaschutzprogramm
In den kommenden Jahren sollen E-Autos den Durchbruch auf dem Massenmarkt schaffen. Die Elektromobilität spielt eine zentrale Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, mit dem die Klimaziele 2030 vor allem im Verkehr erreicht werden sollen. Dafür wird bis 2030 eine Zahl von sieben bis zehn Millionen E-Autos in Deutschland als notwendig angesehen. Die Bundesregierung hatte einen "Masterplan Ladeinfrastruktur" vorgelegt, mit dem der Ausbau der Ladesäulen beschleunigt werden soll. Ziel ist ein flächendeckendes und kundenfreundliches Ladenetz.
Der BDEW kündigte an, alleine im Bereich der Schnellladepunkte würden Unternehmen bis Jahresende 4.000 zusätzliche Ladepunkte errichten. "Die Energiewirtschaft treibt die Elektromobilität in Deutschland voran - keine Elektromobilität ohne Energiewirtschaft", sagte Andreae.
Unter den Großstädten gibt es die laut BDEW meisten Lademöglichkeiten in München (1.103) und Hamburg (1.070) - München sei damit an Hamburg vorbeigezogen. Die größte Stadt Berlin (974) folgt an dritter Stelle. Dahinter liegen Stuttgart (405), Düsseldorf (225) und Leipzig (215). Mehr als 75 Prozent der öffentlichen Ladepunkte würden von Energieunternehmen errichtet und betrieben, so der BDEW.
Bei absoluten Zahlen liegt Bayern vorn
Betrachtet man die einzelnen Bundesländer, liegt in absoluten Zahlen Bayern vorne - mit 5.656 öffentlich zugänglichen Ladepunkten. Es folgen Baden-Württemberg (4.094) und das einwohnerstärkste Bundesland Nordrhein-Westfalen (3.880).
Bei der Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte je 1.000 Quadratkilometer sind Hamburg (1.417) und die Hauptstadt Berlin (1.093) an der Spitze. Es folgen Bremen (286), Baden-Württemberg (115), NRW (114), Hessen (82) und das flächenmäßig größte Bundesland Bayern (79). Die wenigsten Ladepunkte je 1.000 Quadratkilometer gibt es in den ostdeutschen Ländern Sachsen-Anhalt (16), Brandenburg (12) und Mecklenburg-Vorpommern (9).
Mitte Dezember hatte es ein Spitzentreffen von Bundesregierung und Energiewirtschaft gegeben. "Unser Ziel ist, dass bald niemand in Deutschland noch sagt: "Ich kaufe mir kein E-Auto, weil ich nicht weiß, wie und wo ich es laden soll"", hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gesagt. Vereinbart wurde, dass die Energiewirtschaft im kommenden Jahr einen Leitfaden für die Betreiber von Ladeinfrastruktur erstellen soll. Außerdem sollen Genehmigungsverfahren und Prozesse für den Netzanschluss beschleunigt werden. (dpa)