Der defizitäre Autobauer Opel zieht die Fertigung seines wichtigsten Modells Astra nach dpa-Informationen einige Monate früher als bisher geplant aus Rüsselsheim ab. Schon von Anfang 2015 an werde das Erfolgsmodell nur noch im britischen Ellesmere Port und im polnischen Gliwice (Gleiwitz) vom Band rollen, sagte ein Insider und bestätigte damit einen Bericht des "Handelsblatts" (Freitag).
Entgegen früherer Pläne werde die aktuelle Generation des Astra-Fünftürers nicht bis zu ihrem Auslaufen in der zweiten Jahreshälfte 2015 auch am Stammsitz gebaut. Stattdessen werde die Fertigung im günstigsten Opel-Werk Gliwice hochgefahren. Ursprünglich sollte erst das Nachfolgemodell nur noch außerhalb Deutschlands gefertigt werden.
Hintergrund ist das vorgezogene Aus der Zafira-Fertigung in Bochum schon Anfang 2015. Die Produktion des Familienwagens wird nach Rüsselsheim verlagert. "Das Unternehmen will die freien Kapazitäten in Polen nicht ungenutzt lassen", hieß es in Konzernkreisen. Damit sei klar, dass nicht der hessische Stammsitz vom vorgezogenen Aus des Bochumer Werks profitiere, sondern der Standort in Polen.
Streit im Betriebsrat geht weiter
Dabei hat die Verlagerung der Zafira-Produktion von der Ruhr an den Main einen offenen Streit im Opel-Betriebsrat entfacht. Am Freitag legte der Betriebsratschef des Bochumer Werks, Rainer Einenkel, in der "Bild"-Zeitung nach. Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug habe die Belegschaft belogen, wetterte Einenkel und sprach von einer Vereinbarung der Arbeitnehmervertreter mit der IG Metall Hessen vom April, die Produktion des Zafira nicht aus Bochum zu verlegen. Jetzt habe Schäfer-Klug seine Meinung geändert.
Schäfer-Klug, der Einenkel zuletzt "katastrophale Fehleinschätzungen" vorgeworfen hatte, reagierte prompt: "Herr Einenkel sollte nicht von sich auf andere schließen. Er steht offensichtlich unter erheblichem Druck an seinem Standort und nimmt Realitäten nicht mehr wahr."
"Gleichmäßiger Übergang für Beschäftigte"
Für die Rüsselsheimer Belegschaft wird sich durch die Umverteilung der Produktion nichts ändern, sagte ein Opel-Sprecher: "Mit der Entscheidung, den Zafira Tourer ab 2015 im Rüsselsheimer Stammwerk zu bauen, werden wir für die Rüsselsheimer Beschäftigten einen gleichmäßigen Übergang sichern." Im Stammwerk rollt zudem das Opel-Flaggschiff Insignia vom Band. Die Details des Übergangs von Astra zu Zafira Tourer müssten aber noch abgestimmt werden.
Der neue Opel-Chef Karl-Thomas Neumann setze auf eine umfangreiche Neuordnung der Produktion in den europäischen Werken, um die Bänder des Herstellers besser auszulasten, berichtet das "Handelsblatt". Tatsächlich hat die Adam Opel AG schon vor Monaten das Ziel ausgegeben, den Dreischichtbetrieb in allen Fabriken zur Regel zu machen. Davon ist der Autobauer noch weit entfernt.
Wegen der Absatzkrise in Europa leidet das Unternehmen unter enormen Überkapazitäten. Auch deshalb wird das Werk in Bochum Ende 2014 geschlossen, nachdem die Belegschaft einen Sanierungstarifvertrag abgelehnt hatte. Spätestens 2016 will Opel wieder Gewinne erzielen. (dpa)
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