Von Jan Petermann und Andreas Hoenig, dpa
Der Motor, der seinen Namen trägt, ist eine Jahrhundert-Erfindung: Am 27. Februar 1892 meldet Rudolf Diesel beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin eine "neue, rationelle Wärmekraftmaschine" zum Patent an. Ein Jahr später erhält Diesel dieses unter der Nummer 67207. Es ist der Anfang einer Weltkarriere. Ohne seinen Dieselmotor wären Menschen und Güter in der heutigen Welt längst nicht so in Bewegung.
Diesels Idee war, Luft im Motorbrennraum so großem Druck auszusetzen, dass sich der Kraftstoff von selbst entzündet. Dieselmotoren arbeiteten deutlich effektiver als andere Antriebe. Sie hatten anfangs einen Wirkungsgrad - das Maß, in dem der Motor die zugeführte Energie nutzen kann - von etwa 26 Prozent und übertrafen damit die Dampfmaschine um mehr als das Doppelte. Moderne Dieselmotoren erreichen inzwischen einen Wirkungsgrad von um die 50 Prozent.
Für den weltweiten Handel ist der Dieselmotor immer noch elementar, vor allem im Schiffsverkehr. Als Antrieb von Autos ist er zwar durch den VW-Abgas-Skandal in Verruf gekommen. Vor allem in Deutschland aber haben Dieselfahrzeuge immer noch einen hohen Marktanteil, wenngleich dieser im vergangenen Jahr etwas abnahm.
Rudolf Diesel wurde 1858 als Sohn eines süddeutschen Buchbinders in Paris geborenen. In den Wirren des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 kam er als Flüchtling von der französischen Hauptstadt über London nach Augsburg. Diesel wurde Ingenieur. Mit der Idee seines Lebens - dem später nach ihm benannten Wärmemotor - stieß er zunächst auf große Skepsis.
Der Direktor der Maschinenfabrik Augsburg, eine der Wurzeln des Lastwagenbauers MAN, bot Diesel schließlich einen Entwicklungsvertrag an. Gemeinsam mit den damaligen Krupp-Werken in Essen wurde ein Versuchsmotor gebaut. Der Ingenieur war endlich seinem "Lebenstraum nahe: den Menschen die schwere Arbeit vor allem in den Kleinbetrieben abzunehmen, wo Dampfmaschinen aus technischen Gründen kaum zum Einsatz kamen.
Die Reaktion auf Diesels Erfindung war enorm. Auf der Weltausstellung in Paris 1900 wurde der Motor mit dem "Grand Prix" ausgezeichnet. Ausländische Unternehmen schlossen Lizenzverträge für den Bau von Dieselmotoren. Ein Buch Diesels über die Lösung zur sozialen Frage aber wurde kritisch aufgenommen. Die Anstrengungen und Kämpfe seiner Erfinderkarriere machten Diesel gesundheitlich zunehmend zu schaffen.
Am 29. September 1913 kam der Erfinder ums Leben. Sicher ist nur, dass Rudolf Diesel an jenem Tag auf dem Schiff «Dresden» eine Kabine für eine Fahrt über den Ärmelkanal von Belgien nach England gebucht hatte. In der Nacht ging der 55-Jährige über Bord und ertrank. War es ein Unfall, Mord oder Suizid? Diesels Tod ist bis heute rätselhaft.