In der Diskussion um die Auswirkungen der geplanten Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in Stuttgart mahnt die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) zur Besonnenheit. "Wir warnen ausdrücklich vor Panikmache. Das Einzige was zählt, sind Fakten, und die werden nicht von Spekulationen, sondern von dem tatsächlichen Kaufverhalten der privaten und gewerblichen Verbraucher bestimmt", sagte Jens Nietzschmann, Sprecher der Geschäftsführung der DAT, laut einer Mitteilung am Freitag.
DAT reagiert damit auch auf eine Verlautbarung des Bundesverbands freier Kfz-Händler (BVfK) vom Mittwoch, der die Preise für Dieselautos durch die Diskussion um Fahrverbote massiv unter Druck sieht. "Wir gehen davon aus, dass sich im Moment die Preise um zehn bis 20 Prozent nach unten bewegen", sagte der geschäftsführende Vorstand Ansgar Klein (wir berichteten). Der BVfK bezog sich auf den Beschluss der Landesregierung Baden-Württemberg, ab dem kommenden Jahr an Tagen mit extrem hoher Schadstoffbelastung zentrale Straßen im Talkessel für viele Dieselwagen zu sperren. Seither wird in der Öffentlichkeit heftig diskutiert, welche Auswirkungen diese Maßnahmen haben.
"Als Unternehmen, welches im Großraum Stuttgart ansässig ist, können wir bei der DAT aus eigenem Erleben sehr gut verstehen, weshalb die Landesregierung Baden-Württembergs auf die in den letzten Wochen besonders erhöhte Schadstoffbelastungen in der Luft reagieren muss", so Nietzschmann. Entsprechende gesetzliche Veränderungen werden seiner Ansicht nach Auswirkungen auf den Automobilmarkt haben. "Allerdings haben schon entsprechende Maßnahmen in der Vergangenheit gezeigt, dass Art und Umfang der Auswirkungen, insbesondere auf die Werte der betroffenen Fahrzeuge quasi nicht vorhersehbar sind."
Preis unterliegen Schwankungen
Die Preise von Gebrauchtfahrzeugen würden immer erst im Verlauf eines realen Handelsgeschäftes festgelegt und unterlägen ganz allgemein Schwankungen, so der DAT-Chef. Deshalb eigneten sich die Angebotspreise in den Internetbörsen nicht wirklich für eine reale Marktbetrachtung.
"Dass die Besitzer von Diesel-Pkw derzeit verunsichert sind, ist nachvollziehbar. Insbesondere dann, wenn sie sich gerade mit dem Gedanken tragen, ihr Fahrzeug zu veräußern", sagte Nietzschmann. "Wir gehen davon aus, dass sich alle, in deren Besitz sich betroffene Fahrzeuge befinden, vorläufig - wie schon in Folge des Volkswagen-Abgasskandals - mit Verkaufsaktivitäten zurückhalten werden. Dies bedeutet, dass die Fahrzeuge von Verbrauchern vorläufig nicht angeboten werden und sich beim Handel die Standzeiten der Bestände erhöhen. Es bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass auch die Preise der betreffenden Fahrzeuge plötzlich massiv verfallen."
Um die bestehenden Verunsicherungen schnellstmöglich zu beseitigen, sei die Politik gefragt, hierzu alsbald belastbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein drohendes Fahrverbot in einer Großstadt reiche dafür nicht aus. (AH)
Unger Gebhard
AS