Trotz der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hat der Prüfkonzern Dekra sein Umsatzwachstum fortgesetzt - was sich jedoch nicht auf den Gewinn durchgeschlagen hat. Der Jahresüberschuss lag 2022 bei 126,4 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag in Stuttgart mitteilte. Das waren 10,7 Prozent weniger als im Vorjahr (2021: 141,5 Millionen). Der Überschuss war damals allerdings durch einen Sondereffekt bei den Personalkosten positiv verzerrt worden. Der bereinigte operative Gewinn vor Steuern und Zinsen lag 2022 nach Angaben der Prüfgesellschaft mit 226,4 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau (226,0 Millionen Euro). Die bereinigte EBIT-Marge belief sich auf 6,0 Prozent (Vorjahr: 6,4 Prozent).
Der Umsatz stieg 2022 um 7,4 Prozent auf rund 3,8 Milliarden Euro, nach 3,5 Milliarden im Vorjahr. Mit dem erneuten Plus zeichnet sich die Fortsetzung eines längeren Trends ab: Der Umsatz von Dekra hatte sich zuletzt fortlaufend positiv entwickelt. Nur im Jahr 2020 war er wegen der Corona-Pandemie nicht gestiegen - erstmals seit 16 Jahren. Das Plus im Heimatmarkt Deutschland lag bei 9,9 Prozent (2,4 Milliarden Euro); in den strategischen Wachstumsregionen Americas und Asia-Pacific konnte das Unternehmen zweistellig zulegen (Americas: plus 19,9 Prozent / 113,5 Millionen Euro; Asia-Pacific: plus 10,5 Prozent / 244,3 Millionen Euro).
Wichtigste Säule: Fahrzeugprüfung
Alle Geschäftsfelder haben 2022 zur positiven Umsatzentwicklung beigetragen. Wichtigste Säule war erneut die Fahrzeugprüfung mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro (plus 7,4 Prozent). Costa Rica und Spanien kamen als neue Märkte hinzu, damit ist das Unternehmen auf dem Weg zu rund 30 Millionen Prüfungen jährlich. Ebenfalls hohe Wachstumsraten erzielten die Felder Schadenregulierung & Gutachten (plus 6,5 Prozent auf 515 Millionen Euro) sowie Produktprüfung (plus 7,3 Prozent auf 318 Millionen Euro).
"Wir haben unser Ergebnisziel in einem sehr anspruchsvollen und von Krisensituationen geprägten Umfeld erreicht", sagte Dekra-Finanzchef Wolfgang Linsenmaier. Das sei angesichts der weltwirtschaftlichen Lage und der dadurch steigenden Personal- und Energiekosten nicht selbstverständlich. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Dekra wuchs 2022 um 876. Weltweit beschäftigte die Prüfgesellschaft damit rund 48.650 Menschen, davon gut 13.250 in Deutschland.
Guter Start in 2023
In das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres ist der Konzern den Angaben nach mit einem Umsatz von 990 Millionen Euro gestartet. Das entspricht einem Plus von 12,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr erwarte man ein mittleres bis hohes einstelliges Umsatzwachstum, sagte Vorstandsvorsitzender Stan Zurkiewicz. Bis zum 100. Firmenjubiläum 2025 will Dekra unter anderem in den Bereichen Mobilität der Zukunft, Cybersicherheit und Nachhaltigkeit wachsen. Mittelfristig peilt der Prüfkonzern acht bis neun Prozent EBIT-Marge an.
Das Investitionsvolumen stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 143 Millionen Euro (plus 34,3 Prozent). "Wir sparen auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten nicht an unserer Zukunft. Im Gegenteil: 2022 haben wir mehr denn je in unser Wachstum investiert, sowohl in die Entwicklung neuer Services als auch in Zukäufe, um unseren Wandel zu beschleunigen“, erklärte Zurkiewicz. 2023 will das Unternehmen über 200 Millionen Euro ausgeben - vor allem für Digitalisierung und Infrastruktur. Zudem fließen auch Mittel in das Technology Center in Klettwitz. Bis 2024 soll der Standort weiter ausgebaut werden: So entsteht ein neues Testzentrum für automobile und stationäre Batteriesysteme. Neben mechanischen Untersuchungen können dort künftig auch Leistungs- und Umweltprüfungen sowie Missbrauchstests durchgeführt werden. Dekra investiert hier insgesamt einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.