Gesperrte Autobahnen und lange Staus: Aus Protest gegen die Automesse IAA Mobility haben Aktivisten den Verkehr auf Autobahnen rund um München für längere Zeit lahmgelegt. Auf mehreren Autobahnen entrollten sie nach Polizeiangaben am Dienstagmorgen Banner – teilweise seilten sich dafür mehrere Menschen von Autobahnbrücken ab. Auch direkt vor der Messe demonstrierten Umweltschützer.
Auf der A9 etwa kletterten Aktivisten auf eine Schilderbrücke und überklebten die Aufschrift – "Verkehrskollaps 2000 m" stand dort dann geschrieben. Gegen Mittag konnte die Polizei die Autobahnen wieder freigeben, nachdem die Demonstrantinnen und Demonstranten die Brücken verlassen hatten und abgeführt wurden.
Kurz darauf sperrte die Polizei eine Autobahn erneut, weil mehrere Menschen kurz vor dem Messegelände ein Transparent an einer Brücke befestigten. Gegen die Beteiligten der Aktionen auf den Autobahnen wird nun ermittelt – unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Nötigung, wie eine Sprecherin sagte. Hinter den Protesten stand die "Aktion Autofrei", die sich für Fahrradstraßen und einen ticketfreien ÖPNV einsetzt.
Die IAA findet in diesem Jahr mit neuem Konzept in München statt. Gegner wollen nach eigenen Angaben den Ablauf stören, um für eine klimagerechte Mobilitätswende zu demonstrieren.
Auch vor dem Messegelände gab es am Dienstagmorgen Proteste. Mehrere Greenpeace-Aktivisten stiegen mit Plakaten in das Wasserbecken vor der Messe und demonstrierten für einen schnelleren Abschied vom Verbrennungsmotor. Auf den Plakaten waren Bilder von Überschwemmungen und Waldbränden der vergangenen Jahre zu sehen, zudem Slogans wie "Die Klimakrise startet hier". Die am Messegelände zahlreich vertretene Polizei ließ die Aktivisten gewähren, nach etwa einer halben Stunde verließen sie das kalte Wasser.
"Die deutsche Autoindustrie befeuert die Klimakrise immer weiter", erklärte Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. "Mit ihren rücksichtslosen Geschäften schränken VW, Mercedes-Benz und BMW die Freiheit junger Menschen ein. Damit sich das ändert, müssen die Konzerne viel schneller weg von klimaschädlichen Verbrennungsmotoren."
Bayerns Staatskanzleichef Florian Herrmann kritisierte die Proteste an den Autobahnbrücken. Demonstrationen, Proteste und Meinungsäußerungen seien immer möglich, aber auch für sie gebe es einen Rahmen der Gesetze, sagte der CSU-Politiker. Wenn andere Menschen durch die Aktionen gefährdet würden, sei dies nicht zu tolerieren.
Herstellerverband weist Kritik zurück
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte sich kritisch und verteidigte das Konzept der Messe. "Die IAA Mobility zeigt den Weg zur klimaneutralen Mobilität", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Und wir diskutieren auch mit denen, die anderer Meinung sind. Unser Angebot zum Dialog steht. Gewalt und Nötigung lehnen wir ab."
Rudi S.