Mit neuen Ideen zum Spritsparen und zusätzlichem Service für das Transportgewerbe versucht die Nutzfahrzeugindustrie, ihrer Absatzkrise zu entrinnen. Während viele Lkw-Bauer mit großen Verkaufsproblemen in Südamerika und Europa kämpfen und daher die Stimmung auf der Weltleitmesse IAA Nutzfahrzeuge in Hannover entsprechend gedrückt ist, elektrisiert alle Hersteller ein Thema gleichermaßen: Beim Buhlen um die Spediteursgunst spielt heute jeder gesparte Dieseltropfen eine Rolle.
Trotz der Versuche, sich mit Leistungen fern des Lkw noch vom Wettbewerb abzusetzen, bleibt aber die Marke ein wichtiges Moment im Konkurrenzkampf, wie die Hersteller betonen. Ein Beispiel geben dabei die VW-Töchter MAN und Scania. Obwohl sie enger zusammenrücken sollen, seien Einheits-Lkw kein Szenario, wie der neue Scania-Chef Martin Lundstedt der Nachrichtenagentur dpa sagte: "Das kommt für keinen von uns infrage, das wäre auch gegen jeden Kundenwunsch."
Dennoch könnten die Partner natürlich "auf einem pfiffigen Weg kooperieren und beispielsweise auf gemeinsame Teile zurückgreifen. Das Endprodukt wird aber immer ein Scania sein (...) Unser Erfolg baut auf unsere eigene Wertschöpfungskette, die am Ende auch unsere Marke definiert", sagte Lundstedt. Nach Informationen des "Manager Magazins" wurde ein bei MAN angesiedeltes Projekt zur gemeinsamen Entwicklung für leichte und mittleren Lastwagen ("Phevos") vorerst auf Eis gelegt.
Differenzierung durch Diagnosetechnik
Möglichkeiten, sich noch vom Wettbewerber abzusetzen, werden aber immer schwieriger – weil alle längst ähnliche Service-Ideen haben. Der weltgrößte Zulieferer Bosch setzt daher auf junge Themenfelder. Der Leiter der Kfz-Sparte in dem Technik- und Dienstleistungsriesen, Bernd Bohr, sagte, dass eine Chance die Diagnosetechnik sei. "In die Werkstatt zu fahren, um dort schauen zu lassen, was gemacht werden muss, wird schon in wenigen Jahren der Vergangenheit angehören", betonte Bohr. Der Schlüssel dafür sei intelligente Sensorik, die längst im Fahrzeug stecke und nur angezapft werden müsse. Spediteure von großen Flotten biete das enorme Vorteile. So wüssten sie beispielsweise per Knopfdruck, welchen Wartungsbedarf ihre Brummis haben.
Einen anderen Weg sieht Bohr in neuartiger Navigationstechnik, die auch das Profil einer Landschaft kennt. "Darin sind Steigungen und Gefälle abgebildet. Auf dieser Basis beeinflussen wir dann die Motor- und Getriebesteuerung, so dass man zum Beispiel vor Steigungsstrecken vorher Schwung holt oder unnötige Gangwechsel vermeidet." Mit Ideen dieser Art will Bosch bis 2020 weitere 15 Prozent Sprit einsparen.