Daimler bekommt den Handelsstreit zwischen den USA und China und die Folgen der Dieselaffäre zu spüren. Der Konzern kappte am späten Mittwochabend vor allem wegen der voraussichtlich steigenden Zölle in China auf US-Importautos seine Prognose für das laufende Jahr. Daimler produziert in den USA Fahrzeuge, die auch im Reich der Mitte verkauft werden.
Bislang hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche für 2018 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht über dem Vorjahreswert von 14,7 Milliarden Euro angepeilt. Nun gehen die Stuttgarter davon aus, dass sie in diesem Jahr leicht darunter liegen werden.
An der Börse kam das nicht gut an. Die Daimler-Aktie gab bis zum Donnerstagnachmittag um 3,76 Prozent nach. Analysten befürchten nun, dass auch Daimlers Konkurrenten Ergebniseinbußen drohen könnten. Branchenexperte Stefan Bratzel sagte: "Das ist die erste erkennbare Veränderung und Konsequenz im Welthandel und die Autoindustrie hängt mitten drin."
Ein BMW-Sprecher sagte in München, das Unternehmen überprüfe laufend mögliche Auswirkungen von sich verändernden Rahmenbedingungen auf das Geschäft. Der Geschäftsausblick sei unverändert.
Opfer des Handelskonflikts
Der Daimler-Konzern wird Opfer des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Das asiatische Land ist ein sehr wichtiger Absatzmarkt für deutsche Autobauer. Die höheren Zölle, die China künftig auf in den Vereinigten Staaten produzierte Wagen verlange, könnten nicht vollständig an Kunden weitergegeben werden, argumentierte der Konzern.
Daimler stellt in den USA in großem Stil Fahrzeuge auch für den Weltmarkt her, rund zwei Drittel gehen nach Angaben eines Sprechers in den Export. Im vergangenen Jahr liefen in den US-Werken knapp 290.000 Fahrzeuge bei Daimler vom Band.
Darunter befinden sich auch die in China sehr begehrten großen Geländewagen (SUV). Nun fürchten die Stuttgarter, dass deren Absatz dort künftig niedriger als bisher erwartet ausfallen wird – und nicht durch andere Länder ausgeglichen werden kann. Zuletzt waren vor allem die SUV die Treiber des steigenden Daimler-Absatzes in China. Daimler geht derzeit dem Sprecher zufolge davon aus, dass die Chinesen ihre Importzölle ab Juli von 25 auf 40 Prozent anheben werden.
Die USA und China steuern mittlerweile auf einen handfesten Handelskrieg zu. So hatte Peking Vergeltung angekündigt, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar in Auftrag gegeben hatte.
Der Daimler-Konzern beschäftigt aktuell in den USA rund 24.400 Mitarbeiter. Mercedes-Benz hat ein Werk in Tuscaloosa. Dort werden unter anderem die Geländewagen GLS und GLE produziert sowie die C-Klasse für den nordamerikanischen Markt. Zugleich wird in North Charleston aktuell der importierte Sprinter montiert. Dort entsteht zurzeit ein neues Sprinter-Werk.
WLTP-Umstellung belastet
Als weiteren Grund für die gekappte Prognose führen die Stuttgarter Belastungen im Zusammenhang mit dem neuen WLTP-Verfahren für Verbrauchs- und Abgastests ins Feld. Eine rückläufige Nachfrage aus Lateinamerika dürfte laut Daimler zudem das Busgeschäft negativ beeinflussen.
Darüber hinaus entstehen Daimler Belastungen durch den Rückruf von Dieselfahrzeugen. Wegen des Vorwurfs einer unzulässigen Abgastechnik muss der Konzern nun europaweit 774.000 Fahrzeuge zurückrufen – darunter 238.000 in Deutschland. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Daimler den Rückruf der Fahrzeuge auf einen Schlag verordnet. Die Stuttgarter wollen den Rückruf umsetzen, haben unlängst aber Widerspruch angekündigt. (dpa)