Über Deutschlands Straßen rollen viele Nutzfahrzeuge mit teils gravierenden Mängeln. Über 60 Prozent der leichten bis schweren Lasttiere werden bei der jährlichen Hauptuntersuchung beanstandet. Rund jedes fünfte Fahrzeug hat "erhebliche Mängel" oder ist sogar verkehrsunsicher, so dass ihm die Prüfplakette verweigert wird. Dies geht aus dem auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellten GTÜ-Mängelreport hervor, der sich auf die im ersten Halbjahr dieses Jahres untersuchten rund 180.000 Nutzfahrzeuge bezieht.
Die häufigsten Probleme verursachen laut der Prüforganisation die "Beleuchtung und Elektrik". 28,5 Prozent aller beanstandeten Schwachstellen sind auf Defekte an dieser Baugruppe zurückzuführen, womit ihr Anteil um 1,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen ist. Zweithäufigste Fehlerquelle sind "Bremsanlagen" mit 16,8 Prozent aller Beanstandungen. Mit einem Anteil von 15 Prozent folgen die "sonstigen Mängel" an Frontscheibe, Scheibenwischer oder Außenspiegel.
Mit dem Alter kommt das Leiden. Während die Prüfer bei Nutzfahrzeugen bis zu einem Alter von drei Jahren durchschnittlich "nur" 61 Mängel an insgesamt 100 untersuchten Fahrzeugen festgestellt haben, wurden in der Altersgruppe über neun Jahre knapp 302 Beanstandungen pro 100 Fahrzeuge registriert. Bis 50.000 Kilometer Laufleistung weist nur jeder vierte Transporter Mängel auf, zwischen 100.000 und 150.000 Kilometer Laufleistung steigt der Mängelanteil auf 61,4 Prozent.
Dekra fordert Verkürzung der Prüfintervalle
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Prüforganisation Dekra. Fast drei Viertel aller Fahrzeuge mit einer Laufleistung zwischen 100.001 und 150.000 Kilometern weisen bei den Hauptuntersuchungen Mängel auf, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Dekra Automobil GmbH, Clemens Klinke, in Hannover. Bei Transportern mit bis zu 50.000 Kilometern sind knapp 24 Prozent nicht mängelfrei.
Vor allem der Anteil der Fahrzeuge mit teils erheblichen Problemen an der Bremsanlage steige je nach Laufleistung von fast sechs auf knapp 26 Prozent. Bei Fahrwerk und Lenkung gebe es einen Anstieg von fast vier auf etwa 24 Prozent. Als Folge aus der Untersuchung forderte Klinke eine Verkürzung der Prüfintervalle.
Die Studie wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bundesanstalt für Straßenwesen, dem Verband der Automobilindustrie (VDA), der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und der Dekra Unfallforschung erarbeitet. Dabei werteten die Experten 1.637 Transporter- und 14.866 Pkw-Unfälle aus den Jahren 1997 bis 2009 aus. (mid/bp/dpa)