Knapp 10.000 Opel-Beschäftigte haben gegen den Verbleib des Autobauers bei General Motors (GM) demonstriert. Auf Plakaten und Transparenten äußerten sie am Donnerstag in Rüsselsheim ihre Wut über den gescheiterten Verkauf an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna. Die Beschäftigten befürchten Werkschließungen und massive Stellenstreichungen durch den alten und neuen Mutterkonzern GM. In Eisenach gingen rund 500 Menschen auf die Straße, in Kaiserslautern waren es mehrere hundert Beschäftigte. Opel-Betriebsratschef Klaus Franz forderte in seiner Rede vor dem Stammwerk mehr Eigenständigkeit für den Autobauer unter dem Dach von GM. "Die Adam Opel GmbH muss in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Wir wollen kein Anhängsel sein, das von Detroit aus durchregiert wird", sagte Franz. Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter werfen den GM-Managern seit längerem vor, Opel durch Arroganz gegenüber den Interessen europäischer Kunden und eine falsche Modellpolitik in die Krise geführt zu haben. "Das ist die Vorbedingung für Verhandlungen. Es kostet GM nichts. Es wäre eine Geste der Achtung, uns mehr Verantwortung zu geben", erklärte Franz weiter. Die Adam Opel GmbH solle einen eigenen Vorstand und einen starken Aufsichtsrat und damit mehr Mitbestimmungsrechte für die Belegschaft haben. An die Börse solle das Unternehmen aber nicht. Allerdings müsse künftig in Deutschland über Modelle, Motoren und Getriebe entschieden werden dürfen. "Denn GM will uns gesundschrumpfen und Produkte wie Cabriolets streichen. Es wäre aber absolut schädlich, diese Nische nicht zu besetzen." Auch das GM-Sanierungskonzept für Opel vom Mai 2009, auf dem der US-Konzern seinen neuen Restrukturierungsplan aufbauen will, lehnt Franz ab. Danach sollten drei Werke geschlossen werden. GM kündigte aber bereits an, dass Bochum möglicherweise überleben könne. "Insolvenz-Geschwätz ist geschäftsschädigend" Gleichzeitig zeigt die Forderung des stellvertretenden Opel-Aufsichtsratschefs Franz aber auch, dass sich die Arbeitnehmer für Verhandlungen mit GM in Position bringen. Nach den Protestankündigungen gegen GM hatte der US-Mutterkonzern die Betriebsräte und Gewerkschaften davor gewarnt, nicht an der Restrukturierung des maroden Autobauers mitzuarbeiten und offen mit einer Insolvenz gedroht. Franz reagierte darauf empört: "Hört auf mit dem Geschwätz von Insolvenz. Das ist geschäftsschädigend."
GM-Einschnitte: Opelaner gehen auf Barrikaden
Knapp 10.000 Beschäftigte ließen am Donnerstag an allen vier deutschen Standorten ihrer Wut über den Verbleib des Autobauers bei General Motors freien Lauf. Der Betriebsrat forderte mehr Eigenständigkeit.
Jörg-Uwe Banach