BMW und eine für ihn tätige Beratungs- und Ingenieurgesellschaft stehen in Frankreich unter Spionageverdacht. Mitarbeiter des Aachener Unternehmens P3 sollen sich in den vergangenen Wochen in Paris auf unzulässige Weise Informationen über das mit Elektroautos betriebene Carsharing-System Autolib' besorgt haben. Zwei von ihnen seien am vergangenen Donnerstag vorübergehend festgenommen und in Polizeigewahrsam vernommen worden, bestätigte die französische Justiz am Dienstag einen Bericht der französischen Tageszeitung "Le Figaro". Sie hätten sich an einer der öffentlichen Ladestationen für die Elektroautos zu schaffen gemacht.
Der von dem französischen Konzern Bolloré belieferte Anbieter Autolib' erstattete wegen des Vorfalls Anzeige. Den P3-Mitarbeitern wird unter anderem vorgeworfen, auf unzulässige Weise in das Datenverarbeitungssystem eingedrungen zu sein.
Der deutsche Autobauer und das Unternehmen P3 wiesen alle Vorwürfe zurück. Die vom Konzern veranlassten "Routine-Tests" sollten lediglich klären, ob die öffentlich zugänglichen Ladestationen auch für die Versorgung des eigenen Elektro-Kleinwagen vom Typ i3 geeignet seien, betonte BMW. Nach Angaben von P3 gab es keinerlei Eingriff in die Ladesäule. Das Unternehmen führe die sogenannten Ladeabsicherungstests im Auftrag verschiedener Automobilhersteller für Elektrofahrzeuge in Europa, China und den USA durch, hieß es.
BMW entschuldigt sich
Nach Angaben von BMW fanden die Untersuchungen für den i3 am 21., 22., und 26. August statt. Am Tag ihrer Festnahme sollen die P3-Mitarbeiter nicht für BMW im Einsatz gewesen sein. Der französischen Tageszeitung "Le Figaro" lag ein BMW-Schreiben an Bolloré-Chef Vincent Bolloré vor. In diesem bittet der für Frankreich zuständige Konzernvertreter um Verzeihung für die nicht angemeldeten Tests.
Das Pariser Carsharing-System Autolib' gilt als ein weltweites Vorzeigeprojekt für Elektromobilität. Bis Ende 2013 sollen im Großraum der französischen Hauptstadt 3000 sogenannte Bluecars und 6.600 Ladestationen verfügbar sein. Die Fahrzeuge haben laut Bolloré eine Reichweite von 250 Kilometern. (dpa)