Ford krempelt nicht nur sein Modellprogramm komplett um – auch den Fahrzeugerwerb will der Autobauer neu aufsetzen. Integrierte Prozesse sollen das Kauf- und Nutzungserlebnis von der Informationsphase bis zum Servicetermin auf ein neues Level heben, wie das Unternehmen am Montag anlässlich der europäischen Händlertagung "Bring On Tomorrow Live" (BOTL) in Kopenhagen mitteilte.
Im Blick hat der Hersteller vor allem eine moderne Generation von Neuwagenkunden, die mit digitalen Technologien aufgewachsen und in ihrer Benutzung geübt sind. Speziell für diese soll der Kauf noch einfacher und interessanter werden, wie Martin Sander, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke und General Manager Ford Model e Europa, bei dem Event erklärte. "Ford will seine Kunden wie Familienmitglieder behandeln. Dafür müssen wir verstehen, was sie von uns erwarten – und dementsprechend werden wir alle Hindernisse aus dem Weg räumen, die den Kundenwünschen entgegenstehen."
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Den neuen Ansatz will Ford zunächst für seine neuen E-Modelle, wie dem SUV Explorer, ausrollen. Er beinhaltet unter anderem Online-Showrooms, virtuelle Probefahrten sowie eine transparente und einheitliche Preisgestaltung. Per Smartphone soll der Kunde künftig die Fahrzeugübergabe – ob beim Händler seiner Wahl oder zu Hause – personalisieren, sich über Lademöglichkeiten informieren oder den Abhol- und Rückgabe-Service bei Wartungsterminen festlegen können. Es soll für ihn auch möglich sein, den Produktionsstatus seines Neuwagens jederzeit online einzusehen.
Ford Explorer (2024)
BildergalerieFord wolle den Wechsel zwischen digitalen und realen Kontaktpunkten so mühelos wie möglich gestalten, sagte Sander. "Dies kann bedeuten, dass sie in Zukunft den kompletten Kaufvorgang mit wenigen Klicks über die offiziellen Web-Kanäle und Online-Showrooms der Marke abwickeln oder auch einen Handelspartner des Herstellers oder einen Ford Store besuchen können, um von Produktspezialisten nähere Informationen zu erhalten – oder eben eine Kombination aus beiden Ansätzen."
Ford-Handel mit Schlüsselrolle
Für den Ford-Manager kommt dem europäischen Händlernetzwerk bei der Umsetzung des Vorhabens eine Schlüsselrolle zu. "Wir wollen auf den Kundenbeziehungen und jener Reputation aufbauen, die wir uns in den vergangenen Jahrzehnten erarbeitet haben, und ergänzen sie um eine neue Generation digitaler Werkzeuge und eine auf die Zukunft ausgerichtete Denkweise", betonte Sander.
Grundlage für die Neuerungen ist die europaweite Einführung des Agenturvertriebs. Pilotmarkt sind aktuell die Niederlande. In Deutschland sind die Händlerverträge zum 31.März 2025 gekündigt. Dann will Ford in einen Stufenvertrag auf Vertragshändlerbasis gehen, der die schrittweise Annäherung an einen Agenturvertrag einleiten soll (wir berichteten).
In Kopenhagen präsentierte Ford außerdem den neuen E-Tourneo Courier. Das batterieelektrische Familienauto mit 100 kW Leistung soll Ende kommenden Jahres auf den Markt kommen. Bis dahin will der Autobauer in Europa insgesamt zehn neue Elektrofahrzeuge vorstellen. Sander: "Wir machen mit unserem Vorhaben gute Fortschritte, uns in Europa bis 2030 in eine Marke mit ausschließlich elektrisch angetriebenen Pkw-Modellen zu wandeln."