Der Schweizer Elektroauto-Hersteller Piëch Automotive AG setzt auf Branchen-Kompetenz in seinem Management. Das von Anton "Toni" Piëch und Rea Stark gegründete Start-up hat jetzt seine neue Führungsmannschaft vorgestellt. Eine Personalie sticht dabei besonders heraus: Matthias Müller. Der frühere Porsche- und Volkswagen-Chef habe die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden übernommen, gab das Unternehmen am Montag bekannt. Der Spitzenmanager kehrt damit ins Auto-Business zurück.
"Die Mission der beiden Gründer hat mich spontan begeistert, weil sie konsequenter und visionärer ist als alle neuen Ansätze, die mir während meiner Tätigkeit in der Automobilbranche begegnet sind", erklärte Müller einer Mitteilung zufolge. Dieser Ansatz verdiene jeden Einsatz. Gründer Piëch sagte: "Mit Matthias Müller haben wir einen langjährigen und erfolgreichen Manager der Automobilbranche von unserem disruptiven Ansatz überzeugt. Er wird uns ein erfahrener Ratgeber und Ansprechpartner sein."
Doppelspitze
Gleich zwei CEO sollen den Start von Piëch Automotive beschleunigen. Klaus Schmidt, seit vier Jahren bereits als Chief Technology Officer (CTO) für das Fahrzeugkonzept verantwortlich, ist für alle technischen Bereiche zuständig. An der Seite des ehemaligen Chefingenieur von BMW Motorsport fungiert der frühere Porsche- und Burmester-Manager Andreas Henke als Chief Marketing Officer mit Verantwortung für Strategie, Marke, Kundenbeziehungen, Finanzen und Personal. Für den Aufbau der Sales-Aktivitäten wurde Jochen Rudat, Ex-Vertriebschef von Tesla in Europa, gewonnen.
Piëch Mark Zero Concept
BildergalerieToni Piëch (46) ist Sohn des 2019 verstorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch. Stark ist Unternehmer und Industriedesigner, bei Piëch Automotive fungiert er als "Creative Director". Die Gründer hatten im vergangenen Jahr auf dem Genfer Automobilsalon mit dem elektischen Luxussportwagen "Mark Zero" für Aufsehen gesorgt (wir berichteten).
US-Großinvestor
Bislang war unsicher, ob es gelingen kann, das ehrgeizige Projekt zu finanzieren. Laut Unternehmen wurde die Finanzierungsrunde A bereits erfolgreich abgeschlossen. Zu den Investoren zählt unter anderem der Paypal-Gründer Peter Thiel. In den kommenden Monaten soll die B-Runde unter Führung der Großbank UBS weiteres Kapital bringen. Medienberichten zufolge braucht Piëch Automotive 500 Millionen Euro, um den Mark Zero an den Start zu bringen.
Nicht nur personell hängt das junge Unternehmen am Gas. Mittlerweile ist das Design des Zweisitzers finalisiert, und die ersten Prototypen gehen in Betrieb. Zudem seien wichtige Entwicklungs- und Produktionspartner verpflichtet werden, hieß es. Ein weiterer Meilenstein soll der Piëch Engineering Campus werden, das Entwicklungszentrum entsteht in Memmingen.
Piëch Automotive hat ein modulares Fahrzeugkonzept entwickelt, das zahlreiche Karosserievarianten, Antriebsarten sowie Upgrades von Hard- und Software erlauben soll. Mit dem Start des E-Sportwagens will die Firma Ende 2022 auch eine neue Batterie- und Ladetechnologie in Serie bringen. Damit soll es möglich sein, 80 Prozent der Akku-Kapazität in unter fünf Minuten für 400 Kilometer Reichweite nachzuladen. Die maximal mögliche Reichweite soll 500 Kilometer nach WLTP betragen. (rp)