Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth sieht im beginnenden Wandel in der Autoindustrie keinen Grund zur Sorge um die Arbeitsplätze. Man müsse vernünftig mit dem Thema umgehen, sagte Porth der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Richtig ist, dass ein sehr langer Übergang stattfinden wird, dessen Dauer und Intensität im Moment keiner vorhersagen kann", betonte er. Die konventionelle Antriebstechnologie werde es noch eine ganze Zeit geben, der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge werde wachsen. "Und vielleicht wird es auch eine dritte oder vierte Variante geben, an die man heute noch nicht denkt oder die nicht so im Fokus steht."
Daimler hatte im Oktober allen gut 130.000 Stammbeschäftigten im Inland eine Jobgarantie bis 2029 ausgesprochen. Schon bis 2025 will der Konzern den Anteil der Elektrofahrzeuge am Absatz auf 15 bis 25 Prozent heben. Für deren Produktion werden aus Sicht von Experten voraussichtlich deutlich weniger Menschen gebraucht, weil die Antriebe nicht so komplex sind.
Daimler wolle aber auch mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor noch weiter wachsen, betonte Porth. Diese Effekte müsse man gemeinsam betrachten. Natürlich werde es in der Produktion des Antriebsstrangs auf lange Sicht eine Verschiebung geben – aber wie genau die aussehen wird, lasse sich noch nicht sagen. In der Übergangsphase gebe es insgesamt eher mehr Arbeit, vor allem in der Entwicklung.
Auch den starken Ausbau der sogenannten Mobilitätsdienstleistungen sieht Porth nicht als Gefahr für die Arbeitsplätze im Kerngeschäft. "Wenn man Mobilitätsdienstleistungen anbieten will, braucht man immer noch ein Auto", sagte der 58-Jährige, der als Personalvorstand für weltweit mehr als 290.000 Beschäftigte verantwortlich ist.
"Nicht gerade innovationsfreundlich"
Die Kernkompetenz der Entwicklung liege weiterhin im Inland, betonte Porth. Für ein Unternehmen wie Daimler sei es auch nicht schwierig, Mitarbeiter zu finden, die sich mit der Weiterentwicklung der Elektromobilität beschäftigen. Im Start-up-Bereich hingegen könne man mit den Rahmenbedingungen in Deutschland – auch von rechtlicher Seite – nicht mit anderen Standorten mithalten.
"Viele Politiker fliegen in die USA ins Silicon Valley oder nach Tel Aviv, gucken sich das an und sind ganz begeistert vom Gründergeist und der Energie dort", kritisierte Porth. "Aber wenn sie dann zurückkommen, ändern sie nichts an den Rahmenbedingungen hier, die mit starren Arbeitszeitgesetzen und überbordender Bürokratie nicht gerade innovationsfreundlich sind." (dpa)