TÜV Rheinland steigt in die Prüfung von Antriebsbatterien für Elektrofahrzeuge im europäischen Markt ein. Zusammen mit dem Aachener Unternehmen ConAC errichte man ein rund 2.000 Quadratmeter großes Testzentrum im Gewerbepark Avantis, teilte der Konzern am Dienstag mit. "Elektromobilität boomt, steht aber gleichzeitig noch in den Startlöchern. Unsere Investition in die Zukunftstechnologie Batterietechnik stellt deshalb einen wichtigen Beitrag für die Mobilitätsbranche und den Industriestandort NRW und darüber hinaus dar", sagte TÜV Rheinland-Chef Michael Fübi.
Zum Bau und Betrieb des Labors gründen TÜV Rheinland und ConAC nach eigenen Angaben ein Joint Venture, in dem der Prüfdienstleister Mehrheitsgesellschafter ist. Das Testzentrum soll bereits im September 2021 an den Start gehen. Im Vollbetrieb wird mit 25 Mitarbeitern geplant. Das Investitionsvolumen bezifferte TÜV Rheinland auf über 22 Millionen Euro. Durch die neue Partnerschaft sei man ab sofort in der Lage, für die Branche die gesamte Wertschöpfungskette rund um Traktionsbatterien von Fahrzeugen abzudecken, betonte Fübi.
ConAC ist eine Tochter der Aachener PEM-Gruppe. Das Unternehmen wurde 2014 als Ableger an der RWTH Aachen von Hauptgesellschafter Prof. Achim Kampker mitbegründet. Es bietet Beratungs- und Engineering-Dienstleistungen für Kunden aus der Automobil- und Mobilitätsbranche. Die Gruppe hat aktuell rund 100 Mitarbeiter. Neben Standorten in Deutschland und den Niederlanden gibt es weitere Standorte in den USA, Mexiko und China.
Kampker erklärte: "In den kommenden Jahren besteht in Europa erheblicher Bedarf an Kapazitäten für die Prüfung von Antriebsbatterien. Diese Investition kommt deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt." Gleichzeitig werde die technologische Entwicklung im Batteriesektor dynamisch voranschreiten, unterstrich er mit Blick auf Leistungsfähigkeit, Reichweite, Haltbarkeit und Lebensdauer, Kosten, Materialeinsatz und Recyclingfähigkeit. "Wir werden alle diese Entwicklungen hier am Technologie-Hub Aachen-Heerlen mitgestalten."
Das Prüfzentrum entsteht auf der niederländisch-deutschen Grenze, die unmittelbar durch das Gebäude selbst verläuft. Geplant ist, dass die Fachleute dort Batterien bis zu einem Gewicht von rund 800 Kilogramm allen gängigen Tests unterziehen können. Zum Leistungsspektrum gehören unter anderem die Tests auf Basis obligatorischer Vorgaben für die Typgenehmigung von Batterien wie ECE R100 zur Prüfung und Genehmigung von Lithium-Ionen-Batterien oder UN 38.3. für den Transport von Antriebsbatterien. Auch weitergehende freiwillige Prüfungen nach Herstellervorgaben zur zusätzlichen Qualitätssicherung seien möglich, hieß es. Ferner sollen entwicklungsbegleitende Validierungen für Hersteller durchgeführt werden.
Zur technischen Ausstattung gehören Klimakammern zur Simulation extremer Temperaturschwankungen und -belastungen (minus 40 bis plus 90 Grad Celsius) sowie von Luftfeuchtigkeit von zehn bis 95 Prozent. Hinzu kommen eine Salz-Korrosionskammer, ein Teststand für Spritzwasser sowie ein Prüfstand zur Simulation von Schwingungen und Stößen. Darüber hinaus soll das Labor über Anlagen zur Simulation der Lebensdauer und Haltbarkeit einschließlich Be- und Entladen der Batterien und über eine eigene Bunkeranlage für Falltests, Nagelpenetration, Über- und Tiefenentladung, Druck, Quetschung und Brandsimulation verfügen.
Fübi: "Ziel ist es, alle gängigen Sicherheitsstandards umfassend abprüfen zu können. Im Fokus steht dabei zunächst zum Start der stark wachsende Prüfmarkt für Traktionsbatterien von Fahrzeugen, aber perspektivisch soll das Testangebot auf weitere Speicheranwendungen ausgeweitet werden." (AH)