Von Hannes Breustedt, dpa
Der US-Elektroautobauer Tesla hat im fünften Quartal in Serie schwarze Zahlen geschrieben und seine ambitionierten Jahresziele bestätigt. In den drei Monaten bis Ende September wurde ein Nettogewinn von 331 Millionen Dollar (279 Millionen Euro) erzielt, wie der Konzern des schillernden Tech-Milliardärs Elon Musk am Mittwoch (Ortszeit) im kalifornischen Palo Alto mitteilte. Damit steigerte Tesla das Ergebnis im Jahresvergleich um satte 131 Prozent.
Der Umsatz wuchs um 39 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Tesla übertraf die Erwartungen klar, die Aktie reagierte bereits nachbörslich mit einem deutlichen Kursanstieg und ging am Donnerstag mit einem Plus von drei Prozent in den US-Handel. Mit den überraschend starken Quartalszahlen baut Tesla seine Erfolgsserie aus - seit der Gründung 2003 war das Unternehmen noch nie über über einen so langen Zeitraum profitabel.
Das Unternehmen bekräftigte zudem, trotz Belastungen durch die Corona-Krise am ehrgeizigen Vorhaben festzuhalten, in diesem Jahr eine halbe Million Fahrzeuge auszuliefern. In den ersten drei Quartalen wurden knapp 320.000 Autos an die Kundschaft gebracht, 139.593 davon im vergangenen Vierteljahr. Das Jahresziel von 500.000 Auslieferungen zu erreichen, sei allerdings schwieriger geworden, räumte Tesla im Geschäftsbericht mit Blick auf die Pandemie ein.
An der Börse ist Tesla ohnehin schon seit einiger Zeit der wertvollste Autobauer der Welt. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs um gut 400 Prozent zugelegt, in den vergangenen zwölf Monaten sogar um knapp 730 Prozent. Zuletzt lag der Börsenwert von Tesla bei 394 Milliarden Dollar. Damit wird der E-Auto-Pionier aus dem Silicon Valley trotz viel geringerer Absatzzahlen mehr als dreimal so hoch gehandelt wie die beiden an Marktanteilen gemessen größten US-Hersteller General Motors und Ford zusammen. Auch den deutschen Autokonzernen ist Tesla beim Börsenwert meilenweit überlegen.
Für Teslas Firmenchef Musk, der nebenher noch die Raketenfirma SpaceX und viele andere Projekte betreibt, ist der Höhenflug ein Triumph. Jahrelang schrieb sein Konzern tiefrote Zahlen, die Zukunft schien ungewiss. Nun lieferte Tesla sogar einen Rekord beim Betriebsgewinn – obwohl der Automarkt insgesamt erheblich unter der Corona-Krise ächzt. "Das dritte Quartal war das beste in unserer Geschichte", stellte Musk nach Vorlage des Finanzberichts in einer Konferenzschalte mit Finanzanalysten fest.
Tesla treibt seine internationale Expansion unterdessen weiter kräftig voran, die Produktion im chinesischen Werk in Shanghai soll rasch weiter hochgefahren werden. Zudem gehe der Bau der ersten europäischen Fabrik in Grünheide nahe Berlin rasch voran. Bereits im kommenden Jahr will Tesla hier die ersten Autos produzieren und ausliefern. Darüber hinaus will der Konzern zügig ein weiteres US-Autowerk im texanischen Austin hochziehen, wo der Kompakt-SUV Model Y und der geplante Cybertruck vom Band rollen sollen.
Jobretter in Neuwied
In Deutschland erweitert Tesla seine Präsenz auch durch den Einstieg beim Neuwieder Autozulieferer ATW. Nach dem Kauf der Firma Grohmann 2016 beteiligen sich die Kalifornier damit schon am zweiten rheinland-pfälzischen Unternehmen. Tesla bekam dafür inzwischen grünes Licht vom Bundeskartellamt, wie ein Sprecher der Behörde mitteilte. ATW gehörte dem kanadischen Hersteller ATS Automation Tooling Systems, der den Standort in Rheinland-Pfalz schließen wollte. Tesla rettet demnach Jobs bei der Firma mit rund 210 Beschäftigten, die BMW, Daimler und VW zu ihren Kunden zählt.
MWF