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Daimler-Hauptversammlung: Die Angst vor "Volkswagen 2.0"

29.03.2017 10:29 Uhr
Daimler-Hauptversammlung: Die Angst vor "Volkswagen 2.0"
Die Diesel-Debatte dominierte am Mittwoch die Daimler-Hauptversammlung.
© Foto: Daimler

Bislang konnte Daimler Schlagzeilen um manipulierte Dieselfahrzeuge weitgehend umfahren. Doch nun geht nach dem US-Justizministerium auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft einem Verdacht nach. Die Folgen für den Autobauer sind schwer absehbar.

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Von Annika Grah, dpa und Marco Engemann, dpa-AFX

Ein möglicher Diesel-Skandal auch bei Daimler? Die Frage nach möglichen Manipulationen von Abgaswerten bei Fahrzeugen des Stuttgarter Autobauers trieb die Aktionäre des Autobauers bei der Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin um. "Können Sie Entwarnung geben, dass wir nicht ein Volkswagen 2.0 werden?", sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Anspielung auf den Abgasskandal bei der Wolfsburger Konkurrenz.

Jens Hilgenberg von den Kritischen Aktionären hat sich bereits ein Urteil gebildet: Auch Daimler trage die Verantwortung für die hohen Belastungen mit Feinstaub und Stickoxiden in Städten. Selbst wenn Gerichte irgendwann anders urteilen sollten, "ethisch und moralisch ist das nicht akzeptabel", sagte Hilgenberg. "Hersteller wie Daimler tragen die Verantwortung, dass Städte als letztes Mittel Fahrverbote erlassen müssen."

Bislang ist Daimler eine Manipulation nicht nachgewiesen worden, auch wenn Umweltorganisationen und US-Anwälte in einer Zivilklage diesen Vorwurf erheben. Neben der US-Justiz hat auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts auf Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen aufgenommen. Daimler betont aber, sich an geltendes Recht zu halten und verweist auf die Untersuchungen des Kraftfahrtbundesamtes, die 2016 nur einen "freiwilligen" Rückruf zur Folge hatten. Aufsichtsratschef Manfred Bischoff sagte am Mittwoch: Der Aufsichtsrat habe sich regelmäßig mit Reputationsrisiken befasst, das beinhalte auch die Motorentechnologie – "im Schwerpunkt die Dieseltechnologie".

Keine Veränderung beim Dieselabsatz

Bislang schlagen sich die Negativschlagzeilen noch nicht in Verkaufszahlen nieder. Das Unternehmen erwartet für die Monate Januar bis März den höchsten jemals in einem Quartal erreichten Absatz. Entwicklungsvorstand Ola Källenius hatte am Vortag betont, man sehe in den Verkaufszahlen bislang keine Veränderung bei der Dieselquote. Dennoch macht Daimler bei der Entwicklung seiner Elektromarke EQ Tempo: 2019 sollen die ersten Fahrzeuge kommen. Drei Jahre früher als ursprünglich – bis 2022 – plant der Hersteller nun zehn neue Elektromodelle. Denn bis 2025 soll der Anteil von Elektroautos bei 15 bis 25 Prozent liegen.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger CAR Institut erwartet allerdings, dass sich vor allem Firmenkunden vom Diesel abwenden, wenn die Negativmeldungen anhalten. "Denn keine Firma will wegen seiner umweltbelastenden Fahrzeugflotte am Pranger stehen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Einige Aktionäre halten nun bereits Vorstand und Aufsichtsrat verantwortlich: Der Stuttgarter Friedens- und Öko-Aktivist Paul Russmann rief für die Kritischen Aktionäre in einem Gegenantrag dazu auf, Vorstand und Aufsichtsrat wegen angeblich zu hoher Abgaswerte selbst bei den neuesten Dieseln nicht zu entlasten. Üblicherweise haben diese kleineren Aktionärsvereinigungen aber zu wenig Gewicht, um die Entlastung wirklich infrage zu stellen.

Lkw-Kartell: "Licht ins Dunkel bringen"

Institutionelle Investoren wie Union Investment dagegen wollen den Vorstand entlasten – aber: "Mit der Entlastung verbinden wir jedoch die dringende Forderung, Licht ins Dunkel des Lkw-Kartells zu bringen sowie offen und transparent bei 'Emissionsthemen' zu berichten", sagte Fondsmanager Ingo Speich.

Daimler war an einem Lkw-Kartell beteiligt, das die EU aufgedeckt hatte. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, dass der Aufsichtsrat keine Schadenersatzforderungen an Manager und Vorstände geltend gemacht hatte. Daimler-Chef Dieter Zetsche selbst verantwortete von 1999 bis 2000 im Vorstand das Lkw-Geschäft. Der Aufsichtsrat habe 2011 eine Anwaltskanzlei mit der Frage beauftragt, sagte Aufsichtsratschef Bischoff, und "gegenwärtig von der Geltendmachung von Schadenersatz" abgesehen. "Eine abschließende Entscheidung ist damit nicht getroffen."

Mit nackten Tatsachen sah sich der Daimler-Vorstand am Mittwoch nicht konfrontiert. Ein Aktionär hatte gefordert, "artgerecht" – also unbekleidet – bei der Hauptversammlung aufkreuzen zu dürfen. "Unter artgerechter Kleidung würde ich das Nacktsein deswegen verstehen (...)." Der Mann, der bereits in der Vergangenheit durch abstruse Anträge aufgefallen war, trug dann aber weißes Hemd und Hose. Chefkontrolleur Bischoff erwiderte: "Ich bin ihnen dankbar, dass sie ihr Verständnis von artgerechter Kleidung nicht gleich umgesetzt haben."

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KOMMENTARE


UE

30.03.2017 - 15:17 Uhr

egal ob und wie Daimler evtl. "geschummelt" hat: das wird NIE so "groß" wie bei VW. Das Thema ist bei den Leuten im Grunde durch. Das will doch keiner mehr lesen.


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