Von Michael Gebhardt/SP-X
Fünf Jahre hat die Mercedes A-Klasse auf dem Buckel und ist damit schon im Herbst ihrer Bauzeit angelangt. Ende 2018 wird voraussichtlich die neue Generation präsentiert, die dann Anfang 2019 zu den Händlern rollen wird. Am Vorabend der Auto Show in Shanghai gibt Mercedes jetzt mit der Studie Concept A Sedan einen ersten Vorgeschmack auf die neue Kompaktklasse.
Die Neuauflage tritt in große Fußstapfen: Allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz, hat sich der radikale Designwechsel bei der aktuellen Generation für Mercedes bezahlt gemacht. Zwar mag der ein oder andere Bestandskunde, der weder Lust auf das progressive, neue Design, noch auf einen Modellwechsel hin zur etwas konservativeren B-Klasse hatte, verloren gegangen sein. Doch hat die Marke gleichzeitig viele neue Käufer dazu gewonnen – und die waren deutlich jünger als die bisherige Klientel.
Diesen Trend soll der Nachfolger natürlich fortsetzen, denn: Je früher die Kundschaft zur Marke findet, desto mehr Zeit hat sie schließlich, sich innerhalb des Produktportfolios nach oben zu arbeiten – und damit mehr Geld in die Stuttgarter Kassen zu spülen. Und mit der Formensprache des 4,57 Meter langen Concept A Sedan hat Daimler gute Chancen, auch weiterhin bei jungen Leuten zu punkten. Die großen, klaren Flächen setzten das vom Chef-Kreativen Gordon Wagener eingeführte Design – abgesehen von ein paar auffälligen Sicken, von denen er eigentlich weg wollte – konsequent fort und wirken elegant und sportlich zu gleich. Die scharf gezeichneten, dreieckigen Scheinwerfer und der Panamericana-Grill mit seinen vertikalen Streben wecken Erinnerungen an die erst jüngst in Genf gezeigte AMG-Studie GT Concept. Passend dazu gibt es kurze Überhänge, ein nach hinten gesetztes Greenhouse und muskulöse Radläufe.
Mehr Sportlichkeit, mehr Dynamik
Die Marschrichtung ist also klar, mehr Sportlichkeit, mehr Dynamik – und vielleicht auch eine neue Karosserieform: Denn dass die Studie als klassische Drei-Box-Limousine vorfährt, kommt nicht von ungefähr. Eine Stufenheckvariante der A-Klasse ist mehr als wahrscheinlich: Audi macht es mit dem A3 vor und auch den 1er BMW gibt es zukünftig – zumindest in China – als Limousine. Ob zusätzlich auch das schnittige Coupé CLA im Angebot bleibt oder Mercedes sich auch auf dessen Kombi-Ableger Shooting Brake beschränkt, ist noch offen. Als gesetzt gelten dagegen die Neuauflagen das Kompakt-SUV GLA und auch die bereits erwähnte B-Klasse. Zusätzlich dürfte es von der neuen Kompakt-Generation aber auch noch einen weiteren SUV-Ableger geben, der wahrscheinlich GLB getauft wird.
Während das fahrbereite Concept A Sedan, das allerdings noch keinen Blick in den Innenraum erlaubt, in vielen Details bereits sehr seriennah wirkt, haben sich die Designer nicht nur mit den versenkbaren Türgriffen, sondern auch bei den Scheinwerfern eine Spielerei erlaubt, die wohl exklusiv dem Showcar vorbehalten sein wird. Im Inneren der Leuchten findet sich eine prägnante Gitterstruktur, die quasi aus einem hochwertigen 3D-Drucker stammt. Diese ist mit einem UV-Lack beschichtet, der mit ultraviolettem Licht beleuchtet wird. So kann der Scheinwerfer in unterschiedlichen Farben zum Glimmen gebracht werden – zum Beispiel weiß für das Tagfahrlicht. Die gleiche Technik kommt auch bei den Heckleuchten zum Einsatz, in der Serienversion dürfte Mercedes aber wohl beiderseits eher auf klassische LED-Leuchten setzen.
Apropos klassisch: Große Überraschungen sind auch beim Motorenangebot der neuen A-Klasse vorerst nicht zu erwarten. Daimler wird weiterhin auf Vierzylinder-Verbrenner setzen, die – zumindest am unteren Ende der Palette – vom Kooperationspartner Renault zugeliefert werden könnten. Hauseigen sind dagegen mit Sicherheit die Starkversionen, die in der AMG-A-Klasse auf bis zu 470 PS kommen sollen. Wie es in Sachen Elektromobilität weitergeht, steht noch in den Sternen. Eine Plug-in-Version der A-Klasse ist auf jeden Fall denkbar. Eine rein elektrische Variante unter der neuen Öko-Submarke EQ könnte dagegen auf den höheren Karosserievarianten GLA und GLB aufbauen: sie haben genug Platz für die Batterien im Boden.