Der ADAC prüft ein mögliches Engagement im Online-Neuwagenverkauf. Der Club plane zwar "kurz- und mittelfristig" keine eigene Neuwagen-Plattform im Internet, allerdings wolle man für die Zukunft nichts ausschließen, sagte Stefan Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Dienstag in München bei der Vorlage der Bilanz 2011. Der ADAC beobachte den Zukunftsmarkt Onlinehandel genau und mache sich seine Gedanken hinsichtlich Verbraucherschutz sowie neuen Produkten und Dienstleistungen für die Mitglieder.
Nicht alles, was derzeit im Kfz-Onlinegeschäft passiere, gefalle dem ADAC, betonte Präsident Peter Meyer und verwies auf "geschönte" Fahrzeuge und falsche Angaben. An einer Konkurrenz zum Autohandel sei man derzeit nicht interessiert. Der Club forciere aber Regeln und ordnungsgemäße Abläufe im Onlinemarkt. Unlängst hatte der Club gemeinsam mit dem Deutschen Kfz-Gewerbe (ZDK), der Wettbewerbszentrale und den beiden Internetbörsen Autoscout24 und Mobile.de einen Kodex mit Spielregeln für den Fahrzeughandel im Internet angekündigt (wir berichteten).
Bei den Autofahrern erfreut sich die Verbraucherschutzorganisation zunehmender Beliebtheit. 2011 kamen mehr als 1,2 Millionen neue Mitglieder hinzu, das entsprach einem Nettozuwachs von 581.000. Zum 31. Mai 2012 zählte der Club knapp 18,1 Millionen Mitglieder. 2012 sei ein weiterer Anstieg um 431.000 geplant, hieß es.
Überschuss schrumpft
Insgesamt erwirtschaftete der ADAC im vergangenen Jahr 877,7 Millionen Euro, 29,7 Millionen Euro mehr als 2010. Der Überschuss belief sich auf 23,4 Millionen Euro, nach 28,3 Millionen im Vorjahr. 2014 will der Club neue Mitgliedschaftsmodelle einführen, die zwischen Inlands- und Auslandsschutz unterscheiden. Ob dann auch eine Erhöhung der Beiträge ansteht, sei noch nicht entscheiden, sagte Präsident Meyer.
Vor allem dank des milderen Winters musste die ADAC-Pannenhilfe 2011 weniger oft ausrücken als im Vorjahr. Insgesamt zählte der Autofahrerclub rund 4,1 Millionen Panneneinsätze, etwa 180.000 weniger als im Rekordjahr 2010. Zugleich machen aber die gestiegenen Spritpreise auch den "Gelben Engeln" zu schaffen. Im Vergleich zu 2005 hätten sich die Kraftstoffkosten der Flotte um 50 Prozent gesteigert. Meyer: "In diesem Jahr werden es rund 8,3 Millionen Euro sein." Darunter litten alle Autofahrer, vor allem Pendler.
"Scheichs sitzen in Berlin"
"Der Hauptverantwortliche für das jetzige Preisniveau ist zweifelsohne der Staat mit seinem immens hohen Steuersätzen", kritisierte Meyer. "Die wahren Scheichs sitzen in Berlin!" Die von der Bundesregierung geplante Markttransparenzstelle bezeichnete er als "Datenfriedhof": "Transparenz muss her, aber für die Verbraucher, nicht für irgendeine Behörde." Die Überwachung des Marktes habe nur einen Sinn, wenn die Autofahrer online die aktuellen Preise im regionalen Umfeld erfahren könnten. Eine solche Onlinebörse würde auch der ADAC unterstützen. Wenn diese durch Untersuchungen zum Raffineriemarkt außerdem die Position des Kartellamtes stärke, sei das ein erfreulicher Nebeneffekt, so Meyer. Wichtig sei aber die Entlastung der Autofahrer. In diesem Zusammenhang forderte er auch: "Die Pendlerpauschale muss auf das alte Niveau zurück."
Auch einer Pkw-Maut erteilte der ADAC erneut eine Absage. Der Staat nehme jedes Jahr 53 Milliarden an Kraftstoff-bedingten Steuern ein, die zusätzlich benötigten Mittel für Bundesfernstraßen beliefen sich hingegen auf gerade einmal zwei Milliarden Euro. "Das Gejammer über fehlende Gelder entbehrt also jeder Grundlage", erklärte der ADAC-Chef.
Die Idee verschiedener SPD- und Grünenpolitiker, in Städten generell Tempo 30 einzuführen, hält der Club für unangebracht und eine "Gängelung des Autofahrers". Ein Auto, dass 30 km/h fahre, verbrauche mehr Emissionen und können ebenso in einen tödlichen Unfall verwickelt werden, wie ein schnellerer Wagen, sagte Meyer. Den unlängst bekannt gewordenen EU-Plan für eine jährliche HU bei älteren Autos nannte der ADAC-Chef eine "Geldschneiderei", die die Autofahrer geschätzte 1,2 Milliarden Euro mehr kosten würde. Die Prüfdienste hätten eben eine gute Lobbyarbeit gemacht, es gebe aber keine technische Begründung. Die EU sollte lieber zuerst an einer Harmonisierung der HU in Europa arbeiten, die deutsche Regelung könnten hier als Maßstab dienen. (se)
P. Müller
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