Volkswagen übernimmt für seine gut 100.000 Haustarif-Mitarbeiter die Lohnerhöhungen aus der bundesweiten Metallbranche – legt aber erneut einen Bonus drauf. Die Beschäftigten der sechs westdeutschen Werke und der Finanztochter erhalten ab September 3,4 Prozent mehr Geld und ab Juli 2014 weitere 2,2 Prozent – bei einer Laufzeit von insgesamt 20 Monaten und anfangs zwei Nullmonaten ohne Erhöhung. Das teilten IG Metall und Volkswagen am Dienstag in Hannover mit. Beide Seiten zeigten sich zufrieden.
Der in der Nacht erreichte Kompromiss entspricht im Kern exakt der zweistufigen Regelung des Flächentarifs, den die Gewerkschaft mit einem Pilotabschluss in Bayern für die Metall- und Elektroindustrie erkämpft hatte. Einen Unterschied gibt es jedoch: Die anfangs zwei Nullmonate, die wie in der Fläche ohne eine Erhöhung dastehen – bei VW sind das der Juli und August – haben ein Gegengewicht: Es gibt einen sogenannten Rentenbaustein von 300 Euro. Wahlweise können sich die Beschäftigten diese Prämie gleich diesen August auszahlen lassen. Dann sind es aber brutto nur 275 Euro – wegen steuerlicher Vorteile für die Variante mit der Altersvorsorge.
Die Gewerkschaft hat damit ihr Ziel erreicht, dem Konzern im Vergleich zum Flächentarif ein zusätzliches Sahnehäubchen abzuringen. Das war schon 2012 ganz ähnlich geglückt, als die Arbeitnehmerseite den einen Nullmonat des damaligen Flächenkompromisses wegverhandelte. IG-Metall-Verhandlungschef Hartmut Meine sagte, der Rentenbaustein sei ein Ausgleich für die zwei aktuellen Nullmonate in der Fläche, in denen die erste 3,4-Prozent-Stufe nicht greift.
Meines Gegenüber, VW-Pkw-Personalchef Martin Rosik, begrüßte den Kompromiss ebenfalls, vor allem wegen der langen Laufzeit. Der Abschluss biete den Vorteil der Berechenbarkeit. "Wir haben jetzt eine klare Kalkulations- und Planungsgrundlage für die nächsten zwei Jahre", sagte er. Der Vertrag läuft erst Ende Februar 2015 aus.
Offene Hintertür
Was Rosik freut, wertet Meine dann auch als Zugeständnis. "Durch die lange Laufzeit geht natürlich auch die IG Metall ein Stück ins Risiko", sagte der Gewerkschafter. Doch man habe sich eine Hintertür offengehalten. Schon in einem Jahr müssten die beiden Tarifpartner nachverhandeln, falls die wirtschaftliche Lage merklich angezogen haben sollte. Dann stünde ein weiterer Rentenbaustein für 2014 zur Debatte. Meine sprach von einer "Verhandlungsverpflichtung angesichts der langen Laufzeit, die uns ein Stückchen die Sorgen nimmt, dass wir auf den Prozentsätzen dann festsitzen". Überprüft werde im Mai 2014.
Mit der nächtlichen Sitzung einigten sich VW und Gewerkschaft schon in der zweiten Verhandlungsrunde. Ein zentraler Knackpunkt war das Zugeständnis an die IG Metall, dass auch Leiharbeiter Anspruch auf die 275 Euro Einmalbetrag erhalten. Damit trägt die Gewerkschaft ihrem generellen Ziel "gleiches Geld für gleiche Arbeit" Rechnung. Zudem sorgte sie mit dem neuen Abschluss für Verbesserungen bei der monatlichen Altersvorsorge für die Auszubildenden und Studierenden.
An der Börse rutschte die VW-Vorzugsaktie nach einem anfänglichen Zugewinn am Nachmittag leicht ins Minus - und das trotz eines klar positiven Dax-Umfelds und der guten Nachrichten über die rasche Einigung aus Hannover. (dpa)
KKK