Die kalifornische Umweltbehörde CARB droht nach neuen Vorwürfen gegen die Volkswagen-Tochter Audi mit weiteren Strafen für Abgasbetrüger in der Autobranche. Wenn sie neue Betrugssoftware entdecke, werde die Behörde die Untersuchung "aggressiv vorantreiben", teilte CARB in der Nacht auf Dienstag auf Anfrage zu den Anschuldigungen gegen Audi mit. Bei Regelverstößen werde man Herstellern Umrüstungen auf deren Kosten vorschreiben, zusätzlich könnten im Rahmen der US-Gesetze Strafen verhängt werden.
Zuvor hatte die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Erkenntnisse von CARB berichtet, in einigen Audi-Motoren sei eine Software zur sogenannten Lenkwinkel-Erkennung eingebaut. Mit dem Programm erkenne ein Auto, wenn es auf dem Prüfstand steht und schalte dann in einen «sauberen» Fahrmodus. Die Vorwürfe sollen sich auf Motoren beziehen, von denen bislang nicht öffentlich bekannt war, dass sie im Fokus von Ermittlern stehen.
Anders als beim Abgas-Skandal von VW steht diesmal nicht der Ausstoß des Schadstoffs Stickoxid im Fokus, sondern angebliche Täuschungen beim schädlichen Klimagas CO2. Nicht nur Dieselwagen sollen betroffen sein, sondern auch Benziner. Audi lehnte eine Stellungnahme zu dem Zeitungsbericht bis zuletzt ab. CARB erklärte ebenfalls, die laufende Untersuchung nicht konkret kommentieren zu können. Die Behörde betonte aber, dass sie auch Verstöße gegen CO2-Vorschriften ernst nehme - sowohl bei Dieselwagen als auch bei Benzinern.
KBA soll prüfen
Zuvor hatte der "BamS"-Bericht bereits die deutsche Politik auf den Plan gerufen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) solle Berichte über angebliche Täuschungen bei CO2-Werten in Modellen der VW-Oberklasse-Tochter Audi prüfen, sagte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Montag. Entsprechende Informationen der Umweltbehörde CARB hierzu lägen nicht vor, hieß es in Berlin. Das KBA sei aber "angewiesen, dem Sachverhalt nachzugehen". Das bedeute, dass nun erst einmal Informationen beschafft würden, um diese anschließend zu bewerten.
In den Vereinigten Staaten steht Audi wegen mehr als 80.000 Dieselautos mit illegaler Abgastechnik ohnehin schon unter Druck. Die Fahrzeuge sind mit 3,0-Liter-Motoren unterwegs, die laut US-Behörden mit einer speziellen Software zur Manipulation von Stickoxidwerten ausgestattet sind. Sollte keine Möglichkeit gefunden werden, diese nach US-Recht verbotenen Programme zu beseitigen, drohen teure Rückkäufe der betroffenen Fahrzeuge. Es geht um teure Wagen wie Porsche Cayenne, VW Touareg und Audi-Luxusmodelle.
Bei rund 475.000 kleineren Dieselwagen mit manipulierten Stickoxidwerten hat sich VW mit Zivilklägern in den USA bereits auf den bislang teuersten Vergleich der Automobilgeschichte geeinigt. Bis zu 14,7 Milliarden Dollar sollen als Wiedergutmachung an Dieselbesitzer und US-Behörden fließen. Inklusive von Entschädigungen für Autohändler und 44 Bundesstaaten ist der Konzern bereit, 16,5 Milliarden Dollar zur Beilegung von zivilrechtlichen Auseinandersetzungen in die Hand zu nehmen. In Europa sträubt sich der Konzern gegen vergleichbare Angebote. In den USA laufen noch weitere Verfahren und strafrechtliche Ermittlungen. (dpa)