Ausgabe 07/2008: Wolkenbügel

Autohaus Markötter / Ein Neubau in Gütersloh für drei Marken, die sich kooperativ zeigten und preiswerte Lösungen zuließen.WolkenbügelVon Doris PlateSchon vor 20 Jahren war ich zum ersten Mal bei dem Bauern, dem dieses Grundstück gehört." Leider konnte Wilfried Markötter den Besitzer damals nicht überreden zu verkaufen. 2005 gelang es der westfälischen Unternehmerfamilie aber endlich, den begehrten Platz an einer der großen Einfallstraßen nach Gütersloh zu ergattern. 15.000 Quadratmeter stehen dem Neubau, der drei Marken beherbergt, dort zur Verfügung. Das Autohaus Markötter konnte damit endlich aus beengten Verhältnissen ausziehen. Die beiden bisher getrennten Marken Volvo und Peugeot (jetzt auch mit Nutzfahrzeugzentrum) wurden am neuen Standort vereint. Ergänzt wird das Duo durch Land Rover. "Die gleiche Mehrmarkenkonstellation hat sich auch schon in Bielefeld und Herford bewährt", erklärt Ralf Markötter. In Sachen Architektur setzte Markötter auf das Münchner Architekturbüro Papadopoulos Associates, das auch als offizielle Peugeot Bauberatung tätig ist und häufig Mehrmarkenlösungen baut. CI-Workshop vor OrtZur Abstimmung der Bauvorschriften der verschiedenen Marken lädt Papadopoulos dann gerne die Vertreter aller beteiligten Hersteller und Importeure zu einem Workshop vorort ein. Am Ende dieses Tages wird ein gemeinsames Protokoll erstellt und darin festgehalten, wie die CI-Vorgaben der verschiedenen Hersteller im jeweiligen Projekt umgesetzt werden. "Die meisten Marken sind da inzwischen sehr kooperativ", berichtet Papadopoulos. Bei Markötter führte das dazu, dass sich von außen der Blue Box-Teil von Peugeot durch Folien an der Glaskonstruktion gut absetzt. Innen dominiert der Parkett-Weg von Peugeot, der sich durch das ganze Haus zieht. Die Fliesen, auf denen die Volvo- und die Peugeot-Fahrzeuge stehen, unterscheiden sich nur farblich. Land Rover hat keine besonderen Anforderungen gestellt. Bei der Signalisation von außen setzt Markötter neben den Pylonen auf die neuen zirka 5 mal 7 Meter großen Markenshields von Volvo und Land Rover. Innen wird die Mehrmarkensignalisation von Volvo (schwarze Schrift auf silbernem Grund) für alle Bereiche eingesetzt. Auch bei den Schreibtischen konnte eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Die Neuwagenverkäufer sitzen im Ausstellungsraum, die GW-Verkäufer in separaten Büros. Weitere Büros können bei Bedarf genutzt werden.Design und LärmschutzMit 2,5 Millionen Euro Baukosten für das Gebäude inklusive Haustechnik und Innenausbau blieb das Architekturbüro Hauer und Kortemeier, das die Bauleitung vor Ort übernommen hatte, exakt im Plan. 2.724 m2 Nutzfläche entstanden dafür. Besondere Herausforderung waren in Gütersloh die Auflagen aus dem Bebauungsplan, beispielsweise zum Lärmschutz: Kreativ umgesetzt wurde dies mit einem so genannten "Wolkenbügel", der zudem dem Autohaus eine besondere Note gibt. Leider konnte er wegen der Auflagen der Stadt nicht wie gewünscht in Blau gehalten werden. Aber abends wird diese Auflage mit LED-Leuchten mit Blaueffekt umgangen– übrigens ein Effekt, der in allen vier Markötter-Häusern eingesetzt wird und somit auch der Wiedererkennung dient.Energie sparenSeit vielen Jahren arbeitet Markötter beim Licht mit der Firma Lightpower aus Paderborn zusammen: Die hat sich auch den Blaueffekt ausgedacht und jetzt das Volvo-Lichtsystem für das neue Autohaus adaptiert. Besonders energiesparend sind dabei die neuen CDM-Strahler mit nur 80 Watt.Innovativ ist auch das Heizungs- und Kühlungskonzept mit Betonkernaktivierung mit Wasser. Jürgen Papadopoulos hat dies schon in mehreren Autohäusern verwendet und ist überzeugt von den Vorteilen: "Durch die Betonkernaktivierung ist keine teure Lüftungsanlage erforderlich. Im gesamten Gebäude ist keine Haustechnik sichtbar und auch die Mitarbeiter in der Werkstatt haben warme Füße." Auch Kühlung möglichLaienhaft ausgedrückt wird bei der Betonkernaktivierung die Fußbodenheizung in der Betonplatte verlegt und die Strahlung der Betonfläche genutzt. Bei der Investition bedeutet dies eine Einsparung gegenüber der Deckenstrahlheizung bis zu 40 Prozent. Und es wird ca. 30 Prozent weniger Energie verbraucht. In Gütersloh wird die Energiesparwirkung noch durch vier große Wärmepumpen auf dem Dach verstärkt. Und: Mit dem System kann nicht nur geheizt. sondern auch gekühlt werden. Nachteil: Die Regelung ist sehr schwerfällig. Insgesamt entstand in Gütersloh ein harmonisches Autohaus ohne Brüche zwischen den Marken, aber trotzdem mit klaren Trennungen. Für Ralf Markötter ist es die dritte große Investition des Autohauses in acht Jahren: "Wir wollen auch in 15 bis 20 Jahren noch einen adäquaten Marktauftritt haben", begründet er die Entscheidung. Die Kunden haben schon mit den Füßen abgestimmt: Zur Eröffnung an einem strahlenden Februar-Wochenende kamen über 4.500 Gäste.

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