Volkswagen Retail: "Wir wollen weiter wachsen"

Die automobile Handelsgruppe des VW-Konzerns vertreibt die Konzernmarken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, Seat, Skoda, Porsche und Lamborghini. Rainer Schroll, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Group Retail Deutschland (VGRD) sowie Mitglied der Geschäftsleitung Porsche Holding Salzburg, erklärt, wie der Handelsriese organisiert ist und was auf der Agenda steht. AH: Herr Schroll, die VGRD tritt inzwischen selbstbewusst als große deutsche Händlergruppe mit sieben Marken und rund 93.000 Neu- und 100.000 verkauften Gebrauchtwagen in 2019 auf. Wie ist die Gruppe entstanden? R. Schroll: Die VGRD ist 2012 durch den Zusammenschluss von vier Einzelhandelsgruppen entstanden. Nämlich der VRG, der ARG, also der Gruppe der Retailbetriebe der Volkswagen-Gruppe, der MAHAG und des deutschen Teils der Porsche Interauto-Gruppe, die bereits über die Porsche Holding Salzburg in Bayern Geschäftsaktivitäten z. B. in München und Augsburg aufgebaut hat. Bei der Integration der Porsche Holding Salzburg in die Volkswagen AG hat man erkannt, dass die Porsche Holding Salzburg über eine langjährige Erfahrung im Retail verfügt und damit sehr gut umgehen kann. Deshalb wurde die Porsche Holding Salzburg mit zusätzlichen Vertriebsaufgaben betraut. Aus diesem Zusammenschluss ist dann die Volkswagen Group Retail Deutschland entstanden. Die Porsche Holding Salzburg ist mit dem Management und der Führung der deutschen Retailbetriebe bevollmächtigt worden. Das heißt, wir sind nicht der Eigentümer, sondern die Volkswagen AG. AH: Wie groß ist damit die Porsche Holding in Salzburg als weltweit tätige VW-Gruppe-Handelsgesellschaft und größter europäischer Autohändler? R. Schroll: Die Porsche Holding Salzburg hat 2019 mehr als 757.000 Neuwagen und 220.000 Gebrauchtwagen verkauft. Um dieses zu steuern, sind die Verantwortlichkeiten in der Porsche Holding Salzburg in drei Geschäftsbereiche gegliedert, nach Großhandel/Finanzdienstleistungen ( als Importeur VW-Gruppe in 21 Ländern vertreten, Anm. der Red.) sowie Retail getrennt nach Porsche Interauto und Volkswagen Group Retail in den Ländern Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal. Zusätzlich haben wir drei Geschäftsführer der Porsche Holding Salzburg noch jeweils eine Querschnittsfunktion IT, HR und Finanzen. Damit haben Mitarbeiter und Kunden die Gewähr, dass wir als Geschäftsführer neben der Verantwortung von Zentralfunktionen auch nahe am Geschäft bleiben. Beide Retaileinheiten verfügen über rund 12.000 Mitarbeiter. Insgesamt betreuen wir rund 500 Standorte. AH: Die Porsche Holding Salzburg vertritt nur eigene Marken? Die Fremdmarken in Frankreich und Polen hat bekanntlich die Emil-Frey-Gruppe 2017 übernommen. R. Schroll: Das ist richtig. Mit einer Ausnahme in China, wo wir mehr als 30 Gesellschaften betreiben, darunter auch einige Gesellschaften einer Marke außerhalb des Volkswagen-Konzerns. Lokales Geschäft und Synergien AH: Wie sind die unterschiedlichen Betriebe der VGRD seit 2013 in den Ballungsräumen organisiert? R. Schroll: Für uns ist der Einzelhandel immer ein lokales Geschäft. Gleichzeitig möchten wir Synergien in allen Bereichen nutzen. Vor Kunde treten wir allerdings immer markenadäquat auf. Zur VGRD gehören 27 Gesellschaften, die wir in zehn Wirtschaftsräumen zusammengefasst haben. Die Wirtschaftsräume werden von der Dienstleistungsgesellschaft, der Volkswagen Retail Dienstleistungs-GmbH, mit Backoffice-Leistungen - also HR, Finanzen und IT sowie Facility- und Projektmanagement - unterstützt. Damit können sich die operativen Einheiten auf ihr Retailgeschäft konzentrieren. Es hat Zeit gebraucht, die vier vormals eigenständigen Einzelhandelsorganisationen zu einer Gruppe zu formen. Die VGRD hat sechs Geschäftsführer. Die Zuständigkeiten für Sales, Aftersales, Future Retail, Finanzen und Personal sowie mich als Sprecher. Die zehn Wirtschaftsräume verfügen darüber hinaus über eigene Geschäftsführer. Drei Geschäftsführer der VGRD sind unter anderem aus Governance-Gründen zusätzlich jeweils als weiterer Geschäftsführer in den operativen Gesellschaften eingetragen. Das sorgt auch dafür, dass gruppenweite Aktivitäten schnell umgesetzt werden. Dieses Konstrukt funktioniert mit insgesamt über 8.000 Mitarbeitern inzwischen sehr gut. AH: Kann man die VGRD als große deutsche unabhängige Händlergruppe beschreiben? R. Schroll: Wir agieren im Rahmen der Strategie der Porsche Holding Salzburg weitgehend eigenverantwortlich und damit so unabhängig wie jeder andere private Investor. Darauf achten wir. Im Sinne des Kartell- und Wettbewerbsrechts werden wir auch gleich behandelt. Da passen die Marken auf - und das ist uns sehr wichtig. Die VGRD arbeitet auch unabhängig bzw. in Abstimmung mit der Porsche Holding Salzburg ihre Retailstrategie aus. Gerade im Hinblick auf die Digitalisierung und Elektrifizierung versuchen wir aber, die Synergien der Porsche Holding Salzburg als Gruppe zu nutzen. Wachstum und Akquise AH: Welche Strategie verfolgt die VGRD? R. Schroll: Wir sind 2012 in einer schwierigen Situation gewesen und haben dann ab 2013 einen Plan gemacht, diesen vom Aufsichtsrat der Porsche Holding Salzburg genehmigen lassen und in den vergangenen fünf Jahren umgesetzt. Wir haben uns auf die Themen Einzelabnehmer, Gebrauchtwagen und Aftersales konzentriert. Es ging um die wirtschaftliche Performance und die Performance am Markt. 2019 war auch das beste Jahr in der kurzen Geschichte der VGRD. Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben Enormes geleistet. Das haben wir auch gemeinsam mit unseren Betriebsräten erreicht. Wir haben den Auftrag, Autos, Teile und Dienstleistungen zu verkaufen, und wollen damit auch Geld verdienen. Das verfolgen wir konsequent. Nur so kann man Arbeitsplätze erhalten und Investments tätigen. Wie jedes Unternehmen wollen wir wachsen. Wir wachsen in unseren Märkten, sind aber auch bereit, weitere Akquisen vorzunehmen. So hat die VGRD vor einigen Wochen drei Niederlassungen von Seat in Deutschland übernommen. Die Porsche Holding Salzburg hat darüber hinaus vor Kurzem auch Händlergruppen in Italien gekauft. Gleichzeitig haben wir Autohäuser in Japan und Schweden bei uns eingegliedert. Unsere Expertise im Einzelhandel ist in Wolfsburg anerkannt und wird geschätzt. Prozesse und Profitabilität im Blick AH: Wie steuern Sie die VGRD mit welchen Prämissen? R. Schroll: Unser Ziel ist es, standardisierte und automatisierte Prozesse umzusetzen. Das ist sicher aufgrund der unterschiedlichen Historien der Betriebe nicht leicht. Im IT-Bereich haben wir beispielsweise konsequent CROSS und SAP umgesetzt. Es existiert auch ein einheitliches System im CRM-Bereich. Wir haben aber immer noch zu viele IT-Systeme und müssen diese reduzieren und vereinfachen. Auch das Thema Beschaffung haben wir zentralisiert inklusive der Beschaffung der Kommunikations- und Marketingdienstleistungen. Wir steuern auch den Personal- und Finanzbereich weitgehend zentral. Nur so ist es möglich, Effizienzgewinne zu erzielen. AH: Was waren die Herausforderungen? R. Schroll: Es ging darum, ein gemeinsames Mindset zu entwickeln, dass Retail wichtig ist und nicht nur aus dem Verkauf von Neuwagen besteht, sondern auch Gebrauchtwagen und Aftersales beinhaltet, um damit Geld zu verdienen. Wir haben uns v. a. auch auf den Kundendienst konzentriert und hier einen sehr großen Sprung bei der Profitabilität gemacht. Damit wollten wir auch von den Schwankungen im Neuwagenbereich unabhängiger werden. Bei Neuwagen haben wir uns zudem auf den Bereich Großabnehmer konzentriert. Wir steuern diesen Bereich auch getrennt vom Einzelabnehmergeschäft. Es geht uns immer auch um die Qualität der Geschäfte. Im Gebrauchtwagengeschäft geht es jetzt vermehrt um die Digitalisierung und Zentralisierung. So arbeiten wir auch sehr eng mit den Finanzdienstleistern zusammen. Gerade das GW-Geschäft ist nicht immer stetig. Inzwischen machen wir hier aber hervorragende Geschäfte auf Augenhöhe mit Neuwagen und Aftersales. AH: Sind die Betriebe vernetzt? R. Schroll: Eine eigene Kundendatenbank ist für uns ein strategisches Ziel. Klar müssen wir in diesem Zusammenhang auch die DSGVO beachten. AH: Wie finden Sie geeignete Mitarbeiter un d Führungskräfte? R. Schroll: Wir sind hier in die übergeordnete Strategie der Porsche Holding Salzburg eingebunden und bauen das Recruiting auch weiter aus. Es geht uns bei der VGRD beispielsweise um ein einheitliches Employer Branding. Wir haben auf allen Ebenen unsere Personalentwicklungsprogramme implementiert. Es gibt zum Beispiel auch ein sehr exklusives Programm im Rahmen der Porsche Holding, das sehr gut funktioniert. Letztlich stehen wir im Wettbewerb um die besten Köpfe. Wir wollen aber 90 Prozent unserer Führungskräfte aus den eigenen Reihen besetzen. Unser Personalentwicklungsprogramm ist in der Branche sicher Benchmark. AH: Herr Schroll, herzlichen Dank für das Gespräch. Wie die VGRD in Sachen Azubimarketing aufgestellt ist, erfahren Sie in einem Videostatement von Dr. Denis Anic, Leiter Grundsätze und Kommunikation. Einfach die Scanview App laden oder direkt auf next.autohaus.de ansehen!

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