IfA Autohausgipfel: Wer genial ist, hat einfache Lösungen

Was die Branche derzeit bewegt? "Eigentlich alles", erklärt Prof. Dr. Stefan Reindl am 13. Juni in der Zukunftswerkstatt 4.0. In Kooperation mit Effisma lotste das IfA rund 150 Teilnehmer nach Esslingen, damit sich Händler über ihre Praxiserfahrungen austauschen konnten. Insbesondere Händler, die sich die neuen Marken aus Fernost in den Showroom gestellt haben, dürften derzeit besorgt nach Brüssel blicken. Neue Marken im Autohaus Einer davon ist Leopold Grill (Geschäftsführer Auto Grill). Erst im April eröffnete der erste Xpeng-Händler Deutschlands sein neues Mobilitätszentrum. Die Gründe, warum er sich für diesen Schritt entschieden hat, sind dieselben wie die der übrigen Referenten an diesem Nachmittag: Die Fahrzeuge der deutschen Hersteller sind zu teuer geworden. Um preissensible Kunden nach wie vor bedienen zu können, müsse man sein Produktportfolio anpassen, so der Tenor. Auch im Hinblick auf das große Potenzial der asiatischen Hersteller wollte man hier "mit an Bord sein", erklärt Carsten Seitz (Geschäftsführer Autohaus Seitz). Pluspunkte konnte der asiatische Hersteller bei Grill auch mit einer Kommunikation auf Augenhöhe und den geringen Einstiegshürden sammeln. Und auch die Fahrzeuge gefallen. "Beeindruckend gut" und technisch den deutschen Premiumherstellern mindestens ebenbürtig, so das Fazit von Holger Schade (Geschäftsführer Schade GmbH), der seit Kurzem Xpeng vertreibt. Christian Wurst (Geschäftsführer Autohaus Wurst) macht bei seiner neuen Marke MG weitere Erfolgsfaktoren im aggressiven Onlinemarketing des Herstellers aus, das ihm, trotz der jungen, internetaffinen Zielgruppe und der Möglichkeit des Onlinekaufs, neue Kunden ins Autohaus bringe. "Es braucht den Händler vor Ort", resümiert Wurst. Probleme im Aftersales Allen gemein sind allerdings auch die Probleme im Aftersales mit den asiatischen Herstellern. Auf Ersatzteile warte man teils monatelang und auch bei Marketing herrscht in den Augen der Referenten oft noch Nachholbedarf. Carsten Seitz (Geschäftsführer Autohaus Seitz) zeigte in seinem Vortrag, dass auch die Planung nicht immer einfach ist. "Oft kommt alles anders als man denkt - oder zumindest viel später", so der Geschäftsführer, der seinen Zeitplan nur allzu oft der Realität anpassen musste. Im anschließenden Forum diskutierten die Referenten unter anderem noch die Frage, ob es bei mehreren Marken im Haus Synergieeffekte beim Personaleinsatz gebe und wie diese genutzt werden könnten. Während Wurst die Ansicht vertrat, dass es hier spezialisierter Mitarbeiter bedürfe, die den sich schnell ändernden Markt kennen, sprach sich Grill für eine zweigleisige Strategie aus: In der Werkstatt "alle für alles", im Verkauf ein separiertes Modell. Back to Reality: Gebrauchtwagen Das zweite Forum widmete sich dem Gebrauchtwagenmarkt, der derzeit mit mannigfaltigen Problemen belastet wird, wie Prof. Dr. Benedikt Maier in seinen einleitenden Worten darlegte: Rabattforderungen, hohe Zinsen und gebrauchte BEVs, die wie Blei auf dem Hof stehen. Einer, den diese Probleme scheinbar nicht tangieren, ist Gebrauchtwagenpapst Wilfried Wilhelm Anclam (Geschäftsführer Autoland AG). Seinen Erfolg gründet der Unternehmer auf eine glasklare Strategie, optimierte Prozesse und ein Einfachheits-Postulat. "Wer genial ist, hat einfache Lösungen", so der Unternehmer, der den Gebrauchtwagenhandel weiter im Aufwind sieht und in den nächsten Jahren kräftig wachsen will. Autoexpo-Geschäftsführer Dennis Schmidt widmete sich anschließend einer weiteren wichtigen Kennzahl des Gebrauchtwagenhandels: den Standtagen. Derzeit stehe ein Fahrzeug im Schnitt 95,1 Tage auf dem Hof, bevor es seinen Besitzer wechselt. "Das tut richtig weh", so Schmidt. Lange Standzeiten versucht er zu vermeiden, indem er den Fokus auf das Standtagemanagement legt und Angebote deutlich früher anpasst. Anschließend sorgte ein Jungunternehmer für Wirbel, der zuletzt mit starken Wachstumszahlen glänzen konnte. Matthias Prusseit, Geschäftsführer der Autowelt-Prusseit, ist mit 33 Jahren bereits erfolgreicher Gründer eines Unternehmens mit einem Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe. Sein Unternehmen mit rund 60 Mitarbeitern hat er konsequent auf Vertrieb ausgerichtet. Fachkräftemangel gibt es in seinen Augen nicht. "Sexy Unternehmen bekommen A-Mitarbeiter", so Prusseit, der seinen Mitarbeitern viel Raum zur Entwicklung lässt, im Gegenzug aber auch viel fordert.

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