Michael Ziegler, Präsident Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg e.V.
Wie kommentieren Sie diese Vorhaben der Regierung?
Michael Ziegler: "Das Vorgehen ist eine Kehrtwende innerhalb der verkündeten Wahlversprechen und für einen verbesserten Klimaschutz kontraproduktiv. Der erforderliche Ausbau der Ladeinfrastruktur wird nicht Schritt halten mit der verkauften Anzahl an E Fahrzeugen. Gerade der Plug in Hybrid ist in diesem Fall eine geeignete Übergangslösung. Er ermöglicht klimaschonendes Fahren bei den Kurzstrecken, welche den überwiegenden Anteil der täglichen Nutzung einnehmen und ermöglicht gleichzeitig die Überwindung längerer Strecken ohne Reichweitenangst – ein ideales Angebot."
Welche Auswirkungen hätten diese Pläne für den Autohandel und die Kunden?
Michael Ziegler: "Die Verbraucher sind verunsichert, da die Lieferzeiten bestellter E-Fahrzeuge nach wie vor ungewiss sind und die E-Prämie bzw. Innovationsprämie wesentliche Gründe für den Kauf eines E Autos sind. Deshalb stellt ein Teil der Verbraucher den geplanten Kauf zurück oder entscheidet sich für einen Verbrenner. Dies führt in den Autohäusern zu einer weiteren Verringerung des Absatzes und auch die erklärten Ziele des Klimaschutzes werden schwerer zu erreichen sein."
Welche Forderungen bzw. Alternativvorschläge haben Sie konkret an die Regierung?
Michael Ziegler: "Die Gewährung der Prämien muss an den Bestelltag und nicht an den Tag der Zulassung geknüpft sein und die Förderung der Plug in Hybride sollte gemäß dem Wahlversprechen bis 2025 grundsätzlich sichergestellt sein. Der Ausbau der Reichweite und eine CO2 abhängige Nutzung sind als Variablen für die Förderung grundsätzlich vorstellbar. Die Politik sollte geeignete Rahmenbedingungen für umweltschonende Nutzung schaffen."
Peter Gerards, Verband Deutscher Citroen-, DS- & Peugeot-Vertragspartner e. V. Sprecher Peugeot
Wie kommentieren Sie diese Vorhaben der Regierung?
Peter Gerards: "Wir halten die Planungen der Bundesregierung die staatliche Förderung bei Plugin Hybriden zu streichen und bei den Elektrofahrzeugen zu kürzen für zu früh und demnach für falsch. Ersteres widerspricht außerdem dem aktuellen Koalitionsvertrag! Aus unserer Sicht kann ein konsequenter Technologiewechsel nur nachhaltig erfolgen, wenn die aktuellen Fördermaßnahmen von Staat und Hersteller unverändert fortgeführt werden."
Welche Auswirkungen hätten diese Pläne für den Autohandel und die Kunden?
Peter Gerards: "Es sollten ein paar wichtige Details oder Parameter verändert werden, zum Beispiel ein rein elektrische Fahranteil bei Hybriden nachgewiesen werden müssen oder die Mindesthaltedauer von 6 auf 12 Monate erhöht werden, um die maximalen Fördergelder zu erhalten."
Welche Forderungen bzw. Alternativvorschläge haben Sie konkret an die Regierung?
Peter Gerards: "Dann benötigen aus unserer Sicht sowohl der Handel als auch die Käufer unbedingt eine Planungssicherheit über den Erhalt der Förderung, in dem das Kaufvertragsdatum und nicht das Zulassungsdatum die Fördergelder abgesichert wird. Das der Staat das nicht längst geändert hat, ist aus unserer Sicht unverantwortlich und falsch, weil es den Druck insbesondere auf den Handel und die Verkäufer erhöht sowie die Käufer total verunsichert. Aufgrund von Pandemie und Kriegsgeschehnisse gibt es nachweislich Probleme in den Lieferketten und auch das ist auch der Politik bekannt. Das wird zu einer deutlich geringeren Fahrzeugproduktion führen, was dann auch die Händler finanziell sehr stark belasten wird. Deshalb schließen wir uns den Forderungen an, die Fördermittel sehr schnell an das Kaufvertragsdatum zu koppeln, um allen Beteiligten Sicherheit zu geben."
Hans-Werner Hauth, Präsident des Verbandes Deutscher Renault und Dacia-Partner (VDRP).
Wie kommentieren Sie diese Vorhaben der Regierung?
Hans-Werner Hauth: "Sollte die Entscheidung der Bundesregierung so ausfallen wie wäre das ein Desaster für den Klimaschutz. Es gibt für Langstreckenfahrer keine Alternative, denn Plug-in-Hybride aufgrund der nicht vorhandenen Infrastruktur für reine Elektro-Fahrzeuge. Aufgrund der langen Lieferzeiten von reinen Elektro oder Plug-in-Hybriden wäre das ein Betrug am Kunden. Das Bestelldatum müsste zur Förderung angewendet werden. Ein von der Bundesregierung ausgelobtes Förderprogramm würde zur Lotterie."
Welche Auswirkungen hätten diese Pläne für den Autohandel und die Kunden?
Hans-Werner Hauth: "Durch die evtl. Anwendung des neuen Vorschlages ist bereits ein großer Vertrauensbruch zwischen Kunden und Handel entstanden. Konkret: Kunden wollen Aufträge stornieren, wenn nicht sichergestellt ist das das Fahrzeug noch in 2022 zugelassen werden kann. Aufgrund der aktuellen Lieferprognose kann der Handel keine klaren Aussagen tätigen. Der finanzielle Schaden wäre erheblich. Eigentlich verdoppelt, denn verkaufen können wir aufgrund Lieferengpässe weniger und hätten zusätzlich Rücktritte von Kaufverträgen."
Welche Forderungen bzw. Alternativvorschläge haben Sie konkret an die Regierung?
Hans-Werner Hauth: "Beibehaltung der augenblicklichen Prämien, Umstellung auf Kaufantragsdatum und Förderung von E-Gebrauchtwagen."
Christian Hackerott, Geschäftsführer Autohaus Hackerott GmbH & Co. KG
Wie kommentieren Sie diese Vorhaben der Regierung?
Christian Hackerott: "Es war absehbar, dass die Bundesregierung die Förderung für Plug-in-Hybride und Elektroautos mittelfristig senken wird. Allerdings hat mich die Ankündigung von Wirtschaftsminister Habeck, dass Plug-in-Hybride ab 2023 gar nicht mehr gefördert werden, dann doch überrascht. Plug-in-Hybride sind gerade für Unternehmen eine wichtige Brückentechnologie auf dem Wege zur Elektrifizierung ihrer Flotten. Die entsprechende Förderung jetzt schon ersatzlos zu streichen, halte ich für falsch – zumal die Auswahl an vollelektrischen Modellen in bestimmten Fahrzeugkategorien nach wie vor begrenzt ist. Beispielsweise beim Klassiker im Außendienstbereich: dem Kombi."
Welche Auswirkungen hätten diese Pläne für den Autohandel und die Kunden?
Christian Hackerott: "Die Konsequenzen für den Autohandel und die Verbraucher*innen sind noch nicht absehbar. Das Problem ist dabei vor allem, dass viele Kund*innen bei der Bestellung ihrer Fahrzeuge die staatliche Förderung als Leasing-Sonderzahlung eingeplant haben. Beantragt werden kann diese gemäß der aktuellen Förderrichtlinie allerdings erst, wenn der Wagen zugelassen wurde. Anders ausgedrückt: Plug-in-Hybride, die bereits bestellt wurden, aufgrund des Halbleitermangels aber erst Anfang 2023 ausgeliefert werden können, fallen komplett aus der Förderung. Das ist nicht nur ein Problem für Autohäuser und Verbraucher*innen, sondern zerstört auch das Vertrauen in die Politik."
Welche Forderungen bzw. Alternativvorschläge haben Sie konkret an die Regierung?
Christian Hackerott: "Ich würde mir von unserer Politiker*innen wünschen, dass in die neue Förderrichtlinie eine Ausnahmeregelung für bereits bestellte, aber noch nicht ausgelieferte Fahrzeuge aufgenommen wird. Das muss gar nicht der 31.12.2022 sein. Es würde schon ausreichen, wenn man sagt: Wer seinen Plug-in-Hybrid bis zum 30. April 2022 bestellt hat, erhält auf jeden Fall noch den staatlichen Zuschuss. Das halte ich für wichtig und richtig, vor allem aber für fair. Wenn Energie- und Mobilitätswende gelingen sollen, muss der Staat für zuverlässige Rahmenbedingungen sorgen."
Peter Müller, Vorstandssprecher des Opel-Händlerverbandes
Wie kommentieren Sie diese Vorhaben der Regierung?
Es ist ein komplett falsches Signal. Im Gegenteil, die Regierung sollte die bisherige Förderung auf bestellte Fahrzeuge erweitern, die erst im Jahr 2023 aufgrund der momentanen Liefersituation ausgeliefert werden können. Hier wird Vertrauen verspielt, dass man vor allem von einem Grünen Minister in Sachen Umwelt und Klimapolitik erwartet.
Welche Auswirkungen hätten diese Pläne für den Autohandel und die Kunden?
Peter Müller: "Die Kunden und auch die Händler sind komplett verunsichert. Wir bemerken eine große Verunsicherung bei Bestellungen bei Plug-in und batteriebetriebene Fahrzeugen. Die Elektrobetriebenen Fahrzeuge sind im Vergleich zu den Verbrennerfahrzeugen zu teuer. Die Förderung der Bundesregierung für Kunden von elektrobetriebenen Fahrzeugen sind Anreiz und Ausgleich gegenüber Verbrennerfahrzeugen. Ich befürchte einen großen Einbruch bei der Zulassung von Elektrofahrzeugen, sobald die Förderung verringert oder gar nicht mehr bezahlt wird.
Es wird sehr großen Ärger geben, mit den Kunden, denen wir die Fahrzeuge erst 2023 liefern können, und die eine verringerte Förderung bekommen. Ausbaden müssen das dann die Händler. Zudem nehmen viele Hersteller den Autohandel hier mit in die Pflicht. Durch Abhängigkeit von Boni an die Erreichung der CO2 Ziele ( das bedeutet Verkauf von Elektrofahrzeugen im Verhältnis zu Verbrennerfahrzeugen) geknüpft sind."
Welche Forderungen bzw. Alternativvorschläge haben Sie konkret an die Regierung?
Peter Müller: "Um kein Vertrauen zu zerstören, und im Sinne der Gleichbehandlung muss auf jeden Fall jedes im Jahr 2022 und früher bestellte Elektrofahrzeug, dass 2023, aufgrund der bekannten Lieferproblematik erst zugelassen werden kann, die Prämie erhalten, die zum Zeitpunkt des Kaufes galt.
Wenn die CO2 Ziele erreicht werden sollen, und die und die Bundesregierung die Elektromobilität als neue Technologie, die von der Politik von der Autoindustrie gefordert wurde, weiter unterstützen. Sie muss die Fördermaßnahmen in dem gleichen Umfang, wie von der Vorgänger Regierung versprochen, bis mindestens 2025 beibehalten. Es gibt keinen Rückwärtsgang, wenn‘s um`s Klima geht.