Saab läuft im Kampf gegen die Pleite die Zeit davon. Durch Verhandlungen mit zwei chinesischen Partnern in Stockholm hat Konzernchef Victor Muller am Montag noch einmal versucht, das Steuer herumzureißen. Weniger als zwei Tage vor fälligen Lohn- und Gehaltszahlungen und vier Tage vor einer drohenden Gerichtsentscheidung Richtung Insolvenz blieben die Saab-Kassen aber zum Wochenauftakt weiter gähnend leer.
Saab-Sprecherin Gunilla Gustavs bestätigte neue Verhandlungen mit dem Autohersteller Youngman und dem Auto-Großhändler Pang, nachdem Saabs bisheriger Eigner Swedish Automobile erst in der Nacht zuvor die im Sommer geschlossenen Verträge mit beiden Unternehmen gekündigt hatte. Der niederländische Saab-Chef Victor Muller gab als entscheidenden Verhandlungspunkt an, dass Youngman und Pang Da die volle Kontrolle über das seit April ohne nennenswerte Einnahmen stillliegende Unternehmen verlangen.
Ohne sofortige Hilfe von außen kann Saab die Mitte der Woche fälligen Gehaltszahlungen für 3500 Beschäftigte nicht bezahlen. Bis Freitag muss das Amtsgericht im westschwedischen Vänersborg außerdem über den Abbruch oder die Fortsetzung des Sanierungsverfahrens entscheiden. Der bisherige Zwangsverwalter Guy Lofalk hat den Abbruch gegen den Willen Mullers beantragt, weil er kein realistischen Überlebenschancen ohne Insolvenz mehr sieht und die aus Peking seit Juli zugesagten Überbrückungshilfen ausgeblieben sind.
Im Sommer wurde zwischen Saab sowie Youngman und Pang Da deren Einstieg mit einem Eigneranteil von 53,9 Prozent ausgehandelt. Die von beiden China-Unternehmen dabei langfristig zugesagten 245 Millionen Euro gelten als einzige realistische Chance auf einen Überleben für den kleinen schwedischen Hersteller hochwertiger und hochpreisiger Autos. (dpa)
Michael Kühn