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Umweltministerin: "Hardware-Nachrüstungen verhindern Fahrverbote"

19.07.2018 15:56 Uhr
Umweltministerin: "Hardware-Nachrüstungen verhindern Fahrverbote"
Im Gespräch (v. l. n. r.): ZDK-Präsident Jürgen Karpinski mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze, dem hessischen SPD-Vorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel und ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn.
© Foto: ProMotor

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat sich am Donnerstag beim Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) über Hardware-Nachrüstungen von Diesel-Pkw informiert. Verband und Ministerin machen sich für diese Lösung stark.

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In seinem Autohaus stellte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski das Nachrüstsystem der Firma Baumot mit SCR-Katalysator und Harnstoffeinspritzung vor. Ein mit diesem System ausgerüstetes Euro 5-Dieselfahrzeug vom Typ VW Passat B5 erreicht laut ZDK unter realen Bedingungen niedrigere Stickoxid-Emissionen als ein Euro 6-Fahrzeug. Mit dabei bei der Präsentation waren Bundesumweltministerin Svenja Schulze und der hessische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel.

Bundesumweltministerin Schulze schlägt eine stufenweise Einführung der technischen Hardware-Nachrüstung vor. Diese soll zuerst in Städten mit hohen NO2-Grenzwertüberschreitungen erfolgen, wo Fahrverbote drohen könnten. Schulze erklärte: "Wer wie ich weitere Fahrverbote ernsthaft vermeiden will, kommt um die Hardware-Nachrüstungen für ältere Diesel nicht herum." Diesel-Besitzer dürften nicht für die massiven Fehler der Autobranche büßen. Die Autobranche sollte die betroffenen Fahrzeuge daher auf eigene Kosten nachrüsten. Für solche Nachrüstungen brauche man jetzt ein einheitliches Regelwerk des Bundesverkehrsministeriums.

300.000 Euro 5-Diesel im Wert von 4,5 Milliarden Euro

Die Nachrüstung volumenstarker Bestandsflotten unter den 5,6 Millionen Euro 5-Diesel-Pkw ist nach Ansicht von ZDK-Präsident Karpinski möglich und dringend notwendig. Denn im Autohandel gibt es laut dem ZDK immer noch einen Bestand von mehr als 300.000 Euro 5-Diesel-Pkw, die einen Wert von rund 4,5 Milliarden Euro darstellen und zurzeit kaum oder nur mit hohen Abschlägen zu verkaufen sind. Dabei seien die Standkosten, die pro Tag und Fahrzeug bei 28 Euro liegen, noch gar nicht eingerechnet. Diesel-Pkw stehen laut DAT aktuell durchschnittlich 106 Tage beim Händler.

Hinzu kommen nach ZDK-Angaben Leasing-Rückläufer, die weitere Verluste im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich befürchten lassen. Das ergibt eine Modellrechnung des Verbandes. So sind in den Monaten Mai bis August 2015 rund 73.400 Euro 5-Diesel verleast worden, die jetzt nach der üblichen dreijährigen Leasingdauer in den Handel zurückkommen. Bei einem durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreis von 15.110 Euro (laut DAT im Jahr 2017) haben diese Fahrzeuge einen Wert von rund 1,1 Milliarden Euro. "Bei realistischen Abschlägen von 30 Prozent muss der Handel zwischen Mai und August dieses Jahres mit Verlusten in Höhe von rund 330 Millionen Euro rechnen", so Karpinski. "Diese Situation trifft mittelständische Betriebe, die sich dadurch teilweise existenziell bedroht sehen."

Um vor allem die Euro 5-Diesel im Wert zu stabilisieren, fordert der ZDK seit Mai 2017 die Hardware-Nachrüstung dieser Fahrzeuge. Um die Hardware-Umrüstung in Gang zu bringen, sei ein finanzieller Anreiz für die Fahrzeugbesitzer durch ein öffentliches Förderprogramm wie seinerzeit beim Rußpartikelfilter zu begrüßen. Dazu sollten, so ZDK, auch die Fahrzeughersteller ihren Beitrag leisten, wie das bereits beim kommunalen Unterstützungsfonds geschieht. (AH)

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KOMMENTARE


M.L.

19.07.2018 - 18:03 Uhr

Danke an den ZDK. Endlich kommt Bewegung in das Thema. Euro 5 Autos nicht nachzurüsten wäre unverantwortlich. Die Hersteller und die Politik dürfen dies nicht aussitzen und darauf bauen, dass vor allem private Dieselbesitzer eine Wertevernichtung akzeptieren und sich für ein EURO 6 Fahrzeug verausgaben. Wovor hat die Branche Angst? Es gibt keinen Grund.Nachrüstungen beleben das Werkstattgeschäft und bieten dem Markenhändler die Gelegenheit die Besitzer von 3-5 Jahren alten Autos wieder mal ins Haus zu holen und davon zu überzeugen, dass eine Markenwerkstatt nicht nur "zu teuer" ist. Weg sind die meisten dieser Kunden sowieso schon.Nur darauf zu warten, dass die Kunden ja irgendein neues EURO 6 Auto zu kaufen, weil sie es müssen ist sehr schwach.Mit wertstabilisierten EURO 5-Fahrzeugen könnten die Verluste des eigenen Gebrauchtfahrzeugbestandes gestoppt werden und eine "gesunde Bestandserneuerung" bei privaten Kunden ermöglicht werden. Der EURO - und EURO 4-Besitzer hätte Vertrauen, einen gut gebrauchten EURO 5 zu kaufen und müsste nicht gegen seine Gewohnheit verstossend einen neuen umtauschprämierten EURO 6 zu nehmen, der ihm zu teuer ist.Auch die Verursacher des Themas würden vielleicht sogar profitieren und Kunden an Ihre "Premium"-Marken binden können. Wer heute aus der Not seinen schicken an allen Ecken chromglänzenden und spaltmassoptimierten deutschen EURO4-PKW zum Spott- oder eher Schrottpreis(?) hergeben muss, kauft nicht automatisch wieder bei einem inländischen Premiumbaukastenkonzern, sondern sieht sich auch in Korea oder pragmatisch noch ganz woanders um. Ob am Ende der Umwelt damit ein Gefallen getan wird ist fraglich.


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