Ausgabe 06/2012: Stabile Aussichten

Stabile AussichtenDeutsches Kfz-Gewerbe E Mehr Umsatz, verbesserte Rendite. Wie 2011 für die Branche lief und was 2012 kommt. Von Doris PlateFür das laufende Jahr 2012 rechnet das Deutsche Kfz-Gewerbe bei den Pkw-Neuzulassungen mit einer prinzipiell stabilen Entwicklung in einer Größenordnung von zirka 3,1 Millionen Einheiten. Im Gebrauchtwagengeschäft sei das Erreichen der Zahl von 6,8 Millionen Besitzumschreibungen des Vorjahres zu erwarten. Das Servicegeschäft bleibt stabil mit leicht positiver Tendenz.„Dabei setzen wir voraus, dass aus den derzeit höchst angespannten Zeiten an den internationalen Finanzmärkten kein Super-GAU wird, die Banken- und Schuldenkrise nicht auf die Realwirtschaft übergreift und das Vertrauen der Verbraucher erhalten bleibt“, betonte ZDK-Präsident Robert Rademacher anlässlich der Jahrespressekonferenz des Kfz-Verbandes am 8. März in Berlin. Für das Autojahr 2011 hatte er zuvor eine positive Bilanz gezogen: Gestiegene Umsätze in Autohandel und Service und eine verbesserte Rendite waren das Ergebnis guter Geschäfte. Das Kfz-Gewerbe setzte insgesamt 140,7 Milliarden Euro und damit 8,2 Prozent mehr um als im Jahr 2010. Dies sei unter anderem auf das Mengenwachstum, die höherwertigen Neuzulassungen im gewerblichen Bereich, gestiegene Gebrauchtwagenpreise (+10,8 Prozent auf 9.740 Euro) und hohe Werkstattauslastung (84 Prozent) zurückzuführen.Rendite hätte besser sein müssenDie Rendite der Betriebe lag im Händlerdurchschnitt bei etwa zwei Prozent und damit um 0,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. „Die Rendite ist erfreulich, aber in einem Bilderbuchjahr wie 2011 hätte sie eigentlich deutlich über zwei Prozent liegen müssen“, sagte Rademacher, der unter normalen Marktbedingungen im Kfz-Gewerbe eine Umsatzrendite zwischen zwei bis vier Prozent als erforderlich erachtet, um notwendige Investitionen tätigen und Mitarbeiter vernünftig bezahlen zu können.Mit dem Pkw-Neuwagengeschäft setzte das Kfz-Gewerbe im vergangenen Jahr insgesamt 59,3 Milliarden Euro um, 13,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Gebrauchtwagen stiegen die Umsätze im Marken- und Gebrauchtwagenhandel um 5,2 Prozent auf 41,8 Milliarden Euro. Zuwachs war auch im Servicegeschäft zu verzeichnen. Auf hohem Niveau legte der Umsatz um 1,2 Prozent auf 29,3 Milliarden Euro zu. Das Geschäft mit neuen Nutzfahrzeugen wuchs um 19,3 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, während der Handel mit gebrauchten Nutzfahrzeugen leicht um 2,4 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zurückging. Verschiebung bei Betrieben Der seit Jahren anhaltende Strukturwandel im Kfz-Gewerbe hat sich, was die Zahl der Betriebsstätten anbelangt, im vergangenen Jahr abgeschwächt. Zum 31. Dezember 2011 zählte die Branche bundesweit insgesamt 38.000 Kfz-Betriebe, nur 50 weniger als 2010. Davon waren 17.600 fabrikatsgebundene Betriebe. Das sind 500 weniger als im Vorjahr. 20.400 waren als freie Werkstätten tätig. Das sind 450 mehr als im Vorjahr. Zum 31. Dezember 2011 beschäftigte das Kfz-Gewerbe insgesamt 456.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in technischen und kaufmännischen Berufen. Das sind 3.000 Menschen mehr als im Jahr zuvor. Durchschnittspreise im AufwindDer durch die gestiegene Zahl der gewerblichen Zulassungen (+13,6 Prozent) bedingte Trend zu höherwertigen Fahrzeugen der Mittelklasse wirkte sich auch auf den Durchschnittspreis für Neuwagen aus. Dieser stieg um 5,2 Prozent auf 27.390 Euro. Ein Zeichen dafür, dass die Vielfahrer und Flottenbetreiber deutlich stärker zum Zuge kamen als im Jahr 2010, ist auch der um 22,4 Prozent gestiegene Dieselanteil bei den Neuzulassungen: 47,5 Prozent aller Neuwagen im Jahr 2011 hatten einen Dieselmotor. Alternative Antriebe im PlusDer Bestand von Pkw mit alternativen Antrieben hat sich im vergangenen Jahr um 6,7 Prozent auf 583.288 erhöht. Am 1. Januar 2012 waren laut Kraftfahrt-Bundesamt insgesamt 4.541 Elektroautos (Vorjahr 2.307) und 47.642 Hybridfahrzeuge (Vorjahr 37.256) auf deutschen Straßen unterwegs. Hinzu kommen 456.252 Pkw mit Flüssiggasantrieb (Vorjahr 418.659) und 74.853 Erdgas-Autos (Vorjahr 71.519). Die Summe der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben entspricht einem Anteil von 1,4 Prozent des Pkw-Bestands von 42,9 Millionen.Servicerenditen schwindenTrotz der insgesamt positiven Marktentwicklung sieht Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk aber die Servicerenditen schwinden: „Nicht kostendeckende Servicepakete und All-inclusive-Flatrates als Verkaufsinstrument verlagern die Rabattsucht beim Neuwagenverkauf inzwischen in die Werkstatt.“ Eine weitere Gefahr für die Rendite im Service sieht er in den Bestrebungen, nun auch Serviceleistungen über Werkstatt-Portale anzubieten. Seiner Meinung nach sind Werkstattleistungen im Internet eigentlich nicht vergleichbar, denn es gehe nicht nur um die Leistung als solche, sondern auch um die Qualität der verwendeten Teile, um Zuverlässigkeit, Termintreue und Kundenfreundlichkeit. Die Sortierung nach dem Preis würde einen ungesunden Wettbewerb in Gang setzen. „Je mehr Betriebe sich an solchen Portalen beteiligen, desto größer wird der Preisdruck – auch auf alle übrigen Betriebe.“ Chancen sieht er aber in der geförderten Dieselpartikelfilter-Nachrüstung: „Das realistische Nachrüstpotenzial liegt bei etwa 3,4 Millionen Pkw und zirka 800.000 leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen zulässiger Gesamtmasse.“ Die insgesamt 30 Millionen Euro Fördermittel für 2012 entsprächen etwa 90.000 Nachrüstungen.Handlungsbedarf beim DieselHandlungsbedarf sieht Deutschlands oberster Werkstatt-Vertreter beim Dieselkraftstoff. Dass zwei Wochen Dauerfrost Anfang Februar zu tausenden Liegenbleibern bei Dieselfahrzeugen führten, sei nicht akzeptabel. Hauptgrund sei die Verflockung des Dieselkraftstoffs, der Filter und Einspritzsysteme verstopfte, gewesen. Angesichts der inzwischen viel feineren Filtersysteme in modernen Dieselfahrzeugen, die regelmäßig gewartet werden müssten, forderte Hülsdonk, dass den gesamten Winter über an allen Tankstellen „Winterdiesel“ bereitgestellt würde. Auch müsste über eine Modernisierung der Diesel-Norm (DIN EN 590) nachgedacht werden. „Um dieses Thema auch im Sinne der Verbraucher anzugehen, streben wir an, mit Fachleuten aus Kfz-Gewerbe, Automobilindustrie und Mineralölwirtschaft auf der diesjährigen Automechanika im September eine Fachdiskussion zu führen.“ zKurzfassung8,2 Prozent mehr Umsatz und 0,5 Prozentpunkte mehr Rendite: Das ist laut ZDK das Ergebnis für das Branchenjahr 2011. Weil mehr gewerblich genutzte Fahrzeuge verkauft wurden, stiegen sowohl der Durchschnittspreis als auch der Dieselanteil. Laut Branchenverband soll das Geschäft 2012 „stabil“ bleiben. Der Bundesinnungsmeister warnt aber vor rückläufiger Rendite im Service.

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