Ausgabe 19/2010: Service-Weltmeisterschaft

Service-WeltmeisterschaftAutomechanika E Noch nie kamen die Messebesucher aus so vielen Nationen. Über 4.400 Aussteller zeigten Produkte und Innovationen.von Prof. Hannes Brachat, Ralph M. Meunzel, Karolina Ordyniec und Thomas Seidenstückerzur 21. Automechanika kamen zwar etwas weniger Besucher als vor zwei Jahren – die Zahl von 155.000 Fachbesuchern aus 180 Ländern war aber dennoch ein stattlicher Gradmesser für die Attraktivität der weltgrößten Werkstatt- und Autoteilemesse. Dabei konnte man bei den ausländischen Besuchern ein Plus von fünf Prozent verzeichnen. Die meisten Gäste kamen neben Deutschland aus Italien, Großbritannien, Frankreich, China, Russland und den USA.Den Besucherrückgang begründete ein Sprecher mit der Branchensituation in Deutschland. Viele Unternehmen seien nicht mehr auf dem Markt oder schickten weniger Mitarbeiter in die Mainmetropole. Nach Angaben der Organisatoren lag die Besucherzufriedenheit in diesem Jahr aber bei 95 Prozent. Auch ZDK-Präsident Robert Rademacher zog ein positives Resümee der Leitmesse: „Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise mit ihren negativen Auswirkungen auf die Automobilbranche hat die Automechanika positive Zeichen gesetzt.“ Die Stimmung im Kfz-Gewerbe habe sich deutlich verbessert.MB Original-TauschteileAPI und PSAYokohama und RR-TeamHP Mid-market SolutionsInfomediaCastrolPro-NeuwagenAutoMegaLiqui-MolyBMWMercedes-BenzMercedes-Benz AutohausNußbaumBosch ServiceASA-AbendTÜV Nord MobilitätWeltneuheitInduktive LadestationE-Mobil-Pionier Sirri Karabag, Hamburg, hat mit seinem induktiven Ladesystem wieder eine Neuheit präsentiert. Das Auto wird direkt über einen Kontakt am Nummernschild geladen. Damit kann der Karabag 500 e innerhalb von rund sieben Stunden geladen werden. Außerdem ist es möglich, die Station an jeder Steckdose anzuschließen. Das Konzept wurde von Vahle und Kostal entwickelt. „In Zukunft wird das Laden von E-Fahrzeugen in erster Linie über diese nutzerfreundliche Form erfolgen“, ist der Hamburger Unternehmer überzeugt. Die DAT, Deutsche Automobil Treuhand, hat die E-Mobilität inzwischen für das Tagesgeschäft umgesetzt. Mit der Aufnahme des Bauplanes des 500e in die „SilverDAT“ ist es jedem Servicepartner ab sofort möglich, eine Schaden- und Reparaturkostenkalkulation durchzuführen. Mit bisher ausgelieferten über 100 Elektrofahrzeugen wurden mittlerweile mehr als 500.000 Kilometer abgeleistet, sagte Sirri Karabag.16 Thesen zur 21. Automechanika von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat1. Der Nutzwert der Automechanika für den deutschen Markenhandel lag in der Präsenz der deutschen Hersteller, der vielfältigen Dienstleistungsanbieter und der internationalen Werkstattausrüster. 2. Die Herstellerstände haben für die Branche Service-Leitfunktion. Audis „Top-Service“ war ein Highlight! 3 Mio. Invest! Man zieht die markeneinheitliche Linie durch, jedes „mittelständische Familienbetriebsstrahlen“ wird entwurzelt. BMW scheint noch weniger „Freude am Service“ zu entwickeln. Ford führte sein Schattendasein auf dem ZDK-Stand „ford“. Opel wurde mit dem Marketing für „Opel lebenslänglich“ wohl nicht pünktlich fertig. Die Importeure fehlten. Viele von ihnen suchen keine Servicepartner bzw. stellen ihre Servicestrategie in händlerseparaten Tagungen dar. 3. Wer die Hersteller-Verkäufe am Markenhandel vorbei und die entstehenden massiven Neuwagenvertriebsformen über Internet sieht, wird fragen, ob der Service das wichtigste Geschäftsfeld bleibt oder ob es strategisch zum wichtigsten Geschäftsfeld im Autohaus gemacht werden muss.4. Die Zeitenwende im Service durchlebt die Branche seit 25 Jahren. 1994 gab es noch 57.000 Kfz-Betriebe, heute sind es 38.000. Stille Anpassung!5. Den Service-Kuchen von jährlich 70 bis 80 Mio. Euro teilen sich Markenhandel, Freie Werkstätten und Do-it-Yourselfer (ca. 20 % Marktanteil).6. Der Druck der Freien Werkstätten und der dahinter stehenden Teilelieferanten bedeutet eine beträchtliche Einengung auf die Service-Marge im markengebundenen Autohaus. Hinzu kommen die rabattträchtigen Werkstattleistungen für die „gewerblichen Zulassungen“.7. Bei Audi verteuert sich die Werkstattleistung. Wenn aber die ersten MB-Niederlassungen im Service mit 20% Rabatt werben, beweist dies, dass die Werkstattleistungen zu teuer sind oder dass selbst bei den Premiumkunden das sensible Gespür für Preis-Leistung zunimmt. 8. Die Komplexität der Automobiltechnik und die Zahl zunehmender Fahrzeugmodelle pro Marke belegt, dass weder der Markenhändler noch die Freie Werkstatt in Zukunft ohne einen Servicevertrag bzw. die Bindung an ein Werkstattkonzept auskommen wird.9. Ein Schwerpunkt lag auf Elektrofahrzeugen und „grünen Produkten“. Man wird sehen, ob die Hersteller E-Fahrzeuge an separate Vertriebsverträge knüpfen, zumal bereits Anbieter wie Smiles AG und Karabag auf dem Markt sind. ZDK-Präsident Rademacher forderte die Förderung des Erwerbs von Elektroautos. Bundesverkehrsminister Ramsauer kündigte auf der „Obermeister-Tagung“ für 2011 das Wechselkennzeichen an. Ebenso wird er sich für die Zulassung im Autohaus stark machen. Eine Initiative des Kfz-Landesverbands Bayern!10. Auf derAutomechanika waren zahlreiche Diagnosegeräte für Hybridfahrzeuge zu sehen. Mercedes-Benz stellt derzeit das emissionsfreie Automobil am Beispiel der B-Klasse F-Cell vor. Die Brennstoffzelle verwandelt Wasserstoff in elektrischen Strom. Das emissionsfreie Automobil ist Realität! Welch ein Wunderwerk. Aber welche Komplexität!11. Das Servicegeschäft ist für Hersteller wie Werkstatt-Systemanbieter nur Mittel zum Zweck. Das eigentliche Geld wird mit Teilen verdient. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Automobilhersteller ihre Vertragspartner mit den Identteilen beliefern. Die Chinesen waren bereits 2010 die mächtigste Anbietergruppe der Automechanika-Aussteller. 12. Das Autohaus hat aufgrund der dargelegten Entwicklungen den größten Anpassungsbedarf in den Service-Vermarktungs- (inkl. Online-Service-Marketing) und in den Qualifizierungsprogrammen. 13. Der kundenorientierte Service lebt durch die handelnden Menschen! Der Serviceberater muss aus gutem Grunde Serviceverkäufer heißen. Die größten Defizite liegen in der Kommunikation. Der zweite Qualifizierungsbaustein liegt in der Bewältigung der technischen Entwicklungen. 14. Reifen-, Glas- und Tuning-Management bieten noch Wachstumspotenzial für das Service-Geschäft. 15. Das Zubehörgeschäft im Autohaus ist „tot“! Wo bleibt die Individualisierungskampagne, die einen Zubehör-Ruck durch die Branche schickt?16. Die Zielgruppe der Frauen ist für den Service substantiell, sprich nutzengerecht aufzuarbeiten und wirkungsvoll auszuschöpfen.

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