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Selbstfahrende Autos: Deutsche Hersteller bald nur noch Beifahrer?

31.10.2014 00:28 Uhr
Kein Versteckspiel mehr: Basierten die Google-Versuche für selbstfahrende Autos bisher zum Beispiel auf dem Toyota Prius, werkelt der Konzern jetzt an einem smarten E-Zweisitzer.
Google-Prototyp: Konkurrenz für etablierte Autobauer?
© Foto: Google

Das selbstfahrende Auto treibt die Branche derzeit stark um. Noch bevor die ersten Modelle in Serie gehen, spekulieren Experten, dass sich die Kräfteverhältnisse verschieben könnten.

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Von Simon Ribnitzky und Felix Frieler, dpa

Autos, die ihren Weg ohne Zutun des Fahrers finden – diese Zukunftsvision könnte die Branche revolutionieren. Spannend ist die Frage, wer künftig den Takt vorgibt: Internet- und Softwareanbieter könnten den Autobauern und Zulieferern bei der Fahrzeugentwicklung ins Steuer greifen.

VW-Chef Martin Winterkorn machte am Donnerstag beim "Handelsblatt Auto-Gipfel" in München jedenfalls klar, dass die Autokonzerne sich nicht von den großen Internetkonzernen bedrängen lassen sollten: "Die deutsche Wirtschaft darf das Internet Apple, Google & Co. nicht allein überlassen. Wir Autobauer müssen alles daran setzen, den Datenzugriff nicht aus der Hand zu geben."

Dass Fahrer-Assistenzsysteme und das sogenannte autonome Fahren große Wachstumschancen haben, wird von Experten kaum bezweifelt. Laut der Unternehmensberatung Roland Berger etwa dürfte sich der Markt für Assistenzsysteme bis 2020 mehr als verdreifachen. Auch das Münchner Beratungsunternehmen Dr. Wieselhuber & Partner spricht von "Schrittmachertechnologien", die neuen Spielern den Markteintritt ermöglichen. Autohersteller und Zulieferer müssten sich darauf einstellen – "wenn sie von den Entwicklungen langfristig nicht überrollt werden wollen", mahnt Wieselhuber-Autoexperte Peter Fey.

Google-Vision: einfach einsteigen und gefahren werden

Seit fünf Jahren versucht Google, Autos selbstfahren zu lassen. "Mit unserem autonom fahrenden Testfahrzeug haben wir schon viele 100.000 Kilometer unfallfrei auf öffentlichen Straßen zurückgelegt", sagt Jens Redmer von Google Deutschland. Einfach einsteigen und gefahren werden – wenn es nach Redmer geht, könnte das in rund zehn Jahren für jedermann möglich sein.

Auch Autohersteller und Zulieferer treiben die Automatisierung des Fahrzeugs voran. Mit vernetzter Verkehrsbeobachtung, sollen Autos zum Beispiel nicht nur selbst einparken, sondern vorher auch einen Parkplatz finden. Auch die Sicherheit werde durch selbstfahrende Autos erhöht, werben Entwickler. "90 Prozent der Unfälle werden durch Menschen verursacht, nur bei zehn Prozent liegt die Ursache im Versagen der Technik", sagt der Leiter des Allianz Zentrum für Technik, Christoph Lauterwasser. Die Technik könne helfen, Unfälle zu vermeiden.

Wer in dem neuen Marktsegment das größte Stück vom Kuchen bekommt, ist noch völlig offen. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche beobachtet die Konkurrenz zunächst gelassen. "Ich glaube nicht, dass Google anstrebt, morgen 50 Autofabriken auf der Welt zu besitzen", sagte Zetsche. Der Internetriese habe ein anderes Geschäftsmodell. Er wolle Daten abschöpfen, um damit Geld zu verdienen. Die Autokonzerne wollten mit den Daten das Autofahren für ihre Kunden verbessern. Und da gebe es ein Konfliktpotenzial.

Mercedes: Fahrspaß bleibt

Zwar arbeitet Google auch mit Autounternehmen zusammen und will selbst nicht die Branche wechseln, will aber gleichzeitig das selbstfahrende Auto von Grund auf neu entwickeln. "Unsere neueste Version hat nur noch zwei Knöpfe – einen grünen zum Starten und einen roten Notaus-Knopf", sagt Redmer. Und hier liegt vorerst der größte Unterschied zwischen Silicon Valley auf der einen und VW, Daimler & Co. auf der anderen Seite: "Es geht uns ausdrücklich nicht darum, den angenehmen Teil des Fahrens zu automatisieren", sagt Daimler-Chef Zetsche. Bei Mercedes blieben Lenkrad, Gas und Bremspedal auf jeden Fall feste Bestandteile jedes Wagens. (dpa)

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