Von Doris Plate/AUTOHAUS
Nach sechs Jahren hielt Sylke Eßer-Bruß am Samstag in Bonn ihre letzte Rede als oberste Renault-Händlerin. Und sie brachte noch einmal die Sorgen und Nöte der Renault-Partner auf den Punkt. Den meisten Raum nahmen ihre Ausführungen zu den Planungen zur neuen Signalisation ein, die für das gesamte Netz mit sehr hohen Investitionen verbunden ist. Hier sah Eßer-Bruß noch deutlichen Nachholbedarf: "Der komplette Umsetzungsprozess muss aus Sicht des Verbandes nochmals neu angegangen und verbessert werden."
Sie kritisierte, dass zum Teil Planungsunterlagen von Händlerbetrieben vorliegen würden, die weder die Kundenparkplätze von Mehrmarkenbetrieben noch bereits vorliegende Abnahmeprotokolle berücksichtigen würden. In anderen Fällen seien keine Neuwagenlagerplätze und Stellflächen für Werkstattersatzwagen vorgesehen gewesen. Auch mahnte sie, dass Betriebe mit einem Marktpotential von 80 oder 100 Fahrzeugen mehrere Hunderttausend Euro in die Hand nehmen sollen, ohne dass eine Amortisierung dieser Investitionen wirtschaftlich möglich erscheint.
Bessere IT statt Kontrolle
Aber auch für den Umgang des Herstellers mit der Umstellung auf die WLTP-Abgasmessung fand Eßer-Bruß kritische Worte. Sehr viel Beifall erhielt sie für ihre Äußerungen zum Thema Audits, Standardprüfungen und Mystery Shoppings: "Eine permanente Überprüfung und Überwachung des Netzes mit einem derartigen Aufwand ist nach wie vor nicht erforderlich." Ihr Vorschlag an Renault Frankreich: "Verzichten sie einfach auf die unnötigen Audits und Überprüfungen und nehmen sie das Geld, das sie hierdurch einsparen zur Deckung der Entwicklungskosten der Systeme, auf die das Netz schon seit Jahren dringend wartet und auch einen Anspruch hat."
Renault und Dacia Partnerkongress 2018
BildergalerieBeim Thema Ersatzteile sah Eßer-Bruß ebenfalls Verbesserungsbedarf. "Auf der einen Seite reden wir über die stetige Verbesserung der Kundenzufriedenheit und der damit verbundenen Servicekapazität und dann dürfen neue Fahrzeuge nicht an den Kunden ausgeliefert werden, weil notwendige Teile tausendfach fehlen und noch nicht einmal verbindlich vorausgesagt werden kann, wann die Lieferung erfolgen wird."
Hochgeschurtz: "Es wird richtig gut werden"
Der Vorstandsvorsitzende der Renault Deutschland AG nahm den Ball geschickt auf. Selbstverständlich brauche Renault Händler, die Geld verdienen, sagte Uwe Hochgeschurtz, "damit sie Spaß haben und die Investitionen leisten können". Mit den aktuellen 1,78 Prozent läge man zwar nicht mehr ganz so gut wie 2017 (2,06) aber immer noch viel besser als viele andere Marken und an der Spitze aller Renault-Netze in Europa. Er bedankte sich bei der scheidenden VDRP-Präsidentin für ihre Arbeit: "Es war auch Dein Erfolg, liebe Sylke, dass es bei Renault aufwärts geht." Die Marke wachse jetzt schon das dritte Jahr in Folge, sagte er, bis jetzt in diesem Jahr um 8,2 Prozent.
Die Kritik am Umgang seiner Organisation mit der WLTP-Umstellung ließ er nur begrenzt gelten: Es sei nicht perfekt gewesen, aber besser als bei vielen anderen, sonst hätte es nicht diese Steigerung der Verkäufe gegeben. Mit der Modelloffensive 2019 – neuer Kadjar im Januar, sowie ab Ende des Jahres ein Clio in Hybridversion sowie Captur und Mégane als Plug-in-Hybride – werde das nächste Jahr "richtig gut" werden. Zudem sei die Umstellung auf Benziner sehr gut gelungen, betonte Hochgeschurtz. Die Marke verkaufe mittlerweile 85 Prozent der Autos mit dieser Motorisierung. Und: Im November sei es erstmals gelungen über 1.000 Kaufanträge für das Elektromodell Zoé zu schreiben. Damit läge Renault auch in Sachen Elektro ganz weit vorne. Diese Stellung würde noch ausgebaut: "Wir haben jetzt vier E-Autos, 2022 werden wir acht haben – zusätzlich zu den wettbewerbsfähigen Benzinern."